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2. Bundesliga: HSV verpasst wohl Aufstieg – droht ein Totalumbruch?


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Hamburger SV am Ende
Alles auf null


Aktualisiert am 27.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Robert Glatzel enttäuscht nach der Pleite gegen Kiel: Der HSV wird den Aufstieg mal wieder verpassen. (Quelle: IMAGO/Philipp Szyza/imago)
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Nach dem Abstieg 2018 wollte der HSV schnellstmöglich zurück in die Bundesliga. Jetzt ist er bereits ein Urgestein im Unterhaus – und steht vor dem Totalumbruch.

Die aktuelle Saison in der 2. Bundesliga endet für den Hamburger Sport-Verein voraussichtlich so wie auch die vergangenen fünf Spielzeiten. Den Aufstieg hatte der Klub aus der Hansestadt über den Großteil der Saison fest im Blick. Am Ende reicht es für den einstigen Bundesliga-Dino, der 2018 erstmals abgestiegen war, aber wohl wieder nicht für die langersehnte Rückkehr ins deutsche Oberhaus.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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St. Pauli
34209562:36+2669
2
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Kiel
34215865:39+2668
3
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Düsseldorf
34189772:40+3263
4
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HSV
341771064:44+2058
5
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Karlsruhe
341510968:48+2055
6
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Hannover
341313859:44+1552

Dabei gibt man in Hamburg Jahr für Jahr den Aufstieg als klares Saisonziel aus, stockte dem Vernehmen nach für einen neuerlichen Angriff auf die Bundesliga vergangenes Jahr den Lizenzspieleretat von 22 Millionen Euro auf 26 Millionen Euro auf. Gebracht hat das aber anscheinend nichts.

In der Tabelle steht der HSV lediglich auf Rang vier. Das Spitzenduo aus Holstein Kiel und – ausgerechnet – Stadtrivale FC St. Pauli ist den Hamburgern vier Spieltage vor Schluss und vor dem Duell bei Eintracht Braunschweig (ab 13 Uhr im Liveticker bei t-online) uneinholbar enteilt. Auch Fortuna Düsseldorf auf Rang drei ist bereits sechs Zähler vor dem HSV. Im Sommer wird im Klub deshalb wohl alles auf null gestellt werden müssen. Der Aufstieg rückt dadurch mutmaßlich auf Jahre in die Ferne.

Mit Baumgart sollte alles besser werden

Angezählt sind beim HSV in diesen Tagen nämlich so gut wie alle: Trainer, Sportdirektor und Spieler. Im Fall von Steffen Baumgart ist das besonders bitter. Der 52-Jährige steht erst seit Mitte Februar an der Seitenlinie der "Rothosen", folgte nach der 3:4-Niederlage der Mannschaft gegen Hannover 96 auf den bei vielen Fans durchaus beliebten Tim Walter. Dieser war mit dem HSV zweimal in der Relegation am Wiederaufstieg gescheitert. Der Hauptgrund: Der als "Walterball" propagierte Offensivfußball der Mannschaft unter dem Ex-Coach wies gerade in der Abwehr immer wieder eklatante Schwächen auf.

Mit Baumgart sollte nun alles besser werden. Doch unter dem ehemaligen Köln-Trainer manövrierte sich der HSV immer weiter in die Krise, überzeugte plötzlich auch im Angriff nur noch selten. So kommt es, dass Baumgart seit Dienstantritt erst drei Spiele mit seiner Mannschaft gewinnen konnte. Jeweils dreimal spielte der HSV in dieser Zeit aber auch Unentschieden oder ging gar als Verlierer vom Platz. Besonders enttäuschend: die Heimniederlage gegen Tabellenschlusslicht Osnabrück Anfang März.

Für Baumgart wird die Luft nach seinem durchwachsenen Start in Hamburg durchaus dünner. Am Mittwoch geriet er auf einer Pressekonferenz bei einigen Fragen von Kindern anlässlich des "Zukunftstags" sogar etwas in die Bredouille, gab das mit etwas Selbstironie auch unumwunden zu. "Ich komme hier ja richtig ins Schwitzen", so der Trainer. Die Kinder hatten unter anderem von ihm wissen wollen, ob er in der kommenden Saison noch Trainer im Klub sei oder ob er vor seinem Engagement gewusst habe, dass der HSV-Kader nicht zu seinem Spielstil passen würde?

"Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr so lange dauert, bis die Abläufe passen, wir haben in dieser Saison nur keine Zeit mehr", antwortete Baumgart auf die Kader-Frage. Und seine Zukunft beim HSV? Er wolle "sehr gerne in Hamburg bleiben", erklärte der Coach. "Ich weiß, dass ich dafür Ergebnisse brauche, aber ich habe nicht vor, zu gehen." In der Tat scheinen die letzten Saisonspiele auch für Baumgart eine Art Bewährungsprobe zu sein. Sollte seine Mannschaft zum Ende der Spielzeit nicht die Kurve kriegen, dürfte er wenige Argumente für eine Weiterbeschäftigung in Hamburg auf seiner Seite haben.

Boldt in der Kritik – auch wegen Vušković

Nicht frei von Schuld ist beim HSV aber wohl auch ein anderer: Jonas Boldt. Der gebürtige Nürnberger ist seit Mai 2019 Sportvorstand des Klubs. Die seitdem verpassten Aufstiege mit den Trainern Dieter Hecking, Daniel Thioune, Tim Walter und jetzt Steffen Baumgart gehen damit auch auf seine Kappe. Denn: Für die Spielerkader in dieser Zeit ist der 42-Jährige einer der Hauptverantwortlichen.

Das "Hamburger Abendblatt" berichtete zuletzt, dass Boldt im Klub intern immer kritischer gesehen werde. Das habe wiederum mehrere Gründe. In erster Linie soll dem früheren Manager von Bayer Leverkusen vorgeworfen werden, zu lange an Tim Walter festgehalten zu haben. Doch auch mit den vergangenen Transferperioden sollen im Aufsichtsrat einige Mitglieder unzufrieden sein.

Kritik ruft vor allem der Fall Mario Vušković hervor. Der 22 Jahre alte Innenverteidiger galt als Leistungs- und Hoffnungsträger in der Defensive der Mannschaft. Doch Vušković fehlt seinem Team bereits seit Ende 2022 aufgrund positiver Dopingbefunde. Wie es mit dem Kroaten weitergeht, ist aktuell unklar. Mitte Mai wird erneut vor dem Internationalen Sportgerichtshof verhandelt.

Boldt hat es in anderthalb Jahren wiederum verpasst, einen gleichwertigen Ersatz für Vušković zu finden. Insbesondere die Transferperiode im letzten Winter soll die Aufsichtsräte diesbezüglich enttäuscht haben. Auch Boldts Zukunft hängt wohl am seidenen Faden, steht und fällt möglicherweise mit dem fast schon unerreichbaren Aufstieg in die Bundesliga.

Abgänge fast unvermeidbar: Top-Spieler mit Ausstiegsklauseln

Welche Spieler derweil in der nächsten Saison beim HSV spielen, steht ebenfalls in den Sternen. Die Verträge von Leihspielern wie Ignace Van de Brempt, Łukasz Poręba und Dennis Hadžikadunić laufen im Sommer aus, die von Stammpersonal wie Jonas Meffert und Jean-Luc Dompé ein Jahr später. Doch selbst bei Spielern mit längeren Verträgen scheint die Zukunft ungewiss.

Ludovit Reis soll sich dem Vernehmen nach als Erstligaspieler sehen, könnte einer der Leistungsträger sein, die dem Klub im Sommer den Rücken kehren. Heiß begehrt dürften aber besonders László Bénes und Robert Glatzel sein. Zusammen kommen die beiden Offensivkräfte in der 2. Bundesliga in dieser Saison auf 29 Tore und 17 Vorlagen für ihr Team. Beide werden nach der Spielzeit und dem verpassten Aufstieg kaum zu halten sein.

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Der aktuell verletzte Bénes soll den Wunsch haben, künftig in der Bundesliga zu spielen. Bitter für den HSV: Der bis 2026 laufende Vertrag des 26-Jährigen enthält laut Berichten eine Ausstiegsklausel. Für den Schnäppchenpreis von zwei bis drei Millionen Euro können Klubs aus dem Oberhaus den Mittelfeldspieler aus Hamburg loseisen.

Eine Exit-Option enthält auch der eigentlich bis 2027 gültige Kontrakt von Robert Glatzel. Hamburgs Top-Torjäger hätte diese bereits vergangenen Sommer ziehen können, entschied sich aber für den Verbleib. Nach Informationen der "Bild" hat der Stürmer sich noch nicht entschieden, ob er beim HSV bleiben möchte oder nicht. Er wolle die Entwicklung im Klub abwarten, heißt es. Der 30-Jährige ist ebenfalls ein Schnäppchen für Erstligisten. Die Klausel soll bei 2,3 Millionen Euro liegen.

 
 
 
 
 
 
 

Bei diesen Aussichten scheint der Totalumbruch beim HSV fast unvermeidlich. Trainer, Sportdirektor und Spieler: Sie alle stehen auf der Kippe, sind zur neuen Saison möglicherweise gar nicht mehr Teil des seit Jahren kriselnden Nordklubs. Eine Radikalkur auf allen Ebenen würde einem kompletten Neuanfang gleichen. Der Verein müsste sich endgültig neu orientieren, die eigenen Ansprüche zurückschrauben und die Aufstiegsträume für die nächsten Jahre wohl erstmal ruhen lassen. Sechs Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga ist der HSV damit an seinem absoluten Tiefpunkt angekommen.

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