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FC Bayern in der Krise: Die Zweifel an Sané und Gnabry wachsen


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Leistungstief und Eskapaden
Die Zweifel wachsen

Von Julian Buhl, München

Aktualisiert am 03.03.2023Lesedauer: 5 Min.
Serge Gnabry (r.) und Leroy Sané: Die beiden Nationalspieler haben die hohen Erwartungen beim FC Bayern noch nicht erfüllt.Vergrößern des Bildes
Leroy Sané (l.) und Serge Gnabry: Die beiden Nationalspieler haben die hohen Erwartungen beim FC Bayern noch nicht erfüllt. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)

Sie sollten das Erbe des Erfolgsduos Ribéry und Robben antreten: Doch Leroy Sané und Serge Gnabry machen Fehler – klubintern wachsen Zweifel.

So, wie Leroy Sané und Serge Gnabry am Ende der ersten Saisonhälfte auftraten, hatten es sich die Verantwortlichen des FC Bayern immer vorgestellt. Angeführt von den beiden begabten Flügelspielern eilten die Münchner da von Sieg zu Sieg. Am Ende waren es insgesamt zehn Siege in Folge, und es wären wohl noch ein paar dazugekommen, wenn die für die Winter-Weltmeisterschaft in Katar notwendige Pause diesen Lauf nicht gestoppt hätte.

Sané kam vor der WM bereits auf zehn Tore und sechs Vorlagen, lieferte konstant gute Leistungen und machte häufig den Unterschied. Gnabry gelangen vor dem WM-Break zehn Tore und elf Vorlagen – darunter ein Dreierpack beim 6:1 gegen seinen Ex-Klub Bremen. Beide waren in herausragender Form und auf dem besten Weg, endlich die in sie gesetzten Hoffnungen und Erwartungen zu erfüllen.

"Robbérys" Erbe als Bürde für Sané und Gnabry

Wie groß die sind, das lässt schon ein Blick auf die Rückennummern, die beide auf ihrem Trikot tragen, erahnen: Sané trägt die 10, Gnabry die 7. Jene prestigeträchtige Zahlenkombination also, die zuvor die beiden Klublegenden Arjen Robben (10) und Franck Ribéry (7) verband.

Deren Erbe nun anzutreten, ist zwar eine Ehre – gleichzeitig aber auch eine ebenso große Bürde, die Gnabry und Sané offenbar eher erdrückt als beflügelt. Als gemeinsame Flügelzange wurden ihre prominenten Vorgänger "Robbery" genannt und so zur Marke. Sie führten die Bayern zu unzähligen Erfolgen, die Krönung war dann der Champions-League-Titel 2013.

Ihre potenziellen Nachfolger sind allerdings weit davon entfernt, möglicherweise zu "Robbéry 2.0" zu werden, auch wenn zumindest Gnabry 2020 ebenfalls bereits mit Bayern die Champions League gewann. "Sanabry" ist bislang jedenfalls nur eine Wortspielerei und längst noch kein fester Begriff geworden. Denn sie leisten sich nicht nur abseits des Spielfelds Fehler. Auch auf dem Platz sind die Leistungen des Duos noch zu wechselhaft.

Sané und Gnabry stecken im WM-Loch fest

Das wurde beim Start in die entscheidende zweite Saisonphase einmal mehr deutlich. In den neun Pflichtspielen in diesem Jahr sind Sané erst zwei Tore gelungen, Gnabry nur ein Elfmetertreffer und eine Vorlage.

Beide stecken offenbar in jenem Leistungsloch fest, vor dem sich Nationalmannschaftskollege Joshua Kimmich nach dem WM-Vorrundenaus fürchtete, als er sagte: "Ich habe Angst, jetzt in ein Loch zu fallen." Dieses Formtief kostete Sané und Gnabry bereits ihren Stammplatz, in den beiden wichtigen Spielen in Gladbach (2:3) und gegen Union (3:0) saßen beide nur noch auf der Bank.

Schlagzeilen abseits des Platzes

Für Schlagzeilen sorgten beide allerdings trotzdem – mit Eskapaden abseits des Platzes. Gnabry zog mit seinem Trip nach Paris zur Fashion Week, den er sich in einer Woche mit drei Bayern-Spielen erlaubte, den Unmut seiner Vorgesetzten auf sich. Sportvorstand Hasan Salihamidzic warf ihm anschließend "amateurhaftes" Verhalten vor.

Gnabry macht sich den guten Eindruck, den seine Gesamtbilanz von 125 Torbeteiligungen in 203 Pflichtspielen für Bayern eigentlich vermitteln sollte, selbst kaputt – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.

Sané (69 Torbeteiligungen in 117 Spielen) fällt schon länger durch Unpünktlichkeit beim Training negativ auf. Vor dem Auswärtsspiel in Gladbach fuhr der Mannschaftsbus nun ohne ihn ab – und er musste in seinem Privatauto zum Flughafen hinterherfahren.

Ribéry mag mit der Gestaltung seiner Freizeit (Stichwort: "Goldsteak") und seines umtriebigen Privatlebens einst für noch viel größeren Diskussionsstoff in der Öffentlichkeit gesorgt haben. Wenn es aber um Einstellung und Mentalität beim Training oder bei Spielen ging, war er genauso ein Vorbild wie der vom Ehrgeiz und Erfolg förmlich besessene Robben.

"Wenn er Lust hat, ist er einer der besten in Europa"

"Wenn er 100 Prozent Lust hat, ist er einer der besten Spieler in Europa", sagte Bayerncoach Julian Nagelsmann in der Hinrunde mal über Sané und ließ mit dieser Aussage tief blicken.

Er wünscht sich mehr Wille, Engagement und Einsatzbereitschaft von seinem Offensivspieler. Deshalb suchte Nagelsmann zu Beginn des Jahres auch das Gespräch mit ihm. Die Botschaft kam offenbar an. Sané war seitdem häufig zusätzlich zum normalen Trainingsbetrieb auch abends noch an der Säbener Straße und absolvierte dort zusätzliche individuelle Einheiten.

In den Spielen beteiligte er sich verstärkt auch an in der Defensive – wie zum Beispiel in der wichtigen Partie in Paris, als er so mit seiner Schnelligkeit in der ersten Halbzeit einen gefährlichen Konter verhinderte.

Neben seinen technisch anspruchsvollen Toren und Vorlagen sind es genau diese Dinge, die die Verantwortlichen von ihm erwarten. "Diese Wut auf dem Platz will ich immer von dir sehen", sagte Salihamidzic schon nach dem Supercupsieg (5:3) in Leipzig in der Kabine zu Sané, nachdem der sich zuvor lautstark über eine gelbe Karte beschwert hatte. Und er gab ihm mit auf den Weg: "Wenn du immer mit dieser Entschlossenheit spielst, kannst du der Beste in Europa werden!"

Bayern überzeugt ohne Sané und Gnabry

Wann er das wieder auf dem Platz zeigen kann, ist allerdings offen. Wie "Bild" berichtet, hat Sané nämlich eine Kapselverletzung im Sprunggelenk erlitten und muss einige Tage pausieren. Das Spiel am Samstag (15.30 Uhr im t-online-Liveticker) in Stuttgart wird er damit wohl auf jeden Fall verpassen und auch für das wichtige Rückspiel am Mittwoch gegen Paris ist sein Einsatz gefährdet. Sein Mitwirken wäre allerdings ohnehin fraglich gewesen.

Denn die Mannschaft überzeugte gegen Union zuletzt auch ohne ihn und Gnabry in der Startelf. Thomas Müller hat sich seinen Platz darin mit einer starken Leistung und zwei Vorlagen zurückerkämpft. "Er ist mit seiner Riesenerfahrung natürlich ein wichtiger Faktor", sagte Vorstandsboss Oliver Kahn anschließend zu t-online. Das sei auch bei dem Spiel "wieder in vielen Momenten" so gewesen, in denen er "lautstark auf dem Platz" geführt habe.

Die Offensive mit Müller, Jamal Musiala, Kingsley Coman und Eric Maxim Choupo-Moting harmonierte und funktionierte bestens. Darüber hinaus feierte auch Sadio Mané nach monatelanger Verletzungspause gegen Union sein Comeback und ist eine weitere Option für PSG.

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Präsident Herbert Hainer sagte: "Wenn man sieht, was noch von der Bank kommt, da können sich andere die Finger danach abschlecken." Der Konkurrenzkampf bei Bayern ist riesig – und Sané und Gnabry sind dabei jetzt erst mal wieder die Herausforderer. Für die einstigen Platzhirsche Ribéry und Robben wäre das nahezu unvorstellbar gewesen.

Die Bayern-Bosse beobachten die Entwicklung von Sané und Gnabry ganz genau. Beide gehören bei den Münchnern zu den Spitzenverdienern, die mit ihren Jahresgehältern dem Vernehmen nach über der 20-Millionen-Euro-Marke (Sané) oder zumindest knapp darunter (Gnabry) liegen sollen. Bei diesen Gehältern erwarten die Verantwortlichen auch konstante Höchstleistungen.

Sané, der 2020 für knapp 50 Millionen Euro von Manchester City kam, steht noch bis 2025 unter Vertrag. Gnabry verlängerte seinen Kontrakt nach langen Gehaltsverhandlungen erst im Sommer bis 2026.

Trotzdem sei laut "Bild" auch ein Verkauf nicht mehr völlig undenkbar – es wäre wohl die extremstmögliche Lösung. "Beide sind sehr wichtig für den FC Bayern und die Mannschaft. Wir brauchen sie, wenn wir die hohen Ziele erreichen wollen", sagte Hainer dem Blatt allerdings: "Sie sind exzellente Fußballer und wir sind happy, dass wir sie bei uns haben."

Damit das auch so bleibt, sollten Gnabry und Sané alles dafür tun, um schnellstmöglich wieder zu ihrer Form aus der Hinrunde zurückzufinden.

Verwendete Quellen
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