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FC Schalke 04: Entscheidung von Clemens Tönnies – Kritik von Fans und Politik


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Scharfe Kritik von Fans und Politik
"Tönnies kann nicht mehr das Gesicht von Schalke sein"

Von dpa, sid
Aktualisiert am 07.08.2019Lesedauer: 3 Min.
Clemens Tönnies: Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender lässt sein Amt nach seiner rassistischen Äußerung für drei Monate ruhen.Vergrößern des Bildes
Clemens Tönnies: Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender lässt sein Amt nach seiner rassistischen Äußerung für drei Monate ruhen. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)

Nach seiner rassistischen Äußerung will Schalke-Boss Clemens Tönnies sein Amt für drei Monate ruhen lassen. Reicht das? Während der Vorstand den Ruf des Klubs retten will, sind die Fans verärgert. Kritik kommt auch aus der Politik.

Der FC Schalke kommt auch nach der Entscheidung von Clemens Tönnies, sein Amt beim FC Schalke 04 als Aufsichtsratschef drei Monate ruhen zu lassen, nicht zur Ruhe. Der vom Ehrenrat des Revierklubs nach einer mehrstündigen Sitzung mitgetragene Vorschlag des Vereinspatrons sorgte für lebhafte Reaktionen. Selbst treue Anhänger gingen auf Distanz und forderten weiterreichende Konsequenzen. "Clemens Tönnies kann so nicht mehr das Gesicht von Schalke sein", sagte Manfred Beck von der Schalker Fan-Initiative an diesem Mittwoch dem "Radio Emscher-Lippe".

Dass Aufsichtsratschef Tönnies nach seinen als rassistisch empfundenen Äußerungen nur für kurze Zeit sein Amt ruhen lässt, hält Beck für nicht ausreichend. "Ich hoffe, dass das nicht das endgültige Ergebnis ist, sondern dass dies erstmal ein Zwischenergebnis ist. Wir sind enttäuscht darüber, weil wir schon erwarten und es für richtig halten, dass das zu einer endgültigen Lösung wird." Beck wollte in Gesprächen mit weiteren Medien nicht ausschließen, dass es "im ersten Heimspiel zu Aktionen der Fans kommt".

Fleischfabrikant Tönnies hatte beim Tag des Handwerks in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

Vorstand kämpft gegen Imageschäden

Aus Sorge vor weiteren Dissonanzen gab der Schalker Vorstand am Mittwoch eine Erklärung ab: "Bei aller Emotionalität und Aufgeregtheit der letzten Tage lassen wir den Ruf des Vereins nicht auf eine diskriminierende Aussage reduzieren. Es kommt jetzt darauf an, dass sich Mitglieder, Fans und Verantwortliche auf das Wesentliche, den Verein, besinnen. Dabei spielt Zusammenhalt eine ganz wichtige Rolle."

Ähnlich deutlich wie bei den Fans fielen viele Reaktionen in der Politik aus. "Wenn ich einen ganzen Kontinent und seine Bevölkerung letztlich in eine Ecke stelle, dann erfüllt das für mich schon eher den Tatbestand des Rassismus als 'nur' den der Diskriminierung", kritisierte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, bei "NDR Info".

"Eindeutig rassistische Ressentiments"

Wie Freitag werteten auch andere Beobachter die Entscheidung des Ehrenrates als widersprüchlich, dem milliardenschweren Unternehmer zwar einen Verstoß gegen das "in der Vereinssatzung verankerte Diskriminierungsverbot" vorzuwerfen, den Vorwurf des Rassismus jedoch als "unbegründet" zu bezeichnen. "Herr Tönnies hat sich in seiner Rede eindeutig rassistischer Ressentiments bedient", sagte Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, dem "Tagesspiegel". "Nur von Diskriminierung zu sprechen, unterschlägt gerade den rassistisch diskriminierenden Gehalt der Äußerung und trägt eher zu deren Verharmlosung bei."

Die lange Dauer der Sitzung des Ehrenrats bis tief in die Nacht deutete daraufhin, wie schwer allen Beteiligten die Suche nach Wegen aus dem Dilemma gefallen sein dürfte. Denn nach dem umstrittenen Äußerungen von Tönnies in der vorigen Woche war der öffentliche Druck fast täglich gestiegen.

DFB-Ethikkommission will sich mit Fall Tönnies beschäftigen

In den sozialen Netzwerken gab es neben positiven Reaktionen auf die nächtliche Entscheidung der Schalker auch viel Kritik. In erster Verärgerung über die ihrer Meinung nach zu milde Beurteilung der als rassistisch empfundenen Äußerung von Tönnies kündigten einige S04-Mitglieder ihren Vereinsaustritt an.

Der frühere Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes sagte t-online.de: "Wir sind alle gefordert, dass wir den schleichenden Alltagsrassismus im Keim bekämpfen und uns klar und deutlich gegen jede Art von Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit positionieren."


Nikolaus Schneider, Vorsitzender der DFB-Ethikkommission, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, dass der Fall weiterhin auf der Agenda für die nächste Sitzung am 15. August stehe. Die Kommissionsmitglieder könnten aber auch zügig entscheiden, das Thema für sich zu den Akten zu legen. Das dreiköpfige Gremium des Verbandes kann selbst kein Urteil fällen, aber Anklage erheben, über die dann die DFB-Gerichtsbarkeit entscheiden muss.

Verwendete Quellen
  • dpa
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