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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rekordtransfer Pléa Noch hat Gladbachs neue Sturm-Rakete nicht gezündet

Mit 23 Millionen Euro ist Alassane Pléa teuerster Gladbach-Einkauf aller Zeiten. Er soll dem Team endlich die Sturm-Power geben, die zuletzt fehlte. Noch ist der Franzose aber alles andere als in Topform.
90 Minuten saß er auf der Bank – genauer gesagt auf einer Bierzeltgarnitur am Spielfeld: So sah Alassane Pléas Leistungsnachweis beim Borussia Mönchengladbachs 2:1-Testspielsieg gegen den FC Augsburg aus. So stellt sich der mit 23 Millionen Euro teuerste Neuzugang der Gladbacher Vereinsgeschichte den Bundesligaauftakt gegen Leverkusen in knapp einem Monat ganz sicher nicht vor.
Doch noch gibt es keinen Grund für Nervosität: Denn der Bankplatz war mit Trainer Dieter Hecking abgesprochen. Dort saßen neben Pléa auch Rekonvaleszent Lars Stindl und WM-Fahrer wie Yann Sommer, Nico Elvedi oder Matthias Ginter.
Pléas starke Saison in Nizza
Mit Letzteren bildete Pléa während des einwöchigen Trainingslagers in Rottach-Egern am Tegernsee oftmals eine Trainingsgruppe – abseits des restlichen Teams. Noch ist der französische Stürmer körperlich noch nicht voll auf der Höhe und soll peu à peu an seine Topform herangeführt werden. Von dieser ist er allerdings noch ein gutes Stück entfernt.
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Zu was er im Stande ist, hat Pléa in der vergangene Spielzeit bei OGC Nizza unter Trainer Lucien Fravre eindrucksvoll gezeigt: In 35 Ligue-1-Spielen gelangen ihm 16 Treffer und sechs Assists; in der Europa League traf er zudem in acht Spielen viermal. Gewiss sind das eindrucksvolle Zahlen, aber rechtfertigen sie wirklich eine derart hohe Ablösesumme?
Pléa eröffnet Hecking ganz neue offensive Optionen
Zumindest Heckings Lobeshymne bei der Vorstellung des 1,81-Meter-Angreifers ließ daran keinen Zweifel: "Alassane ist ein mitspielender Stürmer, kann aber auch mit Tempo in die Tiefe gehen und Eins-gegen-eins-Situationen auflösen. Er ist in verschiedenen Systemen einsetzbar, im 4-4-2 als Doppelspitze oder im 4-3-3 auf verschiedenen Positionen.“
Diese Flexibilität ist es, die Pléa für Hecking so interessant macht. Denn: Nachdem die Gladbacher in der vergangenen Rückrunde noch vom sechsten auf den neunten Platz zurückfielen, hat Hecking den eigenen Spielstil überdacht. „Wir haben festgestellt, dass wir oft zu leicht berechenbar waren. Wenn der Gegner uns hoch zugestellt hat, fiel uns nicht mehr allzu viel ein. Dann hatten wir auch keinen mehr, den wir mal vorne mit einem langen Ball oder einer hohen Flanke anspielen konnten. Und diese Möglichkeit haben wir jetzt mit Alassane Pléa."
In Nizza im Sturm neben Balotelli
Mit technisch beschlagenen Offensivakteuren wie Raffael oder Lars Stindl zeigten die Gladbacher zuletzt zwar oft spielerisch ansehnlichen Fußball, in brenzligen Situationen fehlte aber oft ein zentrale Angreifer – als Anspielstation und Vollstrecker. Um diese Facetten wird das Gladbacher Angriffsspiel nun bereichert.
Ein Mittelstürmer der Marke Mario Gómez ist Pléa allerdings nicht. Er spielt zwar gerne in der Mitte, besticht aber durch seine Vielseitigkeit. Zuletzt in Nizza kam der ehemalige französische U21-Nationalspieler beispielsweise meist über die linke Angriffsseite, weil in der Zentrale Mario Balotelli gesetzt war. Das italienische Enfant terrible erzielte in der abgelaufenen Ligue-1-Saison zwar zwei Tore mehr, legte aber deutlich weniger auf.
Zweier-Sturm ist denkbar
Im Gladbach wird Pléa auf deutlich versiertere Vorlagengeber treffen: allen voran Raffael, der bisher in der Vorbereitung überzeugte. Der Brasilianer könnte an der Seite von Pléa endlich wieder zu alter Form zurückfinden: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er und Alassane Pléa gut zusammen spielen können. Das werden wir in den nächsten Spielen sicher auch noch sehen", erklärte Trainer Hecking zum Abschluss des Trainingslagers bei einem Pressegespräch. Das Pléa wie gegen Augsburg öfters mal 90 Minuten auf der Bank zubringen wird, erscheint also unwahrscheinlich.
- Eigene Beobachtungen vor Ort
- Spielerprofil bei "transfermarkt.de"
- Artikel im "Kicker" (Printausgabe vom 27. Juli 2018, S. 14/15)
- Artikel bei "Spox"