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Einstand: BVB Fans feiern ihren neuen Trainer Tuchel


Pfiffe gegen Gündogan
BVB feiert seinen neuen Trainer Tuchel

Von t-online
Aktualisiert am 05.07.2015Lesedauer: 3 Min.
Thomas Tuchel folgt als Chef-Trainer der Borussia auf Jürgen Klopp.Vergrößern des BildesThomas Tuchel folgt als Chef-Trainer der Borussia auf Jürgen Klopp. (Quelle: dpa-bilder)

Aus Dortmund berichtet Patrick Brandenburg

Als wäre es nicht schon heiß genug, haben die Fans von Borussia Dortmund ihrem neuen Trainer gleich noch einen warmen Empfang bereitet. Punkt 14.01 Uhr schallten zum ersten Mal die "Thomas Tuchel"-Sprechchöre durchs frühere Westfalenstadion, als der neue Trainer des BVB vorgestellt wurde. Gut 40.000 Freunde der Schwarz-Gelben waren trotz der Sahara-Temperaturen in ihren Fußball-Tempel gepilgert, um die offizielle Saisoneröffnung zu feiern. Und den Neuen, der Dortmund zurück in die Bundesliga-Spitze führen soll.

"Das fühlt sich hammer an, ich bin ein bisschen nervös", gestand Tuchel im Gespräch mit Stadionsprecher Norbert Dickel. Auch sonst fand er mit Blick auf die Südtribüne die richtigen Worte. "Wir wollen eine Festung aus unserem Stadion machen. Die Gegner sollen Bauchschmerzen bekommen, wenn sie zu uns kommen", sagte der Coach, der sein Funktionsteam aus gemeinsamen Mainzer Zeiten mitbringt: Co-Trainer Arno Michels, Athletik-Trainer Rainer Schrey und Video-Analyst Benjamin Weber. Die vier wollen dafür sorgen, dass Tuchels BVB-Versprechen bald mit Leben gefüllt wird: "Das wird eine geile Sache."

"Hier sind alle nett, offen und freundlich"

Ob Tuchel als Typ bei den Westfalen ankommt, war ja durchaus eine umstrittene Frage. Im Gegensatz zu Menschenfänger Jürgen Klopp gilt er abseits des Rasens eher als reserviert und introvertiert. Aber die Angst, die schwarz-gelbe Gemeinde würde in Gedanken noch der alten Ära nachhängen, war bislang ebenso unbegründet wie die Vermutung, Tuchel könnte sich mit der Mentalität der Westfalen schwer tun. Dortmund freut sich wahnsinnig auf die kommende Saison und auf die neuen Gesichter. "Hier sind alle nett, offen und freundlich", sagte Tuchel - und der Eindruck beruht sehr wohl auf Gegenseitigkeit.

Schon einige Tage vor Dienstantritt hatte der Trainer die Geschäftsstelle besucht, um die anderen Angestellten des Ballspielvereins kennenzulernen. Bei seinem ersten Training zeigte sich der 41-Jährige demütig und stellte selbst die Hütchen, Slalomstangen und Mini-Tore auf. Im ersten Testspiel gestern beim VfL Rhede kam der Übungsleiter ob der vielen Autogrammwünsche fast zu spät zum Anpfiff. Später lächelte er souverän den Versprecher der Gastgeber weg, die ihn als Coach von Borussia Düsseldorf ankündigten.

Fans pfeifen Gündogan aus

Alle Seiten begegnen sich mit großem Respekt. "Ich habe eine sehr höfliche Mannschaft kennengelernt", sagte Tuchel nach dem 5:0-Sieg beim münsterländer Landesligisten. Der Klopp-Nachfolger will in seinen neuen Klub eintauchen und sich aufs Lebensgefühl rund um den fußballverrückten BVB einlassen. "Ich bin jetzt drei Wochen hier, lebe mitten in der Stadt und bekomme alles mit. Ich lerne Menschen auf dem Spielplatz kennen oder beim Einkaufen", sagte der zweifache Vater Tuchel bei der Saisoneröffnung ganz unprätentiös. Seine Familie ist eben nicht auf einen Millionärshügel gezogen, im Dortmunder Süden oder in Herdecke, wie es viele seiner Vorgänger praktizierten oder einige Spieler es tun.

Der Prozess des gegenseitigen Kennenlernens ist in vollem Gange und vermutlich können beide Seiten daraus auch Energie ziehen. Die Vorbereitung lässt angesichts der Hitze und der Asienreise, die morgen für sechs Tage im Eilverfahren über Tokio nach Singapur führt, zunächst kaum ernsthaftes Grundlagen-Training zu. Andererseits bietet das intensive Zusammensein eine gute Gelegenheit, sich aneinander zu gewöhnen. Tuchel hat zudem ein wissbegieriges Team übernommen. Nach einem Jahr des unvermuteten sportlichen Stillstands brennen die Kicker darauf, sich nun ohne Krisendruck weiterentwickeln zu können. Und vielleicht ist auch noch Zeit, Nationalspieler Ilkay Gündogan über die doch sehr zahlreichen Pfiffe hinwegzutrösten, die es nach seiner Wechsel-Posse von den Rängen gab.

"Team Gold" hat keine Chance

Auf dem Rasen äußert sich das Kennenlernen darin, dass Tuchel zunächst viel wert darauf legt, Pass-Sicherheit zu trainieren und überhaupt erst einmal mögliche Passwege zu erkunden. Das war beim lockeren Auftakt gegen Rheden so, und bei der Saisoneröffnung im Show-Duell mit dem "Team Gold" nicht anders. Die von der Handball-Legende Heiner Brand und Dortmunds U-17-Meistercoach Hannes Wolf betreute Mannschaft hatte natürlich trotzdem keine Chance. Das Team um aktuelle oder ehmalige Stars aus der Welt des "anderen" Sports wie Olympiasieger Eric Frenzel oder Skispringer Sven Hannawald musste sich letztlich "nur" mit 0:17 (0:6) geschlagen geben, weil Handball-Keeper Silvio Heinevetter auch im großen Tor eine wirklich gute Figur machte. Das "Team Gold" durfte sich damit trösten, mit seinem Auftritt 250.000 Euro für die Deutsche Sporthilfe erspielt zu haben.

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