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FC Bayern in der Krise: Uli Hoeneß hat Oliver Kahn weiter geschwächt


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Bosse-Beben beim FC Bayern
Wenn Kahn geht, muss auch er gehen

MeinungVon Julian Buhl

Aktualisiert am 27.04.2023Lesedauer: 4 Min.
Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn (r.): Die Bosse stehen unter Druck.Vergrößern des Bildes
Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn (r.): Die Bosse stehen unter Druck. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.)
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Vorstandsboss Kahn wird fast allein verantwortlich für die Krise des FC Bayern gemacht. Daran hat aber auch Salihamidzic seinen Anteil. Hoeneß tut beiden keinen Gefallen.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl

Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic haben einen gemeinsamen Traum. Als Kahn im Januar 2020 in den Vorstand des FC Bayern berufen wurde, fasste Salihamidzic diesen folgendermaßen in Worte: "Wir haben im Trikot die Champions League gewonnen und wollen – wenn es möglich ist – auch im Anzug zusammen die Champions League gewinnen."

In diesem Jahr wird ihnen das nach dem Aus gegen Manchester City definitiv nicht mehr gelingen. Und momentan deutet einiges darauf hin, dass das auch in Zukunft schwierig werden könnte.

Denn nachdem nun sogar die Meisterschaft als letztes verbliebenes Saisonziel akut gefährdet ist, wird beim Rekordmeister momentan alles und jeder hinterfragt. Allen voran gilt das für Oliver Kahn, der im Sommer 2021 Karl-Heinz Rummenigge abgelöst hat und seitdem als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des Klubs lenkt.

Warum auch immer, wird er momentan – zumindest in der Darstellung einiger Medien – in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu allein verantwortlich für die Krise des FC Bayern gemacht. Das ist nicht fair. Genauso wenig, dass der Name von Salihamidzic dabei so gut wie gar nicht fällt.

Auch Salihamidzic wird hinterfragt

Als Sportvorstand ist er – gemeinsam mit seinem Technischen Direktor Marco Neppe – schließlich hauptverantwortlich für den sportlichen Bereich und die ganz offensichtlich unausgewogene Zusammenstellung des Kaders beim FC Bayern. Noch im Sommer ließ er sich für den bisher vermeintlich besten Kader aller Zeiten feiern, als der er in der Vorstandsetage damals noch gesehen wurde. Mittlerweile müssen die meisten seiner Transfercoups aber als Flops hinterfragt werden – ganz besonders sein vermeintlicher Königstransfer Sadio Mané. Uli Hoeneß, der bislang stets die schützende Hand über seinen Lehrling Salihamidzic hielt, hatte diesen Transfer sogar als "Meisterwerk" bezeichnet. Ein Irrtum.

Salihamidzics Aufstieg vom Sportdirektor in den Vorstand und die damit einhergehende Vertragsverlängerung bis 2026 wurde ihm aber auch erst dadurch ermöglicht. Zuvor war sein Wirken durchaus kritisch betrachtet worden. Seine Arbeit sowie sein Auftreten werden jetzt erneut hinterfragt – sowohl klub- als auch mannschaftsintern. Nur eben noch nicht in der Öffentlichkeit.

Mit seinem bewusst öffentlichkeitswirksam inszenierten Trainingsbesuch am Mittwoch hat Hoeneß den Verantwortlichen nun jedenfalls alles andere als einen Gefallen getan. Seine Intention mag vielleicht in erster Linie die gewesen sein, sein Vertrauen zu Thomas Tuchel auch öffentlich zur Schau zu stellen. Und seine Botschaft war wohl auch als ein Impuls im ja noch nicht endgültig verlorenen Meisterrennen mit Borussia Dortmund gemeint. Ganz nach dem Motto: Das war‘s noch nicht!

Hoeneß hat den Verantwortlichen keinen Gefallen getan

Hoeneß sendet damit aber – ob gewollt oder nicht – zwangsläufig auch noch ganz andere Signale. Er wirkte ein wenig wie der Vater, der nach Hause kommt und die Dinge für seine Kinder in Ordnung bringen muss, weil sie ohne seine Aufsicht nicht das tun, was sie eigentlich tun sollten. Auf den FC Bayern übertragen, machte er die Krise zur Chefsache und für alle deutlich, wer beim Rekordmeister tatsächlich das Sagen hat.

Vor allem die Position von Kahn – aber auch die von Salihamidzic und dem eigentlichen Präsidenten Herbert Hainer – hat er damit nicht gestärkt. Im Gegenteil, insbesondere Kahn hat er damit weiter geschwächt. Für ihn ist Hoeneß' Auftritt jedenfalls kein gutes Zeichen.

Nachdem Hoeneß sich 2019 vom Präsidentenamt zurückgezogen hat, verfolgt und bestimmt er die Geschicke des Klubs ohnehin als Mitglied des mächtigen Aufsichtsrats weiterhin mit. Am 22. Mai wird der das nächste Mal zusammenkommen und dabei auch über die Arbeit sowie die mögliche Weiterbeschäftigung von Kahn und Salihamidzic entscheiden.

Kahn-Trennung? Man kann nur davor warnen

Sollte es dabei tatsächlich auf eine vorzeitige Trennung von Kahn hinauslaufen, kann man die Bayern davor nur warnen. Ja, auch er hat seinen Anteil an der schwierigen Situation, in der der Klub sich momentan befindet. Dass er in seinem ersten Amtsjahr als Kluboberhaupt zu selten und zurückhaltend öffentlich auftrat, war ein Fehler, den er selbst eingesehen und mittlerweile korrigiert hat.

Dass er dabei ist, einen anderen Führungsstil als seine Vorgänger Rummenigge und Hoeneß – und zwar seinen eigenen – zu entwickeln ist legitim. Sein gebrochenes "Basta" im Fall Robert Lewandowski spätestens mit der erzielten Ablösesumme von bis zu 45 Millionen Euro erklärbar.

Und dass er als Vorstandsboss dabei nicht genauso impulsiv auftreten kann und will wie einst noch als "Torwart-Titan" auf dem Fußballplatz ist nachvollziehbar. Der Gefühlsvulkan brodelt dennoch auch als Boss noch immer in ihm. Das hat er mit gleich mehreren Ausbrüchen in dieser Saison längst bewiesen.

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Kahn lebt, lenkt, liebt und leidet mit dem FC Bayern

Kahn, dem seine Kritiker einen unterkühlten Führungsstil vorhalten, lenkt den FC Bayern zwar mit Geschäftssinn – aber er lebt und liebt ihn auch und leidet wie kaum ein anderer mit ihm. Auch wenn ihm das so mancher Experte ebenfalls abzusprechen versucht: Kahn steht für "Mia san mia". Und würde es einen Eintrag im Duden für "Weiter, immer weiter" geben, es wäre ganz sicher sein Foto daneben zu finden. Zum Gesicht des Klubs ist er ohnehin bereits geworden. Das Gesamtpaket, das er mitbringt, ist für Bayern alternativlos und bei keinem potenziellen Nachfolgekandidaten zu finden.

Kahn kämpft um seinen Job und für seinen FC Bayern. Das Wort "aufgeben" existiert für den nach wie vor vom Ehrgeiz getriebenen Ex-Kapitän nicht. Nachdem sein Klub mit dem 1:3 in Mainz und dem damit verbundenen Sturz von der Tabellenspitze am vorläufigen Tiefpunkt dieser missratenen Saison angekommen war, sagte der 53-Jährige: "Mein einziges Ziel ist es, die Saison herumzubringen – mit dem Meistertitel. Und dann noch mal richtig anzugreifen in der neuen Saison!"

Ob er die Chance dazu bekommt, ist fraglich. Eins ist aber auch klar: Er und Salihamidzic sind mit einem gemeinsamen Traum bei Bayern angetreten. Sollte der nun endgültig platzen, dann sollten auch beide die Verantwortung dafür übernehmen – und nicht nur Kahn. Nein, für Salihamidzic muss das mindestens genauso gelten. Sollte Kahn gehen müssen, dann auch er.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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