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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wincent Weiss in Nürnberg "Ich schätze die fränkische Nettigkeit"
Mit Wincent Weiss ist in Nürnberg ein echtes Nordlicht aufgetreten. Hier berichtet er, warum ihm Franken gar nicht fremd ist.
Am Montagabend ist die neue Open-Air-Reihe im Nürnberger Stadionpark zu Ende gegangen – mit dem Konzert von Wincent Weiss. Schon zum siebten Mal ist der Popsänger in Nürnberg aufgetreten.
t-online hat ihn vor seinem Auftritt in den Katakomben des Stadions getroffen. Er gibt zu, dass er bislang nicht viel von der Stadt gesehen habe. Im Interview sagt er, dass er trotzdem einen Draht zur Stadt und Region habe.
t-online: Herr Weiss, die Open Airs im Stadionpark sind neu. Wie viel Überzeugungsarbeit musste der Veranstalter leisten, damit Sie gleich beim Auftakt dabei sind?
Wincent Weiss: Gar keine. Also für mich ist jede Bühne, auf der ich spielen darf, super. Und ob sie jetzt in einem Stadion steht, auf einem kleinen Marktplatz oder in einem Park, macht für mich keinen Unterschied. Ich habe eine Anfrage bekommen, ob ich in Nürnberg spielen möchte, und ich habe Ja gesagt. Wo genau ich auftrete, wusste ich bis kurz vor meinem Auftritt selbst noch nicht.
Zur Person
Wincent Weiss ist ein deutscher Popsänger. Der 31-Jährige wurde in Schleswig-Holstein geboren, hat aber auch schon einmal in München gelebt. Während er bei der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" 2013 noch relativ schnell ausschied, gelang ihm wenig später der Durchbruch – dank Coversongs, die er auf YouTube einstellte. Zu seinen bekanntesten Songs zählen "Musik sein", "Feuerwerk" und "Wer wenn nicht wir".
Hatten Sie Zeit, bevor es zum Stadion ging, sich Nürnberg anzuschauen?
Ehrlich gesagt nein. Ich habe am Tag vorher in der Schweiz gespielt, bis Franken waren es sechs Stunden Autofahrt. Letztendlich bin ich erst fünf Stunden vor dem Auftritt angekommen und habe mich dann noch um Büroarbeit gekümmert. Jetzt habe ich gleich noch Meet and Greets, dann werde ich mich umziehen und auf die Bühne gehen. So sieht ein typischer Arbeitstag aus.
Immerhin sind Sie ja nicht zum ersten Mal da. Was sollte man unbedingt in Nürnberg machen – gerade, wenn man nicht viel Zeit hat?
Man muss natürlich unbedingt Rostbratwürstchen essen gehen! Da hoffe ich immer drauf, dass es die hier vor den Konzerten im Catering gibt. Aber ich habe gleich einmal eine Rückfrage – ich habe hier in der Nähe schon öfter gespielt. Zuletzt direkt gegenüber in der Arena. Was ist denn das da draußen, was so aussieht wie eine Rennstrecke?
Das ist der Norisring. Die Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) haben Sie um eine gute Woche verpasst.
Hier ist der Norisring? Das ist ja geil. Ich habe mich immer gefragt, was das für eine riesengroße Asphaltstrecke ist. Ansonsten kenne ich mich leider nicht so gut in Nürnberg aus. Darüber habe ich mich erst gestern mit meiner Band unterhalten. Ich war schon überall in Deutschland – habe aber noch nichts davon gesehen. Sie sehen es ja, ich sitze hier im Backstage bis zum Auftritt in einem dunkeln Raum ohne Fenster. Wenn ich den abends verlasse, ist es draußen dunkel. Dazu kommt, dass es mittlerweile auch schwierig für mich ist, an Konzerttagen durch die Städte zu gehen. Meistens werde ich dann direkt von Leuten verfolgt. Dann komme ich auch nicht dazu, viel zu sehen. Dann mache ich draußen 500 Selfies und gehe dann wieder zurück in den dunklen Raum.
Das muss Sie auch als Privatperson verändert haben.
Eigentlich gar nicht. Ganz am Anfang, als ich 18 oder 19 war, wurde es mir zu viel. Da bin nicht mehr viel rausgegangen – manchmal nur mit Kapuze und Mütze. Aber ich finde, sich verkleiden zu müssen, macht es viel schlimmer. Deshalb mache ich seit Jahren wieder alles ganz normal. Ich gehe wie jeder andere Mensch einkaufen, ins Kino, ins Freibad oder in eine Bar. Ich lebe mein Leben wie ein normaler Mensch – weil ich einfach ein normaler Mensch bin.
Noch einmal zurück zu Ihren Auftritten: Wie lief das in der Vergangenheit mit dem Publikum hier? Man sagt den Franken ja nach, dass sie nicht begeisterungsfähig seien.
Ach, ich schätze die fränkische Nettigkeit wirklich. Dadurch, dass meine Band aus Franken kommt, weiß ich ja, was es heißt, wenn jemand sagt "ned scheiße". Das ist für einen Franken schon wirklich etwas sehr Positives. Für die Auftritte bedeutet das, dass ich die Leute erst einmal von mir überzeugen muss. Das heißt, es dauert zwei, drei Songs, bis die Franken dabei sind. Bis sie dann wirklich feststellen – dass sie es "ned scheiße" finden.
Sie sprechen ja sogar Fränkisch! Haben Sie auch ein Lieblingswort?
Marmaladamala (ein Behälter für Marmelade, Anm. d. Red.). A Marmaladamala ham wa a daheam. Das sagt mein Pianist immer.
Na dann klären Sie uns doch bitte auf: Was ist denn ihrer Meinung nach ein Marmaladamala?
Ich weiß auch nicht, was das ist (lacht). Ich sage aber mittlerweile wirklich viel 'a weng'. Das binde ich in meine Sprache mit ein.
Herr Weiss, vielen Dank für das Gespräch.
- Interview mit Wincent Weiss