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2. Bundesliga: Weltmeister Klose enttäuscht beim 1. FC Nürnberg


Kritische Stimmen wachsen
Der Weltmeister droht krachend zu scheitern


Aktualisiert am 05.10.2024 - 09:24 UhrLesedauer: 5 Min.
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Miroslav Klose: Seine Arbeit in Nürnberg war noch nicht von Erfolg gekrönt. (Quelle: IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr/imago)

Als Hoffnungsträger kam Miroslav Klose im Sommer nach Nürnberg. Bereits jetzt steckt er mit seinem Team in der Krise. Die Zusammenarbeit ist offenbar ein Missverständnis.

Rund dreieinhalb Monate ist es her, da nahm Miroslav Klose erstmals als Trainer des 1. FC Nürnberg an einer Pressekonferenz teil. Der 46-Jährige wurde an diesem Tag Mitte Juni beim "Club" als neuer Coach vorgestellt. "Wir haben uns vor circa einer Woche getroffen und es hat sofort gepasst", sagte Klose über die Verhandlungen mit den Nürnberger Verantwortlichen um den damals ebenfalls neuen Sportvorstand Joti Chatzialexiou. Eine Aussage, der im Sommer wohl wenig Bedeutung zugemessen wurde, die Anfang Oktober aber durchaus in Zweifel gezogen werden darf.

Spiele

Denn dass Klose und der 1. FC Nürnberg wirklich zusammenpassen, scheint aktuell kaum belegbar. Nach sieben Spieltagen haben die Franken in der 2. Bundesliga lediglich sieben, teils äußerst glücklich ergatterte Zähler auf dem Konto, stehen damit in der Tabelle auf Rang 14 und sind nur zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt.

Insbesondere die letzten beiden Auftritte gegen Hertha BSC und bei Hannover 96 (jeweils 0:2) dürften dem ein oder anderen Fan die Sorgenfalten noch einmal deutlich stärker auf die Stirn getrieben und das Standing von Klose im Verein weiter angekratzt haben. Dem Weltmeister von 2014 droht bei seiner zweiten Station als Cheftrainer im Profibereich wie schon bei der SCR Altach das frühe Aus. Auch, wenn sein Vorgesetzter zuletzt versuchte, die Diskussion im Keim zu ersticken.

Endspiel für Klose? "Das ist nicht der Fall"

"Wir haben von Anfang an betont, dass wir vor einer schwierigen Saison stehen", sagte nämlich Chatzialexiou am Montag im "Kicker" nach der Pleite in Hannover. Man müsse das kommende Heimspiel gegen Preußen Münster nun "mit breiter Brust angehen", betonte der 48-Jährige. Das wolle er auch der Mannschaft vermitteln. Ob die Partie gegen den Aufsteiger ein Endspiel für Trainer Klose sein könnte? "Das ist nicht der Fall", so Chatzialexiou deutlich.

Ein Heimsieg gegen Münster ist für den 1. FC Nürnberg unter den aktuellen Umständen dennoch fast Pflicht. Der kommende Gegner steht in der Tabelle nur einen Rang hinter der Klose-Elf, die sich zu Hause bei den ersten drei Heimspielen lediglich drei Zähler erspielen konnte. Der eine Sieg, das 3:1 gegen Schalke Mitte August, gelang aber wohl auch nur, weil S04-Profi Ron Schallenberg kurz vor der Pause unberechtigterweise mit Gelb-Rot vom Platz flog. Bis dahin waren die "Knappen" haushoch überlegen gewesen und hatten mit 1:0 in Führung gelegen.

Die folgenden beiden Heimspiele glichen zudem einem Offenbarungseid. Besorgniserregend war das, was Nürnberg Ende August gegen den 1. FC Magdeburg anbot. Die 0:4-Klatsche ging vollkommen in Ordnung. Auch Hertha BSC siegte vor zwei Wochen völlig verdient im Max-Morlock-Stadion. Auswärts ergatterte Nürnberg zwar einen Punkt in Darmstadt (1:1), siegte zudem glücklich durch einen Last-Minute-Elfmeter in Ulm (2:1).

Bei den Pleiten in Karlsruhe (2:3) und Hannover hatte das Team aber wenig entgegenzusetzen, ging auch dort verdient als Verlierer vom Feld. Und: Im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken gelang zwar der Einzug in die zweite Runde, doch nur über die Lotterie Elfmeterschießen. Wirklich überzeugen konnte Nürnberg unter Klose also noch kein einziges Mal.

Der Matchplan passt nicht zum Nürnberger Anspruch

Der Weltstar im Frankenland ist bisher eine Enttäuschung. Von einer Aufbruchsstimmung, geschweige denn von einem Funken Euphorie, die Kloses Verpflichtung hier und da ausgelöst haben dürfte, ist in Nürnberg aktuell nichts mehr zu spüren. Zu pomadig ist das, was die Mannschaft unter dem ehemaligen Stürmer anbietet. Nicht wenige werden vom WM-Rekordtorschützen hinsichtlich einer Spielphilosophie mehr erwartet haben. Und auch, ob der im Gespräch häufig etwas bieder anmutende Klose in der Lage ist, seinen Spielern den Ernst der Lage zu vermitteln, dürfte der ein oder andere Nürnberg-Sympathisant infrage stellen. So gut wie sicher ist: Unter strenger Beobachtung wird Klose trotz Chatzialexious Treuebekenntnis bereits stehen.

Nicht wirklich hilft in dieser Situation derweil die Tatsache, dass Klose die schwachen Leistungen seiner Mannschaft schönzureden versucht. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte er nach der Niederlage in Hannover beim übertragenden Pay-TV-Sender Sky. Außerdem betonte Klose: "Das, was ich beeinflussen kann, ist das tägliche Arbeiten mit den Jungs. Ich sehe, wie die Jungs das umsetzen wollen. Auch, was den Matchplan angeht."

Wobei die Frage erlaubt sein muss, was genau der Matchplan seiner Mannschaft in Hannover war. Zu erwähnen ist zwar, dass die Umstellung des Trainers, die Abwehrreihe als Dreierkette mit dem Ball und als Fünferkette gegen den Ball agieren zu lassen, durchaus fruchtete: 96 hatte gegen das Nürnberger Abwehrbollwerk seine Schwierigkeiten.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass offensiv mal wieder wenig bis gar nichts zusammenlief – und dass die Mannschaft sich nach dem späten 0:1 durch einen unglücklichen Foulelfmeter Sekunden später ein weiteres Mal übertölpeln ließ und sich gleich den zweiten Gegentreffer einfing. Die Entscheidung, die ein letztes leichtes Aufbäumen der Nürnberger in den Schlussminuten der Partie im Grunde völlig überflüssig machte.

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Hannover
Nürnberg
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Tore
0
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Schüsse aufs Tor
4
13
Schüsse gesamt
10
468
Gespielte Pässe
437
86,32 %
Passquote
80,32 %
52,60 %
Ballbesitz
47,40 %
46,34 %
Zweikampfquote
53,66 %
16
Fouls / Handspiel
16
2
Abseits
0
7
Ecken
4

Verteidiger Robin Knoche sagte im Anschluss, für ihn sei die Partie eigentlich "ein klassisches 0:0-Spiel" gewesen. Teamkollege Jens Castrop offenbarte aber die Problematik dieser Denkweise. "Wir spielen ja nicht für ein 0:0", so der 21-Jährige, der damit den eigentlichen Anspruch beim "Club" auf den Punkt brachte: aktiv mitzuspielen und im besten Fall einen Auswärtssieg zu holen. Das wiederum steht konträr zu dem, wie die Mannschaft in Hannover auftrat. Denn: Der 1. FC Nürnberg, grundsätzlich ein Verein, der sich in der Bundesliga sieht, bestritt das Spiel augenscheinlich mit der Ambition, sich irgendwie einen Punkt zu ermauern – und das am Ende auch noch erfolglos.

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Kritik in der Anhängerschaft wächst

Kein Wunder also, dass Miroslav Klose bereits heftig in der Kritik steht. Einige Fans forderten unter dem Nürnberger Instagram-Beitrag zur Niederlage in Niedersachsen bereits seine Entlassung. "Klose muss sofort weg", kommentierte einer von ihnen. Bei weitem nicht der einzige Kommentar dieser Art. Ein Nürnberg-Anhänger schrieb beispielsweise: "War ein mega Stürmer. Aber als Trainer nicht zu gebrauchen."

Ein weiterer Fan rief derweil, anders als Chatzialexiou, die Partie gegen Münster zum Endspiel für Klose aus: "Ich sage es nur ungern, aber wenn wir gegen Münster verlieren, muss Klose fliegen." In dem Kommentar schwingt auch eine gewisse Sorge mit. Eine Woche nach dem nächsten Heimspiel steht für den 1. FC Nürnberg die wohl wichtigste Partie des Jahres an. Dann geht es auswärts im Frankenderby gegen den ungeliebten Nachbarn Greuther Fürth.

Sollte Klose mit seiner Mannschaft gegen Münster verlieren, steht er spätestens dann unter maximalem Druck. Bei einer Pleite in Fürth wäre er wohl endgültig nicht mehr zu halten und würde wohl als eines der größten Missverständnisse in die Geschichte des 1. FC Nürnberg eingehen. Der Weltmeister wäre krachend gescheitert.

Verwendete Quellen
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