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FC Bayern – Champions League: "Das gesamte Projekt PSG steht infrage"


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Vor dem Duell mit Bayern
"Das wäre skandalös für PSG"

Aus Paris berichtet Julian Buhl

Aktualisiert am 19.02.2023Lesedauer: 5 Min.
Vor dem nächsten schweren Gegner: Die PSG-Stars Messi, Neymar und Mbappé (v. li.) müssen die Hürde FC Bayern bewältigen.Vergrößern des Bildes
Vor dem nächsten schweren Gegner: Die PSG-Stars Messi, Neymar und Mbappé (v. li.) müssen die Hürde FC Bayern bewältigen. (Quelle: IMAGO/Julien Mattia / Le Pictorium)

Vor dem Champions-League-Duell herrscht bei Paris und dem FC Bayern große Nervosität. Ein Frankreich-Experte äußert bei t-online scharfe Kritik an PSG.

Wie ein Damoklesschwert schwebt Paris Saint-Germain über der gesamten Saison des FC Bayern, seitdem die Achtelfinalpaarung der Champions League am 7. November ausgelost wurde. PSG war seitdem als eine große, die eigenen Ziele bedrohende Gefahr omnipräsent. "Seit der Auslosung schwirrt das um uns herum, weil ganz Europa heiß ist auf dieses Spiel", sagte auch Nationalspieler Leon Goretzka, "jetzt ist es endlich so weit."

Knapp drei Monate später wird das, was bislang nur im Hinterkopf der Spieler und Verantwortlichen herumspukte, real. Am Dienstagabend (21 Uhr im t-online-Liveticker) kommt es im Achtelfinalhinspiel in Paris zum Duell der Spitzenmannschaften.

Der Respekt der Bayern vor PSG und seinen Stars Kylian Mbappé, Lionel Messi und Neymar ist nach wie vor enorm. Die Vorzeichen haben sich mittlerweile allerdings deutlich verändert. Und das liegt nicht nur daran, dass das Mitwirken vor allem von Mbappé sowie Messi zumindest noch fraglich ist.

PSG und Bayern in der WM-Krise

Nach der Weltmeisterschaft in Katar, bei der sich Messi mit Argentinien in einem spektakulären Finale gegen Mbappé und Frankreich zum Champion krönte, galt Paris für viele eigentlich als der Gewinner der WM. Und der FC Bayern mit seinen zahlreichen enttäuscht nach München zurückgekehrten Nationalspielern als der große Verlierer.

Aus dem Rhythmus gebracht hat die Winter-WM-Pause allerdings beide Mannschaften, die zu Jahresbeginn jeweils ungewohnte Schwächen zeigten – PSG sogar noch etwas mehr. Während Bayern nur mit einer Remiskrise (drei 1:1-Spiele in der Liga in Folge) zu kämpfen hatte, kassierte Paris vergangene Woche bereits die vierte Pflichtspielniederlage in 2023. Und die Pariser flogen mit einem 1:2 in Marseille auch noch aus dem Pokal.

"Wir haben einiges vermissen lassen, jetzt ist es besser, die Klappe zu halten", sagte Kapitän Marquinhos dem TV-Sender BeIn Sports anschließend kleinlaut. "Ein Titel, der weg ist, das tut weh. Wir wissen, dass wir uns stark verbessern müssen, wenn wir in dieser Saison etwas erreichen wollen." Und zwar schnell. Ansonsten droht Paris nämlich gegen Bayern den nächsten zu verspielen.

Rummenigge: "Es ist Nervosität spürbar"

Deren ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge berichtete kürzlich im t-online-Interview von einem Treffen mit PSG-Präsident Nasser al Khelaifi im Rahmen der Sitzung des Uefa-Exekutivkomitees. "Er meinte, dass sie dort den beiden Spielen gegen Bayern schon entgegenfiebern", verriet Rummenigge: "Auch in München fiebert alles auf dieses Spiel hin, es ist schon eine gewisse Nervosität spürbar."

Die ist auf beiden Seiten groß. "Ich mache mir Sorgen um das Spiel am Dienstagabend", sagte PSG-Trainer Christophe Galtier, nachdem auch die Generalprobe am Samstag in Monaco mit 1:3 verloren gegangen war.

"Wenn wir so spielen", klagte auch Bayern-Coach Julian Nagelsmann nach dem wenig überzeugenden 3:0 der Münchner gegen Bochum, "wird es nicht reichen, um weiterzukommen." Wer hat hier eigentlich mehr Angst vor wem?

"Das gesamte sportliche Projekt PSG steht infrage"

"Beide Mannschaften sind nicht in ihrem besten Moment der Saison und versuchen erst noch, die beste Balance zu finden", blickt Ex-Bayern-Profi Bixente Lizarazu bei t-online auf das Duell der wankenden Giganten voraus: "Paris hat sich 2023 bislang alles andere als gut präsentiert. Die Situation ist ziemlich beunruhigend."

Julien Duez geht da sogar noch einen Schritt weiter. "Paris steckt tief in der Krise", sagt der Reporter von Canal+ im Gespräch mit t-online, "und zwar nicht nur kurzfristig. Eigentlich steht das gesamte sportliche Projekt PSG infrage." Warum? Man könne momentan kaum erkennen, in welche Richtung der mit Milliardensummen aus Katar alimentierte Hauptstadtklub gehen wolle.

"Ihr Kader ist der vielleicht beste, den sie je hatten – zumindest wenn man danach geht, was er kostet", so Duez, "aber die richtige Mentalität fehlt der Mannschaft nach wie vor. Sie schaffen es nicht, ein richtiges Team zu entwickeln und als solches aufzutreten."

"Charakterlose Mannschaft mit immense Problemen"

Ähnliches war zuletzt auch in der französischen Zeitung "Le Parisien" zu lesen. Das vernichtende Urteil: "Die PSG-Offensivstars täuschen nicht über die immensen Probleme dieser charakterlosen Mannschaft hinweg."

Mit viel Geld wurden nacheinander Kylian Mbappé, Neymar und Lionel Messi in die französische Hauptstadt gelockt. Der Fokus auf den drei Superstars in Paris ist groß – vielleicht zu groß. "Jedes Jahr versucht es Paris mit noch besseren und teureren Spielern", sagt Duez.

Aber speziell bei Messi fragt sich der Frankreich-Experte, "ob er überhaupt schon wirklich in Paris angekommen ist". Denn sowohl beim FC Barcelona als auch bei der argentinischen Nationalelf bei der WM war der 35-Jährige immer der alles überragende Anführer seiner Mannschaft. "In Paris hat man diesen Messi bisher noch nicht gesehen", sagt Duez. Der Südamerikaner hinterlasse dort vielmehr den Eindruck, als sei PSG nur eine Zwischenstation für ihn: "Er wirkt nicht so motiviert, wie er es in Barcelona oder bei Argentinien war."

Dennoch zeige auch seine Verpflichtung, dass in Paris dem einen großen Ziel alles untergeordnet werde. "Der einzige Titel, der wirklich zählt, ist die Champions League", sagt Duez, "und wenn PSG es dieses Jahr nicht schafft, sie zu gewinnen, dann nie."

Rummenigge: "Den Champions-League-Titel kann man nicht kaufen"

Auch Rummenigge stichelte ein wenig in Richtung des mit Milliardensummen aus Katar unterstützten französischen Klubs und sagte: "Den Champions-League-Titel kann man nicht kaufen." Die große Frage sei allerdings, "wie lange sich das noch aufrechterhalten lässt".

In Frankreich werde der deutsche Rekordmeister laut Duez weiterhin als "der beste Botschafter des deutschen Fußballs" gesehen, "als sehr stark und sehr klug. Wenn man den FC Bayern empfängt, geht es darum, mit Arbeitseifer und Ernsthaftigkeit aufzutreten." Und nicht etwa um Show oder irgendwelche Tricks, die der Brasilianer Neymar allzu gerne zeige.

PSG kämpft gegen einen speziellen Fluch

"Gegen den FC Bayern bekommst du keine zweite Chance, das hat man im Finale 2020 gesehen", so Duez. Damals setzten sich die Münchner nach einem Kopfballtreffer von Kingsley Coman mit 1:0 durch, der seinen Ex-Klub, bei dem er ausgebildet worden war, damit mitten ins Herz traf. Gegentore von ehemaligen Spielern zu bekommen, sei in Paris wie eine Art Fluch, sagt Duez.

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Eric Maxim Choupo-Moting gelang das bereits in beiden Viertelfinalduellen 2021, in denen sich trotzdem damals PSG behaupten konnte. Wenn Choupo-Moting jetzt erneut gegen seine ehemaligen Teamkollegen treffen sollte, wäre das, so Duez, "skandalös und das Schlimmste für PSG". Es würde schließlich "mal wieder zeigen, dass Paris sein eigenes Talent einfach nicht halten" könne.

"Um Bayern zu schlagen, muss PSG sein absolutes Topniveau erreichen und Fußball richtig arbeiten", sagt Duez vor der Revanche, "aber wenn sie das schaffen, dann könnte das Paris auch den entscheidenden psychologischen Schub geben für den Rest des Wettbewerbs."

Kommt Bayern für das kriselnde PSG also nicht zur Unzeit, sondern möglicherweise doch genau richtig? Eine erste Antwort darauf wird es am Dienstagabend geben. Es ist für beide Teams Chance und Risiko zugleich. Oder wie Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn über das Duell mit Paris sagte: "Es ist unser Schicksal."

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Bixente Lizarazu
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