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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayern-Suche nach Torwart Er hat seine Bewerbung schon abgegeben
Der Torwartpoker des FC Bayern spitzt sich zu. Mit Nübel direkt haben die Münchner nach t-online-Informationen noch nicht gesprochen. Auch Sommer wird gehandelt.
Ein neuer Torhüter steht auf dem Weihnachts-Wunschzettel des FC Bayern weiterhin ganz oben. Vollzug können die Münchner bei der Suche nach einem Ersatz für Kapitän Manuel Neuer, der sich bei einer Skitour den Unterschenkel gebrochen hat, aber noch nicht vermelden. "Wir prüfen verschiedene Szenarien", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu "Sport Bild", "aber natürlich wäre Alexander Nübel eine naheliegende Lösung. Am Ende hat die AS Monaco das letzte Wort."
Die vorzeitige Rückkehr des noch bis Sommer an Monaco ausgeliehenen Schlussmanns hat also nach wie vor oberste Priorität. Die Zeit drängt allerdings langsam im Torwartpoker. Schließlich startet Monaco schon am kommenden Mittwoch bei AJ Auxerre wieder in den Ligabetrieb – und setzt dabei eigentlich voll auf Nübel als Stammtorhüter.
Spätestens bis dahin müssten die Bayern wohl eine (finanzielle) Lösung mit Monaco finden. Die Münchner nehmen ihrerseits den Trainingsbetrieb am 3. Januar wieder auf und werden drei Tage später ins Trainingslager nach Katar reisen – am liebsten mit einem neuen Keeper im Gepäck.
Noch keine Gespräche mit Nübel
Dass die Gespräche mit Monaco laufen, haben die Bayern der Nübel-Seite zwar mitgeteilt, darüber hinaus gab es nach t-online-Informationen aber nach wie vor keinen weiteren direkten Austausch mit ihrem offensichtlichen Wunschtorhüter.
Erstaunlich, denn die finale Entscheidung über den möglichen Winterwechsel würde bei Nübel liegen. Und der 26-Jährige hat schließlich auch seine Vorstellungen, unter welchen Voraussetzungen eine vorzeitige Rückkehr nach München überhaupt für ihn infrage kommen würde.
Nummer-eins-Status keine Bedingung
Wie aus seinem Umfeld zu vernehmen ist, spielen dabei Rückendeckung und Vertrauen des gesamten Klubs eine ganz entscheidende Rolle.
Was nicht bedeutet, dass er nicht bereit dazu wäre, sich einem möglichen Torwartduell mit Sven Ulreich um den Status als Nummer eins zu stellen. Auch Nübel weiß: Stammplatzgarantien gibt es beim FC Bayern nicht. Auch über das als belastet geltende Verhältnis zwischen Nübel und Torwarttrainer Toni Tapalovic, einem Neuer-Vertrauten, müsste wohl gesprochen werden.
Solange Monaco nicht seine Bereitschaft signalisiert, Nübel tatsächlich im Winter abzugeben, stellen sich all diese Fragen allerdings ohnehin nur im Konjunktiv.
Auch Nübel selbst sieht die aktuelle Situation nach t-online-Informationen daher relativ gelassen. Er ist sich bewusst, dass er seine Form bei einem Europa-League-Klub stabilisiert hat und dort ein anerkannter Leistungsträger ist.
Bayerns Plan B mit Sommer
Auch davon, dass Bayern auf der Suche nach einem Neuer-Ersatz natürlich auch einen Plan B verfolgt, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen.
"Es ist wichtig, dass wir für unsere Mannschaft kurzfristig die beste Lösung finden. Was im Sommer ist, müssen wir dann managen", sagte Salihamidzic. Möglicherweise eröffnen sich für Nübel, dessen Vertrag in München noch bis 2025 gilt, dann wieder ganz andere, neue Perspektiven.
Aktuell gilt jedenfalls auch Yann Sommer als heißer Kandidat beim FC Bayern. Der Vertrag des 34-Jährigen, der einem Transfer durchaus offen gegenüberstehen soll, läuft nach der Rückrunde ohnehin aus.
Ob Borussia Mönchengladbach dazu bereit ist, seinen Stammkeeper gegen eine entsprechende Ablösesumme abzugeben, gilt es allerdings ebenfalls erst noch zu klären.
Bewerbung schon in München abgegeben
Seine Bewerbung in München hat Sommer aber längst abgegeben. Ende August war er zuletzt noch einmal persönlich in der Münchner Allianz Arena vorstellig geworden – und machte beim 1:1, das er dem Rekordmeister dort mit der Borussia abrang, mächtig Eindruck. Mit 19 (!) abgewehrten Torschüssen stellte der nur 1,83 Meter große Schweizer nämlich direkt vor den Augen von Oliver Kahn und den anderen Bayern-Bossen einen neuen Bundesligarekord auf.
"Das war heute kein schöner Sommertag für uns", fasste Thomas Müller die Dinge auf seine Art zusammen. "Guter Mann, der Yann! Das kennen wir ja nicht anders, dass der gegen uns immer das beste Spiel des Jahres macht."
Auch sein Coach Daniel Farke sprach von einer "Weltklasseleistung", zeigte sich davon aber wenig überrascht: "Dass Yann zusammen mit Manuel Neuer der beste Torhüter in der Liga ist, daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht."
"Der Sommer-Transfer wäre Bayern-like"
Das ist ohnehin längst ein offenes. "Sommer gehört zu den Top-3-Torhütern der Bundesliga", sagt auch t-online-Experte Stefan Effenberg: "Dieser Transfer wäre Bayern-like. Genau so was brauchst du, wenn du als Bayern München deine Ziele erreichen willst."
Ulreich habe laut Effenberg zwar "immer einen guten Job gemacht" und sich als verlässlicher Neuer-Vertreter erwiesen, "aber für die ganz hohen Ziele brauchst du allerhöchste Qualität".
Die und auch die Erfahrung sei bei Sommer – auch im Vergleich mit Nübel – noch mal größer, so Effenberg: "Da ist Sommer schon auf einem anderen Level. Er hat sich in der Bundesliga bewiesen und auch in schwierigen Phasen bei Gladbach immer seine Leistung abgerufen."
Deshalb sei der Schweizer "auf jeden Fall eine Überlegung wert. Und wie man hört, will er sich noch mal anders orientierten, um noch den einen oder anderen Titel zu gewinnen. Diese Möglichkeit hätte er mit Bayern."
Dass sich Sommer im Sommer dann hinter Neuer auf die Bank setzen würde, kann sich Effenberg nicht vorstellen. Ein denkbares Modell soll es laut "Bild"-Zeitung aber sein, Sommer nur bis zum Saisonende zu holen und ihm dann die Möglichkeit zu geben, sich mit einem Wechsel zu Manchester United seinen Traum von der Premier League zu erfüllen.
Noch gibt es im Torwartpoker des FC Bayern viele Fragezeichen. Nur eins steht mitten im Winter jetzt schon fest: Der Sommer kommt!
- Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
- bild.de: "Überraschender Winter-Plan um Sommer!"