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FC Bayern | Joshua Kimmich stellt die Charakterfrage und schlägt Alarm


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Kimmich schlägt Alarm
Sätze, die sitzen


Aktualisiert am 31.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Joshua Kimmich: Der Rechtsverteidiger der Bayern war enttäuscht von der Leistung seines Teams.Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich: Der Rechtsverteidiger der Bayern war enttäuscht von der Leistung seines Teams. (Quelle: IMAGO/Jerry Andre)
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Joshua Kimmich geht nach der Heimniederlage des FC Bayern gegen Borussia Dortmund hart mit seinen Mitspielern ins Gericht. Er erhält prominente Unterstützung.

Aus der Allianz Arena berichtet Julian Buhl

Seit mittlerweile neun Jahren spielt Joshua Kimmich beim FC Bayern. Aber so etwas wie am Samstagabend hat er in München noch nie miterleben müssen: Zum ersten Mal überhaupt verlor der Nationalspieler mit seinem Team ein Bundesliga-Heimspiel gegen den BVB, der mit 2:0 in der Allianz Arena triumphierte.

Zum bislang letzten Mal war dem Rekordmeister dieses schwarz-gelbe Unheil vor ziemlich genau zehn Jahren im April 2014 widerfahren, als der BVB sogar mit 3:0 in der bayerischen Landeshauptstadt siegte. Kein Wunder, dass Kimmich nach der Niederlage gegen die Dortmunder ziemlich angefressen war.

Schon unmittelbar nach dem Spiel machte er seinem Ärger über die schwache Vorstellung seiner Mannschaft im Interview bei Sky Luft. "Ich frage mich, wie wir so eine Einstellung an den Tag legen. Das ist für mich völlig frustrierend und völlig unerklärlich", sagte Kimmich.

Kimmich stellt die Charakterfrage

"Gegen den BVB brauchst du eigentlich niemanden, der an der Seitenlinie steht oder keinen Mitspieler, der dich motiviert. Da muss man eigentlich von selbst schon einen Tag vorher brennen", polterte der Nationalspieler weiter.

"Das haben wir überhaupt nicht gezeigt. Man hatte das Gefühl, dass es um nichts geht und es ein Freundschaftsspiel war. Das darf uns unabhängig von der Tabellensituation nie passieren. Erst recht nicht in einem Heimspiel gegen Dortmund." Diese Sätze saßen: Kimmich stellte seiner Mannschaft damit die Charakterfrage.

Ausreden, wie etwa dem Dortmund-Spiel unmittelbar vorangegangenen nächsten Last-Minute-Sieg von Tabellenführer Leverkusen gegen Hoffenheim (2:1), den sein Trainer Thomas Tuchel als "Stimmungsdämpfer" bezeichnet hatte, wollte Kimmich nicht gelten lassen. "Am Ende des Tages haben uns die Leverkusen-Ergebnisse gar nicht so zu interessieren, wir kriegen es ja selber nicht hin. Wir müssen unsere Spiele gewinnen."

Kimmich: "Jeder sollte sich hinterfragen, ob das alles war"

In der Mixed Zone legte Bayerns dritter Kapitän dann noch mal nach und sprach weiter Klartext. Er deutete auch an, das bereits in der Kabine im direkten Dialog mit seinen Teamkollegen getan zu haben. "Wir haben uns gerade schon ein bisschen unterhalten. Wir haben jetzt zwei Tage frei, da hat jeder noch mal ein bisschen Zeit sich Gedanken zu machen", so Kimmich.

Sein klarer Appell: "Wir sollten die zwei Tage auch wirklich nutzen, dass sich jeder ein bisschen selber hinterfragt, ob das heute alles war. Ich bin der Meinung, dass es das nicht war, dass wir so nicht auftreten können."

Für ihn ist klar: "Wenn wir so eine Einstellung an den Tag legen, dann wird es gegen jeden Gegner schwer, auch nächste Woche gegen Heidenheim und speziell in der Champions League." Dort trifft Bayern im Viertelfinal-Hinspiel am 9. April auf den FC Arsenal. In der gegen den BVB gezeigten Form dürfte das Duell mit dem aktuellen Tabellenführer der englischen Premier League zur Mammutaufgabe für Bayern werden.

Tuchel gratuliert Leverkusen schon zur Meisterschaft

"Ich würde ihm gerne widersprechen, kann es aber nur schwer", sagte Tuchel auf Kimmichs knallharte Abrechnung mit seiner Mannschaft angesprochen. "Vom klaren Tempomangel bis zu fehlender Leidenschaft haben wir alles komplett vermissen lassen. Schwer zu erklären und absolut zu wenig."

Video | Bayern-Trainer Tuchel zeigt sich nach Niederlage gegen Dortmund frustriert
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Quelle: afp

In Anbetracht von nun 13 Punkten Rückstand auf Leverkusen bei noch sieben ausstehenden Ligaspielen gratulierte Tuchel dem Rivalen sogar bereits zur Meisterschaft und sagte: "Nach dem Spiel heute brauchen wir nichts erzählen. Glückwunsch nach Leverkusen."

Kimmich selbst gehörte übrigens noch zu den wenigen Bayern-Spielern, die sich gegen den BVB in Normalform präsentierten. Seine Aufgabe als Rechtsverteidiger erledigte er tadellos und sorgte mit zahlreichen Offensivaktionen immer wieder für Gefahr, mit denen er unter anderem die Großchancen von Harry Kane (23.) und Kingsley Coman (75.) vorbereitete.

Müller und Ulreich teilen Kimmichs Kritik

Auch Vizekapitän Thomas Müller konnte ihm jedenfalls kaum widersprechen. "Wir hatten nicht dieses Powerplay, diese Intensität. Man hat es in unseren Augen nicht gesehen, dass wir es unbedingt wollen", sagte der 34-Jährige. (Was Müller sonst noch in der Mixed Zone über das BVB-Spiel sagte, lesen Sie hier.)

Auch Routinier Sven Ulreich, der den verletzten Manuel Neuer im Tor vertrat, berichtete von fehlender "Power und Energie": "Und das ist leider ein Problem, das uns schon die ganze Saison begleitet. Ich glaube, dass wir uns als Mannschaft extrem hinterfragen müssen, wie wir eine Saison so über uns ergehen lassen können."

Müller sah in dem nächsten Wirkungstreffer aus Leverkusen "emotional" schon "einen kleinen Dämpfer", den die Mannschaft offenbar im Hinterkopf hatte.

Eberl nimmt die Mannschaft in die Pflicht

Max Eberl war diese Erklärung dagegen "zu einfach. Wir hätten eh unsere Hausaufgaben machen und gewinnen müssen." Nach seinem ersten "German Classico", wie Eberl den Klassiker gegen den BVB nannte, war auch der neue Sportvorstand des FC Bayern ernüchtert. "Dafür war es mir zu wenig Energie, zu wenig Wille – all das, was du eigentlich am Fußballplatz sehen willst, hast du nicht gesehen bei uns."

Wie zuvor bereits Kimmich nahm auch Eberl die Mannschaft in die Pflicht. "Da muss man die Akteure auf dem Platz fragen. Man kann natürlich wieder den nächsten und den übernächsten Trainer rauswerfen", sagte Eberl. "Aber es sind schon die Jungs auf dem Platz, die da stehen und ihre Leistung bringen müssen." Das ist ihnen in dieser Saison aber zum wiederholten Mal nicht gelungen.

Eberl dürfte spätestens durch das ernüchternde Spiel endgültig klar geworden sein, wie groß die Aufgabe ist, die auch in Sachen Kaderplanung in München auf ihn zukommt. Mit der Charakterfrage, die Kimmich stellte, hat er ihn noch mal daran erinnert, wo er dabei wird ansetzten müssen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen als Reporter vor Ort in der Allianz Arena
  • Mixed-Zone-Gespräche mit Joshua Kimmich, Thomas Müller, Sven Ulreich und Max Eberl
  • Aussagen von Joshua Kimmich bei Sky
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