Formel 1 in Silverstone Enttäuschung für Vettel – Hamilton holt Sieg mit plattem Reifen
Es läuft einfach nicht für Sebastian Vettel: Beim Grand Prix von England fuhr der Ferrari-Star wieder einmal weit hinter der Spitze her. Den Sieg holte der Lokalmatador auf spektakuläre Art und Weise.
An einem Tag zum Vergessen für Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg hat Formel-1-Dominator Lewis Hamilton den nächsten Schritt zu seinem siebten WM-Titel gemacht. Bei seinem am Ende spektakulären siebten Heimsieg auf nur drei Reifen in Silverstone gewann der Mercedes-Pilot am Sonntag kurios vor Max Verstappen im Red Bull und Charles Leclerc im Ferrari. Ex-Champion Vettel holte im lahmenden Ferrari als Zehnter noch einen Punkt, während Hülkenbergs Blitz-Rückkehr beim Großen Preis von Großbritannien bei Racing Point ganz kurzfristig platzte.
In der Gesamtwertung baute Weltmeister Hamilton seinen Vorsprung nach drei Triumphen in den ersten vier WM-Läufen weiter aus. Mit nun 87 Grand-Prix-Siegen ist Michael Schumachers Bestmarke von 91 greifbar. Der englische Dauersieger ließ auch keinen Zweifel daran, dass er am Saisonende mit Rekord-Champion Schumacher nach Titelgewinnen gleichziehen will. In seinem letzten Jahr bei Ferrari hat Vettel schon früh keinerlei Chancen mehr auf seine fünfte Weltmeisterschaft und verkommt im trostlosen Mittelfeld völlig zum Statisten.
Hülkenberg im Pech
Als die Ampeln ausgingen und Hamilton den Start gewann, war für Hülkenberg schon alles vorbei. Aus dem Comeback des 32-Jährigen aus Emmerich wurde nichts, da die Antriebseinheit an seinem Auto defekt war. Racing Point bekam den Wagen nicht flott und der Deutsche musste enttäuscht in der Garage aussteigen. Eigentlich sollte er für den mit dem Coronavirus infizierten Mexikaner Sergio Perez einspringen. Sollte Perez keine Freigabe durch die Ärzte erhalten, könnte der Deutsche beim zweiten Rennen in Mittelengland am kommenden Sonntag aber doch noch dabei sein.
"Die Power Unit war nicht anzukriegen. Es ist natürlich bitter", sagte Hülkenberg bei RTL: "So ein Krimi die letzten Tage und dann das. Es war nicht zu reparieren." Er wolle sich nun fit halten. "Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, ob ich nächste Woche fahre."
Mercedes gibt Tempo vor
Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs gab Mercedes wie erwartet das Tempo vor. Hamilton hatte sich am Samstag schon mit Streckenrekord die Pole Position gesichert und zog an der Spitze kontrolliert seine Runden. Sechs der vergangenen sieben Rennen gewannen die Silberpfeile auf ihrer Paradestrecke unweit der Teamfabriken in Brackley und Brixworth. Unterbrochen nur durch Vettel im Ferrari vor zwei Jahren.
Doch von einer Überraschung war der Heppenheimer weit entfernt. Nach mehreren technischen Schwierigkeiten und keiner guten Vorstellung in der Qualifikation konnte sich der 33-Jährige von Startplatz zehn nicht nach vorne arbeiten. Zwei frühe Safety-Car-Phasen durch Unfälle von Kevin Magnussen (Haas) und Daniil Kwjat (Alpha Tauri) verhinderten jedoch einen normalen Rennverlauf, in gerade sechs der ersten 18 Runden konnte überhaupt frei gefahren werden.
Nach dem zweiten Re-Start verlor Vettel vor leeren Tribünen aufgrund der Corona-Bestimmungen aber sogar einen Platz und hatte fortan Probleme mit den harten Reifen. An der Spitze fuhren Hamilton und Bottas ungefährdet schnelle Runden und konnten das Tempo sogar nach Belieben dosieren. Das Duo ließ erahnen, was der Königsklasse des Motorsports im Verlauf der Corona-Saison in den nächsten Wochen wieder droht: ziemliche Langeweile.
Reifenprobleme bei Mercedes
Niemand ist in der Lage, mit den Branchenführer mitzuhalten. Erst ein eigener Fehler kostete den Doppelsieg, als Bottas in der 50. von 52 Runden von der Strecke abkam und sich seinen Reifen ruinierte. Das passierte dann auch Hamilton auf der letzten Runde und er schleppte sich gerade noch so ins Ziel.
Einzig Verstapppen konnte bis dahin zeitweise die Verfolgung aufnehmen, kam jedoch nie ernsthaft in Schlagdistanz. Dahinter war der Rückstand von Vettels Stallrivale Charles Leclerc lange riesig. Vettels bittere Realität waren hingegen Zweikämpfe im Niemandsland gegen Pierre Gasly von Alpha Tauri oder Esteban Ocon im Renault.
Eigenwerbung für das kommende Jahr kann der Routinier im unterlegenen Ferrari derzeit nicht betreiben und steht weiterhin ohne Cockpit für 2021 da. Nach sechs Jahren muss er die Scuderia am Jahresende verlassen. In Silverstone betonte er, dass er sich mit einer Entscheidung Zeit lassen will und nichts überhastet. Eine Option soll ein Wechsel zu Racing Point sein. Der Rennstall wird im kommenden Jahr das neue Werksteam von Aston Martin.
- Nachrichtenagentur dpa