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Stefan Effenberg: "Der FC Bayern wird wieder Deutscher Meister!"


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Die Kolumne von Stefan Effenberg
"Die Qualität der Bundesliga wird immer schlechter"

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 15.08.2018Lesedauer: 6 Min.
Ex-Fußballspieler Stefan Effenberg: Wenn ein Spieler weg will, sollte man ihn gehen lassen.Vergrößern des Bildes
Ex-Fußballspieler Stefan Effenberg: Wenn ein Spieler weg will, sollte man ihn gehen lassen. (Quelle: imago-images-bilder)

Stefan Effenberg beantwortet 10 Fragen zur neuen Saison. Er erwartet ein Desaster der deutschen Klubs in Europa – und hält einen Rudy-Wechsel für einen Fehler.

Der Supercup liegt hinter, die erste Pokalrunde sowie der Bundesliga-Start vor uns – und es gibt noch viele offene Fragen. Ich habe mich deshalb mit den spannendsten auseinandergesetzt und sie für Sie beantwortet – zum FC Bayern, zur Bundesliga und zur Nationalmannschaft.


Wird es wieder einen Alleingang des FC Bayern in der Bundesliga geben?

Man kann nach dem 5:0 gegen Frankfurt im Supercup wohl schwer davon ausgehen, dass es wieder einen Durchmarsch geben wird. Es gab zunächst viele Fragezeichen – zum Beispiel hinter den Nationalspielern, die von der verkorksten WM zurückkamen. Aber sie haben gleich im ersten Pflichtspiel ihre Leistung abgerufen. Das spricht für Trainer Niko Kovac, der gleich Spannung aufgebaut hat. Kein Spieler kann sich zurücklehnen – und deshalb werden die Bayern wieder marschieren. Ich lege mich heute schon fest: Der FC Bayern wird wieder Deutscher Meister. Ich denke allerdings, dass sie nicht mit diesem Vorsprung Meister werden wie im vergangenen Jahr.

Ist der Kader des FC Bayern schon optimal aufgestellt?

Ja. Sie sind gut aufgestellt. Spieler wie Lewandowski, bei denen man Bauchschmerzen hatte, haben gezeigt, dass sie alles für den FC Bayern geben. Sie haben die nötige Qualität, um als Ziel den Champions-League-Titel ins Visier zu nehmen.

Aus meiner Sicht war es auch richtig, bei Vidal die Tür aufzumachen und ihn zu verkaufen. Er war drei Jahre hier – und hat mich nicht so weggebeamt, dass ich sage: Der ist unantastbar. Er hat letztes Jahr angekündigt, dass er die beste Saison seines Lebens spielen wird. Das war definitiv nicht der Fall. Dass er künftig für den FC Barcelona spielen darf – etwas Besseres hätte ihm gar nicht passieren können. Bayern braucht ihm keine Träne nachweinen.

Sollte Bayern noch einen oder mehrere Spieler abgeben?

Nein. Nehmen wir Boateng: Ich persönlich würde ihn auf keinen Fall abgeben. Die Statements der Spieler wie Müller und Robben waren auch eindeutig. Die Mitspieler wollen, dass er bleibt – und ich denke, dass sich die Verantwortlichen diese Aussagen zu Herzen nehmen sollten. Boateng war hin und wieder verletzt, aber er hat Großes für den Verein geleistet, eine große Akzeptanz in der Mannschaft und ist mit seiner Erfahrung immer noch einer der besten Verteidiger der Welt.

Auch um einen Thiago-Abschied gab es Gerüchte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich wohlfühlt in der Stadt München und auch in der Mannschaft. Wenn er das abruft, was er kann, dann sollte er bei Bayern München bleiben. Für den FC Bayern wäre das sportlich sonst ein Verlust.

Und auch für Sebastian Rudy wäre es besser, bei Bayern zu bleiben. Erst soll er bei RB Leipzig bereits unterschrieben, dann Schalke-Trainer Tedesco getroffen haben. Fakt ist, dass sich die Situation für ihn bei Bayern durch den Abgang von Vidal verbessert hat. Er sollte für sich eigentlich den Anspruch haben, sich jetzt durchzubeißen – auch im Hinblick auf die Nationalmannschaft. Er hat die Qualität. Die Spiele, die er bei Bayern gemacht hat, waren absolut in Ordnung. Ich denke, es wäre das Beste für seine Entwicklung, wenn er bleibt. Das sieht sonst auch nach Flucht aus nach nur einem Jahr.

Sind die Zweifel an Lewandowski jetzt weg?

Man kann die Sorgen zunächst mal beiseitelegen. Viele dachten, er würde jetzt die beleidigte Leberwurst spielen, nachdem sein Wechselwunsch nicht erfüllt wurde. Aber er hat sich nicht hängen lassen. Im Gegenteil. Aubameyang oder Dembélé haben das in Dortmund ganz anders gemacht und sich weggestreikt. So etwas würde es beim FC Bayern nicht geben. Die Verantwortlichen haben eine brutale Fachkompetenz. Beim BVB müssen sie irgendwann aufs Geld gucken – Bayern dagegen knickt gar nicht ein, sie sind wirtschaftlich zu gut aufgestellt.

Ich bin prinzipiell der Meinung, dass man einen Spieler gehen lassen sollte, wenn er wirklich weg will. Mein Eindruck bei Lewandowski ist, dass das Thema heißer gekocht als gegessen wurde. Ich bin jetzt überzeugt, dass er eine gute Saison spielen wird.

Kriegt Thomas Müller die Kurve?

Thomas Müller steht unter Beobachtung wie noch nie in seiner Karriere. Früher konnte er mal drei, vier schwächere Spiele machen und war trotzdem unumstritten, das ist nun vorbei.

Er muss sich aus meiner Sicht verändern, um die Kurve zu kriegen. Ich möchte ihm nicht die Ernsthaftigkeit absprechen – aber er ist in einem Alter, in dem er die auch nach außen noch mehr ausstrahlen sollte. Er soll authentisch bleiben wie er immer ist und war. Aber jetzt geht es nicht mehr um die Späße, die natürlich ganz Deutschland liebt – jetzt geht es um seine Karriere. Und er sollte noch mehr vermitteln, dass ihm das bewusst ist.

Welche Vereine können näher an den FC Bayern heranrücken?

Ich denke, dass in erster Linie Borussia Dortmund wieder etwas näher an Bayern herankommen und den FC Schalke wieder überholen kann – auch wenn es für ganz oben nicht reichen wird. Spannend wird es stattdessen im Abstiegskampf – aber damit beschäftige ich mich unter anderem in meiner nächsten Kolumne in der nächsten Woche.

Muss der BVB noch einen Stoßstürmer holen?

Du hast keinen mehr in der Mannschaft, der dir wie Aubameyang oder davor Lewandowski 20 bis 30 Tore garantiert. Deshalb macht mir die Offensive durchaus Sorgen.

Favre hat bei Borussia Mönchengladbach lange Zeit mit Mike Hanke im Sturm gespielt und mit viel Tempospielern drum herum. Diese Spieler drum herum hat er in Dortmund mit Philip, Reus oder Götze auch – aber der vorne drin, der ist noch nicht da. Das ist das Puzzleteil, das fehlt. Sie sollten noch auf dem Transfermarkt zuschlagen. Favre braucht so einen Spieler.

Ist die Bundesliga bei Transfers zu wenig Risiko gegangen?

Wenn ich mir die Transfers der Bundesligisten anschaue, fällt auf: Der namhafteste Spieler, der von außen dazugekommen ist, ist Axel Witsel beim BVB. Das ist zweifellos ein richtig guter Spieler, aber er kommt von Tianjin Quanjian aus China und hat noch nie in einer europäischen Topliga gespielt. Wenn das einer der namhaftesten neuen Spieler ist, dann ist klar: Die Bundesliga ist aktuell nicht attraktiv für Topspieler. Und deshalb bin ich mir auch sicher, dass der Rückstand der Bundesliga zur Premier League und zu den anderen Topligen erheblich größer wird. Die Bundesligisten werden ihre Herangehensweise verändern und mehr Risiko gehen müssen, um diesen Trend zu stoppen – sonst bekommst du gar keine Spieler mehr. Wenn ein Spieler zwei Angebote aus der Bundesliga hat und eines aus der Premier League, geht er nach England und lieber zu Fulham oder Stoke City als zu Gladbach oder Schalke.

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Wird es im Europacup wieder ein Desaster für die deutschen Klubs geben?

Natürlich müssen wir uns darauf einstellen, dass es wieder in einem Desaster endet und dass nur der FC Bayern uns würdig vertreten wird. Das ist ja auch der einzige Verein mit dem Anspruch, das zu tun. Was haben denn Schalke, Dortmund oder Hoffenheim für Ansprüche? Die werden durchweg die Aussage tätigen, dass sie in Europa überwintern wollen. Und das wird eng. In der Europa League war das in den letzten zehn Jahren ein Armutszeugnis, was deutsche Klubs abgeliefert haben. Sie wollen den Europacup ernster nehmen, aber was ist wirklich passiert? Die anderen haben aufgerüstet – wir nicht.

Das Fatale ist: Viele Vereine fahren die Strategie, auf Talente zu setzen. Aber auch die geht nicht mehr auf. Früher sind junge Spieler drei, vier Jahre geblieben und dann zu einem Topklub gegangen – heute werden sie wie Kehrer bei Schalke sofort für 35 bis 40 Millionen Euro weggekauft. Bei Leroy Sané ging es genauso schnell. Das alles ist eine Entwicklung für die Bundesliga, die nicht gut ist.

Die Qualität wird immer schlechter.

Fällt der Umbruch beim DFB aus?

Nach meiner letzten Kolumne zu dem Thema haben viele Experten mehr Fachkompetenz beim DFB gefordert. Viele haben eine ähnliche Meinung vertreten, weil sie Ahnung von Fußball haben. Aber dass da jetzt groß umgebaut wird, ist unrealistisch. Das sind ein Stück weit Beamte – wobei ich den Beamten nicht zu nahe treten will. Beim DFB gibt es niemanden, der mal feucht durchwischen und die Leute rauswerfen würde, die fehl am Platz sind. Ein Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge würden das machen – aber die sind zum Glück für den FC Bayern tätig.


Ich bin nun trotzdem gespannt auf die Analyse, lege mich aber auch da fest: Sie wird rein sportlich ausfallen – und die Herren an der Spitze und im Hintergrund nicht betreffen. Die werden weiterhin die Taktik fahren, sich zurückzuziehen und auf die Vergabe der EM 2024 zu hoffen. Aber das darf nicht sein. Grindel und Bierhoff müssen aus der Deckung kommen und alle Karten auf den Tisch legen. Sonst wird es nicht besser. Im Gegenteil. Das wäre fatal für den Neuanfang.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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