Böses Erwachen am Flughafen Hunderte Urlauber fallen auf Reisebüro-Bande rein

Ein 19-Jähriger und eine 25-Jährige sollen Urlauber im großen Stil betrogen haben. Der Schaden beträgt rund 420.000 Euro. Erst nach Monaten schaltete sich die Polizei ein.
Acht Tage türkische Riviera für 589 Euro, Übernachtung im Fünf-Sterne-Hotel, Flug und Zug zum Airport inklusive, das Zimmer mit Meerblick: Wer sich für dieses Angebot den Frühbucher-Rabatt sichern wollte, ist nun womöglich für immer sein Geld los.
Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken am Dienstag mitteilte, steckt hinter der Anzeige eine Bande von Betrügern, die bereits seit mindestens mehreren Monaten operiert. Die Betrüger sollen reale Online-Reisebüros vorgetäuscht haben, eines davon hatte laut Polizei eine Briefkastenadresse in Fürth angegeben.
Eine Familie verlor 7.000 Euro
In Wirklichkeit waren die vermeintlichen Schnäppchen bloß Fake. Unter den Unternehmensbezeichnungen "Tropical Beach Tours" und "Hays Travel Europa" boten die Betrüger den Beamten zufolge unter anderem bei Facebook und Instagram Reisen an, die teilweise nur halb so viel kosteten wie echte Reisen. "Die Kundenbetreuung erweckte einen professionellen und seriösen Eindruck", schreiben die Beamten über die Masche der Betrüger. Weil die Angebote immer nur für kurze Zeit galten, hätten viele der reisewilligen Urlauber schnell zugeschlagen.
Dass sie abgezockt wurden, fiel einigen Betrogenen den Ermittlern zufolge erst am Flughafen auf. Bisher sind laut Polizei rund 200 Geschädigte bekannt. Der Schaden beträgt insgesamt 420.000 Euro. Das heißt: Im Schnitt bezahlten die gutgläubigen Kunden 2.100 Euro, ohne jemals in den Genuss eines Urlaubs zu kommen. Eine Familie, über die RTL bereits im vergangenen Sommer berichtet hatte, verlor sogar 7.000 Euro.
Viele Anzeigen: Warum ermittelte die Polizei erst so spät?
Erstaunlich ist, dass die Betrüger auch nach dem Medienbericht noch monatelang weitermachen konnten, obwohl es eine Vielzahl von Anzeigen gab. Erst Anfang März 2024 nahm die Kriminalpolizei Fürth in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth "intensive Ermittlungen" auf, wie die Beamten am Dienstag mitteilten.
Weshalb so viel Zeit verstrich, bis die Ermittler mit Hochdruck tätig wurden, konnte eine Polizeisprecherin auf Nachfrage von t-online zunächst nicht sagen. Diesen März dann ging es allerdings verhältnismäßig schnell, bis die bei der Kriminalpolizei eingerichtete Arbeitsgruppe "Ferien" mehrere Tatverdächtige identifizieren konnte.
Internetauftritte weiter online
Einen 19-Jährigen nahmen die Beamten am Flughafen München am 18. März fest, eine 25-Jährige wurde im Umfeld des Nürnberger Hauptbahnhofs gefasst. Beide Verdächtige kamen in Untersuchungshaft. Ein weiterer Verdächtiger, ein 28 Jahre alter Mann, kam nach seiner Festnahme hingegen vorläufig wieder frei. Die Polizei spricht von einem ganzen "Netzwerk", das an dem Betrug beteiligt gewesen sein soll. Die Ermittler würden daran arbeiten, weitere Verdächtige zu identifizieren.
Brisant: Die Internetauftritte der Fake-Firmen sind nach wie vor online. Die Beamten würden derzeit "mit Hochdruck an der Umsetzung zur Abschaltung der betreffenden Webseiten" arbeiten, teilte die Polizei mit. Außerdem versuchen die Beamten, das Geld der Betrogenen zurückzubekommen: "Mit Unterstützung des zuständigen Fachkommissariats wird derzeit geprüft, inwieweit über die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth entsprechende Vermögensarreste gegen die Beschuldigten beantragt werden können."
- Telefonat mit einer Sprecherin der Polizei
- presseportal.de: Mitteilung des Polizeipräsidiums Mittelfranken vom 26. März 2024