Bundesliga - FC Bayern München Der Klassenfeind unter Dauer-Beobachtung durch die Stasi
Deutsch-deutsche Geschichte fand auch auf dem Fußballplatz statt. Die Begegnungen der besten Vereinsmannschaften aus der Bundesrepublik und der DDR hatten mindestens eine so politische und gesellschaftliche wie sportliche Dimension. Als der FC Bayern München im Herbst 1974 auf den 1. FC Magdeburg traf, wurde er im Osten nicht nur von den zahlreichen Fans erwartet - sondern auch von den Agenten des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete unter Berufung auf Akten der Stasi-Unterlagen-Behörde Magdeburg über die damaligen Vorgänge rund um das Achtelfinal-Duell im Europapokal der Landesmeister zwischen dem Titelverteidiger und dem Europapokalsieger der Pokalsieger.
Ein Hotel voller Spitzel der Stasi
Die Operation "Vorstoß II" stand unter Leitung von Generalmajor Rudi Mittig, dem späteren Stellvertreter von Stasi-Chef Erich Mielke. Laut "Focus" hatte die Stasi im Mannschaftshotel in Magdeburg Dutzende Geheimdienstmitarbeiter platziert. Ein streng vertraulicher Plan sah den "zielgerichteten Einsatz" von Spitzeln in den "Schwerpunktetagen, an der Rezeption und an anderen Konzentrationspunkten" vor. Auf diese Weise wollte man "feindlich negative Kontakttätigkeit" verhindern
Begehrte Autogramme
In den Einsatzberichten der Magdeburger Polizei, die eng mit der Stasi kooperierte, finden sich laut "Focus" eher banale Beobachtungen: Trainer Udo Lattek habe "20 Bildautogramme an wartende DDR-Bürger" verteilt. Kurz darauf seien "die Spieler Meier und Hönes" (Sepp Maier und Uli Hoeneß) mit Autogrammkarten erschienen.
Sorgsam ausgewählte Anhänger
Aus Angst vor politisch brisanten Zwischenfällen steuerte die Stasi auch die Ticketvergabe, insbesondere für das Rückspiel in München am 23. Oktober 1974. Kandidaten, "die nicht den Kaderprinzipien entsprechen", seien "bereits auf Kreisebene abzulehnen". Wer es in die engere Wahl schaffe, müsse bis zur Abreise "mit allen verfügbaren Mitteln" beschattet werden.
Werbung als unerwünschte Provokation des Westens
Nach Rückkehr in die DDR zogen die Stasi-Mitarbeiter nach den vorliegenden Unterlagen eine positive Bilanz. "Die DDR-Touristen ließen sich nicht provozieren", heißt es in einem Aktenvermerk - trotz mehrerer Störversuche des Klassenfeindes. Als schlimmste Provokation empfanden Mielkes Stasi-Mitarbeiter "die Leuchtreklame im Stadion", mit der Arbeitskräfte für den Olympiapark gesucht wurden, insbesondere Rundfunkmechaniker, Elektriker und Gärtner. "Von den Touristen wurde das als gezielte Abwerbung angesehen", konstatierte das MfS.