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Formel 1: Mercedes und der Hamilton-Abgang – jetzt droht der große Knall


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Mercedes vor schwieriger Saison
Jetzt droht der große Knall


29.02.2024Lesedauer: 5 Min.
Lewis Hamilton: Sein Wechsel zu Ferrari könnte Unruhe stiften.Vergrößern des Bildes
Lewis Hamilton: Sein Wechsel zu Ferrari könnte Unruhe stiften. (Quelle: Kym Illman/getty-images-bilder)
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Lewis Hamilton geht vor dem Wechsel zu Ferrari in seine letzte Saison als Mercedes-Fahrer. Das bietet eine Menge Sprengstoff für den deutschen Rennstall.

"Ich verschreibe mich zu 100 Prozent der Aufgabe, die ich zu erledigen habe, und bin entschlossen, meine Partnerschaft mit dem Team mit einem Höhepunkt zu beenden": Es ist ein Treuebekenntnis trotz Abschied, das Lewis Hamilton kurz nach der Verkündung seines Wechsels von Mercedes zu Ferrari zur Saison 2025 abgab. Einige Tage, nachdem der Wechsel wie eine Bombe in die Vorbereitung auf die kommende Formel-1-Saison geplatzt war, lieferte Hamilton über Instagram eine lange Begründung für seine Entscheidung.

Nach elf Jahren und sechs WM-Titeln beendet der 38-Jährige das Kapitel Mercedes. Er brauche eine neue Herausforderung und wolle sich den Traum, einmal für Ferrari zu fahren, erfüllen, schrieb er darin. Der Brite betonte aber auch, dass er sich zunächst voll auf die kommende letzte Saison mit Mercedes fokussieren und dem Team helfen wolle, nach zwei schwierigen Jahren zurück auf die Siegerstraße zu finden.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn Mercedes muss sich nach der Verkündung von Hamiltons Abgang gleich mit zwei Baustellen herumschlagen. Im Team könnte es krachen.

Denn der Hamilton-Abschied kommt mitten in einer sportlich nicht einfachen Phase für die "Silberpfeile". Nach Jahren der Dominanz und dem knappen Verlust der Fahrer-WM 2021 verpokerte sich der Rennstall beim Bau des Autos für 2022. Das gewagte und radikal andere Konzept ging nicht auf. Konkurrent Red Bull, mit dem man sich im Vorjahr noch ein enges Rennen um den Titel geliefert hatte, zog auf und davon.

Trotz aller Probleme und nur einem Sieg 2022 hielt man 2023 zunächst an dem Konzept fest, musste sich aber schließlich sein Scheitern eingestehen und das Auto radikal umbauen. Eine sieglose Saison, die erste seit 2011, war die Folge.

Der Hamilton-Abgang ist ein Gesichtsverlust

Mitten in den sportlichen Wiederaufbau platzt nun der Hamilton-Abgang – und damit ein enormer Verlust. Der Rekordweltmeister war über mehr als ein Jahrzehnt das Aushängeschild des deutschen Autobauers. Zusammen schrieb man eines der dominantesten Kapitel der Formel-1-Geschichte. Hamilton selbst betonte stets, auch über sein Karriereende hinaus für die Marke Mercedes tätig sein zu wollen. Das alles ist plötzlich Geschichte.

Offensichtlich rechnet sich Hamilton mittlerweile ausgerechnet beim Konkurrenten Ferrari größere Chancen auf den angestrebten achten WM-Titel aus, mit dem er Michael Schumacher endgültig übertrumpfen und zum alleinigen Rekordweltmeister werden würde.

Ersatz ist schwer zu finden

Es ist ein Imageschaden, der in den Köpfen der Mercedes-Bosse um Teamchef Toto Wolff auch bei den Überlegungen zu Hamiltons Nachfolger eine Rolle spielen dürfte. Das Problem, das Mercedes dabei zu lösen hat: Zwar werden quantitativ ausreichend Fahrer auf dem Markt sein, die heiß auf den Platz im "Silberpfeil" sind. Immerhin läuft der Vertrag von bis zu 12 der 20 Fahrer im Feld nach der Saison aus. Doch absolute Topfahrer wie Max Verstappen, Charles Leclerc oder Lando Norris zählen nicht dazu.

Hinter den anderen momentan gehandelten Piloten stehen allesamt Fragezeichen: Williams-Pilot Alexander Albon? Zeigte zwar in den vergangenen zwei Jahren gute Leistungen in einem unterlegenen Boliden, war zuvor mit Red Bull aber schon mal für ein Topteam tätig – und dort gescheitert. Mick Schumacher? Trägt zwar einen klangvollen Namen, doch ob er für ein Topteam gemacht ist, daran bestehen nach zwei sehr durchwachsenen Saisons bei Hinterbänkler Haas durchaus Zweifel.

Alonso als gefährliche Option

Der prestigeträchtigste Fahrer auf dem Markt ist sicherlich Fernando Alonso. Dessen genaue Vertragszeit bei Aston Martin ist zwar nicht bekannt, jedoch wird davon ausgegangen, dass das Arbeitspapier am Ende der Saison ausläuft. Der Spanier ist seines Zeichens zweifacher Weltmeister und könnte den Imageverlust des Hamilton-Abgangs noch am ehesten auffangen. Doch Alonso wird zu Beginn der Saison 2025 schon 43 Jahre alt sein, wäre also maximal eine Übergangslösung.

Noch problematischer: Alonso gilt als Hitzkopf, überwarf sich in der Vergangenheit auch mal mit seinen Chefs und vor allem auch mit seinen Teamkollegen. Entsprechend dürfte George Russell im zweiten Mercedes eine Verpflichtung des Spaniers durchaus ein Dorn im Auge sein. Der junge Brite wird nach zwei Jahren im Schatten von Hamilton endlich selbst zum Star aufsteigen wollen. Ihm einen weiteren schwierigen Ex-Weltmeister vor die Nase zu setzen – das hätte Konfliktpotenzial.

Hamilton gegen Russell?

Doch noch bevor sich die Mercedes-Bosse mit 2025 auseinandersetzen können, haben sie ein schwieriges Jahr 2024 vor der Brust. Die Dynamik zwischen den zwei Fahrern könnte nämlich schon in diesem Jahr zu einem massiven Problem werden. Toto Wolff und Co. müssen einen Drahtseilakt meistern, wenn sie den Frieden wahren wollen.

Und das war bereits 2023 nicht immer einfach. Schon in der vergangenen Saison waren sich Hamilton und der aufstrebende Russell nämlich nicht mehr grün. Auf der Strecke lieferten sie sich häufiger hitzige Rad-an-Rad-Duelle, die im Crash in der ersten Runde des Grand Prix in Katar und dem Ausfall Hamiltons gipfelten. Der vorzeitig angekündigte Hamilton-Abschied könnte nun erneut Öl ins Feuer gießen.

Russell will die Nummer eins sein

Russell, einer der talentiertesten jungen Fahrer im Feld, wird nach der Verkündung von Hamiltons Abschied erwarten, dass er nun die klare Nummer eins im Team ist. Immerhin wird er dem Team auch noch die nächsten Jahre erhalten bleiben. Mercedes täte also gut daran, ihn bei Laune zu halten und ihm diesen Status zu gewähren.

Zudem wird Mercedes in der von Geheimnissen geprägten, hoch technologisierten Welt der Formel 1 gar nicht umhinkommen, Hamilton irgendwann nicht mehr in alle Geheimnisse und Entwicklungen einweihen zu können. Zu groß wäre das Risiko, dass er wichtige Informationen zum unmittelbaren Konkurrenten Ferrari mitnimmt. Nicht zuletzt deshalb prognostizierte auch Weltmeister Max Verstappen Hamilton ein "etwas unangenehmes" Jahr: "Lewis hat sicher eine großartige Beziehung zu allen dort", sagte er zwar. An einem gewissen Punkt werde Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff "ihm aber sagen: 'Es tut mir leid, du kannst nicht mehr an bestimmten Meetings teilnehmen'", so seine Prognose.

Wie reagiert Hamilton?

Für Hamilton werden daraus jedoch im Saisonverlauf zunehmend Nachteile erwachsen, die ihm gar nicht schmecken werden. Ob der stolze Rekordweltmeister das einfach schluckt oder dann auch nur noch für sich selbst fährt und erst recht in den Zweikampf mit Russell geht, bleibt abzuwarten. Speziell wenn Mercedes tatsächlich wieder einen Schritt nach vorne macht und ein siegfähiges Auto baut, wird keiner der Fahrer freiwillig zurückstecken wollen.

Fest steht: Der Abgang von Hamilton schafft für Mercedes eine komplizierte Gemengelage. Vor allem Teamchef Toto Wolff wird ein ganz feines Händchen brauchen, um den großen Knall zu verhindern, der das Team eher zurückwerfen als wieder voranbringen würde.

Verwendete Quellen
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