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FC Schalke 04: Trainerentlassung – Situation bleibt prekär


Absteiger feuert Trainer
Der nächste Absturz eines Traditionsklubs

Von dpa, t-online, np

Aktualisiert am 27.09.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 1034772745Vergrößern des Bildes
Thomas Reis: Der bisherige Schalker Trainer ist nicht mehr im Amt. (Quelle: IMAGO/Cathrin Mller /M.i.S./imago-images-bilder)

Wieder hat der FC Schalke einen Trainer entlassen. Der Klub kommt nicht zur Ruhe. Bereits am Freitag wartet das nächste Spiel. Die Situation ist prekär.

Vor wenigen Monaten noch als Heilsbringer gefeiert, nun nach heftiger Spielerkritik freigestellt. Der FC Schalke 04 scheint wirklich jeden Trainer zu schaffen. Aufgeschreckt vom schwachen Zweitligastart hat sich der Bundesliga-Absteiger vom bisherigen Chefcoach Thomas Reis getrennt.

"Wir sind auch sehr unzufrieden damit, dass wir jetzt so schnell zu dieser Entscheidung gekommen sind", räumte Sportvorstand Peter Knäbel anschließend ein. Reis war gerade einmal elf Monate im Amt.

Auf das schwierige Spiel am Freitag beim SC Paderborn (18.30 Uhr, im Liveticker bei t-online) soll Interimstrainer Matthias Kreutzer den Tabellen-16. im Verbund mit Co-Trainer Mike Büskens vorbereiten. Da die Suche nach einem Reis-Nachfolger erst jetzt beginnt und noch kein neuer Coach in Sicht ist, wäre es denkbar, dass das Duo auch noch am 8. Oktober gegen Mit-Absteiger Hertha BSC verantwortlich ist. "Wir haben keine Zeit zu verschenken, wir haben zwei elementar wichtige Spiele vor der Brust – Paderborn und Berlin", sagte Sportdirektor André Hechelmann zum ungewöhnlichen Zeitpunkt der Trennung. Damit würde sich gewissermaßen Geschichte wiederholen.

Vor etwas weniger als einem Jahr hatte sich der FC Schalke 04 nach teils desaströsen Leistungen von Cheftrainer Frank Kramer getrennt. Kreutzer hatte daraufhin für ein Spiel übernommen – bei der 1:2-Auswärtspleite in Berlin. Jährlich grüßt das Murmeltier.

"Menschlich und inhaltlich festgefahren"

Schalkes sportliches Führungsduo deutete am Mittwoch an, dass es keine andere Möglichkeit gegeben habe. "Wir haben festgestellt, dass die Situation menschlich und inhaltlich festgefahren ist", sagte Knäbel zu den Gesprächen mit der Mannschaft in den vergangenen Tagen und sparte nicht mit Selbstkritik: "Ich habe schon mehrfach geäußert, dass ich mir Kontinuität auf dieser Position wünsche. Von daher ist das natürlich ein Rückschritt."

Reis war bereits der sage und schreibe elfte Trainer des gebeutelten Revierriesen seit der Vizemeisterschaft 2018. Danach folgte ein beispielloser Absturz mit zwei Abstiegen. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Vor dem achten Spieltag ist der Klub in der 2. Bundesliga mit nur sieben Toren und sieben Punkten Drittletzter, bereits vier Niederlagen konterkarieren die hohen Ambitionen, die angesichts des Verlusts wichtiger Spieler im Sommer möglicherweise zu hoch sind. Selbiges deutete auch Knäbel an.

Spiele

Zudem gibt der Klub aktuell ein Bild ab, das den auf Schalke überstrapazierten Slogan "GEmeinsam" – die ersten beiden Buchstaben werden in Anlehnung an die Stadt Gelsenkirchen großgeschrieben – ad absurdum führt. Nun soll auch Reis, der im Sommer trotz des Abstiegs noch der Hoffnungsträger war, weil er das strauchelnde Team im Bundesliga-Abstiegskampf lange stabilisiert hatte, die Kabine zumindest teilweise verloren haben. Schon seit einiger Zeit wurde hinter vorgehaltener Hand von taktischen und trainingsspezifischen Defiziten bei Reis getuschelt.

Denkwürdiges TV-Interview

Wie tief die Gräben mit Teilen des offensichtlich schwierigen Teams tatsächlich waren, offenbarte ein denkwürdiges TV-Interview von Abwehrspieler Timo Baumgartl nach dem 1:3 beim FC St. Pauli. "Das ist Wahnsinn, wir spielen mit dem Feuer", hatte Baumgartl beim TV-Sender Sky gesagt und sich gar keine Mühe gegeben, Kritik an der Taktik des Trainers zu kaschieren. "Das ist die Philosophie des Trainers, er gibt uns das vor. Deshalb machen wir das auch als Mannschaft. Aber klar ist, wenn man die ersten 30 Minuten sieht, dass es brutal schwer ist, wenn es der Gegner gut macht. Hinten immer wieder eins gegen eins zu stehen, ist dann eben risikobehaftet."

Die Quittung für diese unverhohlene Kritik war Baumgartls Suspendierung. Dies wurde noch als Rückendeckung für Reis gewertet. Weitere interne Gespräche ließen bei den Verantwortlichen aber offenbar die Erkenntnis reifen, dass es in der bisherigen Konstellation schwer wird, die Trendwende zu schaffen.

Knäbel wird deutlich: "Die Mannschaft ist jetzt gefordert"

"Ich wehre mich gegen die Formulierung, die Mannschaft hat Trainer auf dem Gewissen. Ich sehe die Kausalität nicht, weil es Absicht unterstellt", erwiderte Knäbel vehement zum Anschein, das Team habe zuletzt arge charakterliche Schwächen offenbart, betonte indes auch: "Selbstverständlich ist die Mannschaft jetzt gefordert."

Interimscoach Kreutzer kündigte taktische Änderungen und eine andere Herangehensweise an. "Thomas hatte seine Überzeugung und ich habe meine Überzeugung. Die gilt es genau jetzt zu vermitteln", sagte der Trainer auf Zeit. "Ich bin noch nicht vollends entschieden. Ich habe etwas im Kopf", so Kreutzer weiter. Sollte S04 allerdings auch beim SC Paderborn verlieren, drohen die Schalker sogar auf einen direkten Abstiegsplatz zu fallen. Es wäre der nächste Absturz.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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