Anschlag auf Borussia Dortmund Mutmaßlicher BVB-Bomber verhaftet
Er wollte 20 Fußballprofis töten, um sich zu bereichern. Jetzt konnte der mutmaßliche BVB-Attentäter verhaftet werden.
Der Tatverdächtige Sergej W. hatte offenbar einen perfiden Plan: Der 28-Jährige wollte nach Angaben der Bundesanwaltschaft mit drei Bomben und dem Tod möglichst vieler Spieler die BVB-Aktie zum Absturz bringen und dadurch abkassieren.
In Untersuchungshaft
Der Mann wurde am Nachmittag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat. Ein islamistischer oder rechtsextremer Hintergrund der Tat vom 11. April wäre damit ausgeschlossen.
"Wir gehen davon aus, dass der Beschuldigte für die Tat verantwortlich ist", teilte Staatsanwältin Frauke Köhler auf einer Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. W., der am frühen Freitagmorgen in Tübingen von Spezialkräften der GSG9 verhaftet worden war, wird nun laut Köhler versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoff-Explosion und Körperverletzung zulasten gelegt. Inzwischen sitzt der Verdächtige in Untersuchungshaft.
"Eine widerwärtige Tat"
Bundesinnenminister Thomas de Maizière wertete die Festnahme am Freitagnachmittag als "großen Erfolg" und verurteilte den Anschlag auf das Schärfste: "Dass sich jemand bereichern will, indem er Menschen umbringt, um den Aktienkurs zu manipulieren, ist eine widerwärtige Tat und erfüllt voll das Mordmerkmal."
Laut Bundesanwaltschaft wollte der mutmaßliche Täter mit dem Attentat nach derzeitigem Ermittlungsstand wohl einen massiven Kurssturz der BVB-Aktie erzwingen. Die Ermittler seien W. laut Köhler "durch auffällige Optionsgeschäfte auf die Spur gekommen". Er habe "drei verschiedene Derivate gekauft und damit auf einen Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt".
Für Zockerei Kredit aufgenommen
W. hatte laut Bundesanwaltschaft bereits Mitte März ein Zimmer für den Zeitraum vom 9. bis 13. April sowie für den Zeitraum vom 16. bis 20. April im Dortmunder Teamhotel L'Arrivée gebucht. Zum Zeitpunkt der Buchung habe noch nicht festgestanden, an welchem Termin die Dortmunder gegen Monaco Heimrecht haben. W. habe lautet Bundesanwaltschaft am 9. April "ein Zimmer im Dachgeschoss des Hotels mit Blick auf den späteren Anschlagsort bezogen".
Noch am Tag des Anschlags erwarb er über die IP-Adresse des BVB-Teamhotels 15.000 Verkaufsoptionen in Bezug auf das Dortmunder Wertpapier - ein Einbruch des Kurses hätte dann den gewünschten Gewinn gebracht, je tiefer der Sturz, desto höher der erzielte Ertrag.
Für den Kauf der Optionen habe W. laut Anwaltschaft am 3. April einen Kredit in Höhe von "mehreren Zehntausend Euro" aufgenommen. "Wie hoch der mögliche Gewinn ist, dazu können wir noch nichts sagen", teilte Köhler mit. Medienberichten zufolge hätte W. einen Millionenbetrag kassieren können.
Watzke will Sicherheit "dramatisch" erhöhen
Beim BVB sorgten die neuesten Entwicklungen für Entsetzen. "Dass man offensichtlich versucht hat, durch den Anschlag Kurs-Gewinne zu realisieren - das ist natürlich Wahnsinn", sagte Klub-Chef Hans-Joachim Watzke der Bild: "Wir werden jetzt im Rahmen unserer Möglichkeiten die Sicherheitsvorkehrungen noch mal dramatisch nach oben schrauben."
Bei dem Attentat vor dem Viertelfinalhinspiel der Champions League gegen AS Monaco war der BVB-Profi Marc Bartra am Handgelenk und Arm verletzt worden; der Spanier musste operiert werden. Ein Polizist, der den Bus auf dem Motorrad begleitete, erlitt ein Knalltrauma und einen Schock.
Nach intensiven Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der nordrhein-westfälischen Polizei in den vergangenen Tagen hatten die Ermittler am Freitagmorgen zugeschlagen. Um kurz vor 6 Uhr wurde W. festgenommen, kurz bevor er seine Arbeitsstelle in Tübingen erreichte.
Sprengsätze wurden einzeln gezündet
Die drei Sprengsätze des Anschlages, so die Bundesanwaltschaft in einer ersten schriftlichen Mitteilung am Freitagmorgen, waren über eine Länge von zwölf Metern in einer Hecke entlang der Fahrstrecke des Mannschaftsbusses angebracht. Die Wirkung der Sprengsätze war auf den Bus ausgerichtet. Die Zündung erfolgte nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung.
"Die Sprengsätze wurden zeitlich optimal gezündet", hieß es. Sie waren demnach mit Metallstiften bestückt, die etwa 70 mm lang waren und einen Durchmesser von sechs mm und ein Gewicht von etwa 15 Gramm hatten. In der Kopfstütze des zweiten Sitzes in der hinteren Reihe des Busses wurde einer der in den Sprengsätzen verbauten Metallstifte gefunden, sogar in einer Entfernung von 250 Meter wurde noch ein Metallstift entdeckt.
Über die Art des Sprengstoffs machte die Bundesanwaltschaft am Freitagmittag noch keine Angaben. "Da der verbaute Sprengstoff komplett umgesetzt wurde, gestalten sich die Untersuchungen aufwändiger", sagte Köhler. Die Börse reagierte derweil auf die Festnahme: Die BVB-Aktie legte bis zum Freitagmittag um vier Prozent zu.