Deutliche Worte HSV-Coach Baumgart: "Nicht nur Idioten, die AfD wählen"
Steffen Baumgart ist für seine klare Kante bekannt. Jetzt äußert sich der HSV-Coach auch zu einem politischen Thema.
Hamburgs Trainer Steffen Baumgart hat im Umgang mit der AfD zu einem sachlichen Diskurs aufgerufen. "Eine funktionierende Demokratie zeichnet sich auch dadurch aus, dass man sich mit Leuten auseinandersetzen muss, die vielleicht keine gute Idee von der Demokratie haben", erklärte der 52-Jährige im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Der Coach des Zweitligisten Hamburger SV betonte, dass die AfD kein ausschließlich ostdeutsches Phänomen sei. Ihr Erstarken im Osten sei jedoch ein Zeichen für Versäumnisse der Politik im Umgang mit den Menschen vor Ort. Viele fühlten sich "nicht abgeholt". Baumgart stellte klar: "Es sind nicht alles nur Idioten, die die AfD wählen."
"Nährboden für den größten Scheiß"
Baumgart machte deutlich, dass anhaltender Frust in der Bevölkerung von der Politik oft unterschätzt werde. Wenn Menschen ständig hörten, was alles nicht möglich sei, sei es kein Wunder, dass sie frustriert seien. "Und wenn dich dann einer in deinem Frust abholt, dann ist das leider der Nährboden für den größten Scheiß. Das haben wir schon einmal erlebt", sagte der gebürtige Rostocker. Er bezeichnete es als erschreckend, dass viele in der Politik diese Dynamik unterschätzt hätten.
Der Fußball dürfe sich aus politischen Themen heraushalten, sagte Baumgart. Die Ereignisse rund um die WM in Katar hätten gezeigt, "dass es keine gute Idee ist, den Fußball zu instrumentalisieren und in solch zuallererst politische Themen hineinzuziehen". Deutschland habe sich dabei international isoliert. "Damals waren wir die einzige Nation, die sich in dem Punkt lächerlich gemacht hat."
Auch in anderen Bereichen forderte Baumgart Zurückhaltung: Man solle aufhören, anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben hätten. Besonders für Ostdeutsche gelte dies. "Die meisten Ossis, die ich kenne, wollen sich nicht anhören, wie unsere Geschichte war, wie wir gelebt haben, was bei uns falsch lief, was bei uns gut war. Warum? Weil es keiner erlebt hat von denen, die glauben, dass sie erklären können, wie es in der DDR war."
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa