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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kritik am 100-Mio-Mann Was ist mit Harry Kane los?
Die Bayern müssen in diesen Wochen schmerzhafte Pleiten verarbeiten. Und auch bei Torjäger Harry Kane läuft es nicht wie gewohnt. Warum?
Seine Torbilanz in dieser Saison? Überragend. 25 Tore in 22 Ligaspielen, vier Tore in sieben Champions-League-Spielen – Harry Kane hat in seiner ersten Saison beim FC Bayern geliefert bisher. Doch in den letzten Wochen fragten sich viele: Was ist nur mit Kane los?
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Der Grund mag bei seiner Bilanz absurd klingen, aber es war aufgefallen, dass der Kapitän der englischen Nationalmannschaft in den wichtigen Spielen gegen Bayer Leverkusen (0:3) und in der "Königsklasse" gegen Lazio Rom (0:1) eben kein Treffer gelungen war, eher wie ein Fremdkörper in der eigenen Mannschaft wirkte.
Einer, der sich aber da schon keine Sorgen um seinen 100-Millionen-Euro-Mann gemacht hatte, war Trainer Thomas Tuchel. "Harry kümmert sich um sich selbst. Er braucht mich nicht. Er ist unzufrieden, wie er eingebunden wird im Spiel. Wir sind das auch. Ich habe selten so eine Diskrepanz erlebt von den Trainingseindrücken im Vergleich zu den Spielen", schilderte Tuchel seine Beobachtungen vor dem Bochum-Spiel, das die Bayern 2:3 verloren.
"Wie er im Training trifft, die Bälle verwertet. Das ist unglaublich. Das ist Weltklasse", sagte Tuchel. Und brachte dann eine Erklärung, warum es momentan nicht so richtig läuft bei Kane, der gegen Bochum immerhin ein Abstauber-Tor zum 2:3 beisteuerte. Tuchel: "Wir finden ihn selten im Spiel."
Kane – die Tormaschine – gerät ins Stottern. Er wirkt schwerfällig und ist plötzlich kaum noch eingebunden ins Offensivspiel. Dazu kommen verpasste Großchancen, wie in der 19. Minute gegen Bochum, als Kane statt den Ball ins Tor weit drüber schoss. Oder in der Nachspielzeit, als er aus wenigen Metern den Ausgleich per Kopf verpasste. Wie seinen Mitspielern, fehlt auch ihm momentan das nötige Selbstvertrauen, um seine Topleistung abzurufen.
Wie geht es also weiter? Die Hinrunde zeigte: Trifft Kane, verlieren die Bayern nicht – und alle in München sind glücklich. Gegen Bochum waren die Bemühungen seiner Mitspieler deutlich zu erkennen, Kane mehr einzubinden und in eine gute Abschlusssituation zu bringen. Am kommenden Samstag im Topspiel gegen RB Leipzig werden sie es erneut versuchen – alle wissen: sie brauchen seine Tore.
Pl. | Spieler | Verein | Spieler, Verein | Spiele | Sp. | ØQuote | 11er | Tore |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Harry Kane | Bayern | Harry KaneBayern | 32 | 1.12 | 5 | 36 | |
2 | Serhou Guirassy | Stuttgart | Serhou GuirassyStuttgart | 28 | 1 | 4 | 28 | |
3 | Loïs Openda | Leipzig | Loïs OpendaLeipzig | 34 | 0.7 | 2 | 24 | |
4 | Deniz Undav | Stuttgart | Deniz UndavStuttgart | 30 | 0.6 | 0 | 18 | |
5 | Maximilian Beier | Hoffenheim | Maximilian BeierHoffenheim | 33 | 0.48 | 0 | 16 |
Trainer Tuchel muss es gelingen, seinen Spielern rundum wieder mehr Selbstvertrauen einzuimpfen. Vom selbstbewussten Auftreten seiner Mitspieler profitiert am Ende auch Harry Kane, der es gewohnt ist, um jeden Ball zu kämpfen, sich tief ins Mittelfeld fallen zu lassen, um sich den Ball zu holen und so selbst die nächste Offensivaktion einzuleiten.
Man wolle sich nach so einer Woche "nicht verstecken", schrieb der englische Stürmer nach der Bochum-Blamage bei X. "Wir müssen als Gruppe an einem Strang ziehen und nach vorne schauen – es stehen nämlich eine Reihe wichtiger Spiele an, um die Wende zu schaffen." Um die Wende zu schaffen, brauchen die Bayern aber auch Tore – von ihm.
- Eigene Recherche
- Transfermarkt-Profil Harry Kane
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa