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Nader El-Jindaoui: Der (un-)bekannteste Star im deutschen Fußball


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Viertligaspieler löst Platzsturm aus
Der (un-)bekannteste Star im deutschen Fußball


17.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Nader El-Jindaoui: Der Flügelstürmer ist vor allem bei Instagram und YouTube ein Star.Vergrößern des Bildes
Nader El-Jindaoui: Der Flügelstürmer ist vor allem bei Instagram und YouTube ein Star. (Quelle: Sebastian Räppold/Matthias Koch via www.imago-images.de)
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Auch in diesem Sommer hat Hertha BSC neue Spieler für die Bundesliga verpflichtet. Doch der prominenteste Neuzugang ist keiner für die erste Mannschaft.

Wenn im Sommer die Bundesligaklubs ihre neuen Trikots vorstellen, lassen sich die meisten Teams etwas einfallen. Aufwendige Videos, Kampagnen über Social Media oder Präsentationen im Stadion – auch in diesem Jahr war alles dabei.

Hertha BSC entschied sich für zwei Dinge: Der Verein veröffentlichte ein Video zur Enthüllung und schickte zwei Spieler im Trikot mit der U-Bahn durch die Stadt. Der eine war Kevin-Prince Boateng, Gesicht und Leitwolf der Hertha-Profis. Der andere war Nader El-Jindaoui, ein Spieler aus der zweiten Mannschaft. Warum nicht Rekordtransfer Lucas Tousart oder Kapitän Dedryck Boyata? Nun ja, Nader El-Jindaoui ist der größere Star. Einer der größten, die Hertha hat.

Millionen Follower für die Jindaouis

El-Jindaoui ist kein gewöhnlicher Fußballer. Seinen Bekanntheitsgrad verdankt er nicht seinen sportlichen Leistungen, auch wenn die zweifellos gut sind. Er erlangte ihn über die sozialen Netzwerke. Als Influencer wurde er zusammen mit seiner Frau Louisa berühmt.

Dem 25-Jährigen folgen auf Instagram 1,6 Millionen Menschen, seiner Frau sogar 1,7 Millionen. Dazu kommen 1,2 Millionen Abonnenten auf dem gemeinsamen YouTube-Kanal "Jindaouis" und 1,6 Millionen auf TikTok. Zum Vergleich: Hertha hat 245.000 Follower auf Instagram und 73.000 Abonnenten auf YouTube.

Louisa und Nader El-Jindaoui teilen auf ihren Kanälen fast alles mit ihren Fans: Urlaube, Friseurbesuche und die ersten Zähne von Tochter Imani. Auf TikTok sammelt ein Video gern mal fast elf Millionen Aufrufe.

Neben der Karriere auf Social Media hat El-Jinadoui aber eben auch die sportliche. In der vergangenen Saison spielte er für den Berliner AK, machte in 35 Ligaspielen in der Regionalliga Nordost 14 Tore und bereitete 10 weitere vor. Der vielseitige Stürmer war der wohl beste Spieler der Liga – und zweifellos der beliebteste. Die Zusammenfassungen der BAK-Spiele sammelten auf dem YouTube-Kanal des Lokalsenders "OstSportTV" bis zu 300.000 Aufrufe. Duelle ohne BAK-Beteiligung kamen teilweise nicht einmal auf 3.000.

Die eigene Nummer

Diesen Ruhm weiß Hertha für sich zu nutzen. Im Sommer holte der Hauptstadtklub El-Jindaoui zu sich – für die Regionalliga-Mannschaft. Der Deutsch-Palästinenser hätte problemlos in die 3. Liga oder vielleicht sogar die 2. Bundesliga wechseln können. Doch er entschied sich für Hertha II, weil er den großen Traum hat, mal im Olympiastadion zu spielen.

Bei der Vertragsunterschrift war sogar Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic anwesend und auf den Fotos zur Bekanntgabe zu sehen. Bei keinem anderen Neuzugang der U23 war das der Fall. Auch der Manager wusste, wie sehr Hertha von diesem Transfer profitieren kann.

Obgleich El-Jindaoui weite Teile der Vorbereitung nicht bei den Profis mitmachte, bekam er eine eigene Nummer, die 37. "Die 7 war schon vergeben, also habe ich geguckt, was es noch gibt", erklärte er seine Wahl. "Die 7 steht für mich und die 3 steht für Louisa, Mila (seine Schwester, Anm. d. Red.) und Imani", zählte er auf.

Als er diese Nummer bekannt gab und auf den Online-Fanshop hinwies, brachten seine Anhänger die Server der Hertha zum Einsturz. Sie alle wollten das Trikot mit der 37 und "Jindaoui" haben. Kevin-Prince Boateng übrigens ebenfalls. Der 35-Jährige schickte dem Neuzugang eine Sprachnachricht, die dieser in einer Instagram-Story abspielte:

"Mein Bruder Nader, Glückwunsch zum Trikot-Release. Ich hoffe, du hast mir eins zurückgelegt. Ich will auch eins haben. Ich weiß, was du kannst. Jeder hier oben (bei den Profis, Anm. d. Red.) weiß, was du kannst. Bereite dich vor, Bruder. Bald ist die Zeit, dann bist du hier oben bei uns. Und dann machst du alles kaputt – wie ich zu meiner besten Zeit."

Platzsturm beim Testspiel

Noch ist die Zeit aber nicht gekommen. Für das Trainingslager in Burton upon Trent hatte ihn Bundesligatrainer Sandro Schwarz nicht nominiert, auch wenn unter nahezu jedem Twitter-Post der Hertha vor einem Test die Frage "Spielt Nader?" zahlreich gestellt wird.

Während Herthas Profis im Pride Park Stadium in Derby am Samstag auf Derby County trafen, stand El-Jindaoui mit der zweiten Garde im Amateurstadion beim Testspiel gegen den SV Tasmania Berlin auf dem Platz.

Und nach rund 89 Minuten waren die 22 Spieler auf dem Platz nicht mehr allein. Über hundert Kinder und Jugendliche rannten auf den Rasen, um ein Selfie oder ein Autogramm ihres Lieblingsspielers zu ergattern. Das Sicherheitspersonal war überfordert, bekam die Situation nicht in den Griff. Die Lage geriet so außer Kontrolle, dass die Partie nicht mehr angepfiffen werden konnte. Sogar die Polizei kam zum Einsatz (mehr Infos finden Sie hier).

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Auf Instagram zog El-Jindaoui nach dem 3:1-Sieg ein Fazit: "Ey Jindaouis, was war das für ein Tag? (...) Ich komm' einfach nicht klar. Dieses Gefühl, hochzugucken und euch alle zu sehen ... die ganze Zeit Gänsehaut. (...) Am Ende war es ein bisschen traurig, dass die Polizei das abgebrochen hat. 99 Prozent haben sich benommen, aber es müssen sich alle benehmen, damit alle ihre Fotos bekommen. Ich war bereit, bis morgen früh dazustehen, damit jeder das bekommt, was er will."

Genau das ist es, was den Stürmer so beliebt macht. Er weiß, wie er die Fans mitnimmt und für sich begeistert. Das, was Hertha in den vergangenen Jahren bei all dem Trubel und Chaos abhandenkam, erfüllt El-Jindaoui auf seinen Kanälen.

Doch diese Begeisterung der Fans muss Grenzen haben, sonst wird es für Herthas zweite Mannschaft eine höhere Sicherheitsstufe geben müssen. Und die wünscht sich El-Jindaoui erst dann, wenn er im Olympiastadion spielt. Sofern er das je tun wird. Den Ticketverkäufen der Hertha käme das aber ohne Frage entgegen.

Verwendete Quellen
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