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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drohung mit zerbrochener Flasche? Mann wegen Vergewaltigung an Haltestelle angeklagt
Vor dem Kölner Landgericht hat der Prozess gegen einen Mann begonnen, der nachts an einer Haltestelle in Bocklemünd eine Frau vergewaltigt haben soll. Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft und sollte bereits abgeschoben werden.
Mit einer Stunde Verspätung, weil der Angeklagte die Zeit verwechselt hatte, ist in Köln ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Vergewaltiger gestartet. Als das Verfahren dann endlich begann, zeigte sich Richter Benjamin Roellenbleck deutlich verärgert: "Da fehlt mir das Verständnis. Dass wir hier auf den Angeklagten warten müssen, ist nicht in Ordnung." Er gab dem 23-Jährigen die Chance, zum nächsten Prozesstag freiwillig zu erscheinen, und machte klar, dass der Mann andernfalls mit einer Inhaftierung rechnen müsse: "Wer nicht kommt, geht in Haft. Wir müssen hier oft genug warten."
Das Verfahren vor der 13. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts richtet sich gegen einen Mann, der in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 2020 eine Frau vergewaltigt haben soll. Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat deswegen als besonders schwer ein, weil der Angeklagte sein mutmaßliches Opfer mit einer abgebrochenen Bierflasche bedroht haben soll, um die Frau gefügig zu machen.
Angeklagter ist vielfach vorbestraft
Erst an dem Abend, der der mutmaßlichen Tatnacht voranging, hatten die beiden sich kennengelernt: Eine Zufallsbekanntschaft, die sich beim Ausgehen im Bereich des Ebertplatzes ergeben hatte. Gemeinsam habe man dann noch einen Freund der Frau besuchen wollen.
Auf dem Weg dorthin soll es an der Haltestelle Nüssenberger Straße in Bocklemünd zur Bedrohung und in einem nahe gelegenen Grünstreifen zur Vergewaltigung gekommen sein. Laut Anklage leistete die bedrängte Frau zunächst keinen erheblichen Widerstand, schrie aber später doch um Hilfe, woraufhin eine Zeugin die Polizei alarmierte. Erst als die Einsatzkräfte kamen, habe der Mann von seinem Opfer abgelassen.
Mehrfach vorbestraft
Befragt nach einer Beziehung oder anderen intimen Bekanntschaften, antwortete der Angeklagte etwas vage: "Ich gehe zu den Plätzen, zu denen viele gehen." Eine feste Beziehung habe er schon länger nicht mehr gehabt, aber One-Night-Stands. Außerdem gehe er zu Prostituierten. Die Staatsanwältin wies darauf hin, dass auch in einem weiteren Fall gegen ihn wegen Vergewaltigungsvorwürfen ermittelt werde. Außerdem laufe ein Verfahren wegen Körperverletzung. Aufgrund weiterer Delikte, darunter Drogenhandel, Beleidigung und Bedrohung, sei der Mann vielfach vorbestraft und stehe außerdem unter laufender Bewährung, teilte der Vorsitzende Richter mit.
Zur Tat machte der Angeklagte zunächst keine Angaben, sondern beschränkte seine Aussage auf seine persönliche Situation und Lebensgeschichte. Er sei ohne Familie in Guinea aufgewachsen und von dort über den Senegal, Libyen und Italien nach Deutschland gekommen. Richter Roellenbleck verlas aus der Akte des Mannes, dass bereits am 17. Juli 2017 dessen Abschiebung angeordnet worden sei. Dieser gab an, dagegen Einspruch eingelegt zu haben.
Angeklagter in Libyen misshandelt worden
"Ich wusste, dass ich das Land verlassen soll, aber ich habe es nicht gemacht, weil ich hierbleiben wollte, um meine Zukunft vorzubereiten", erklärte der Angeklagte. Mehrere Monate lang habe er in einem Leverkusener Unternehmen im Bereich Metall- und Maschinenbau gelernt, außerdem sei er lange als Lagerist tätig gewesen. Derzeit sei er aber seit vier Monaten krank. Worin die Krankheit bestehe, blieb trotz mehrfacher Nachfrage des Richters unklar.
Eine Diagnose konnte der Angeklagte nicht mitteilen, sprach aber von ständigen Kopfschmerzen, Herzproblemen, Ängsten und Unruhe. "Ich habe viele Probleme im Kopf", bekannte er. Seit einem Aufenthalt in Libyen, wo er auf Baustellen arbeitete, leide er auch an Atemproblemen, "denn wir sind dort jeden Tag geschlagen worden".
Für das Verfahren gegen den Mann sind fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil ist für den 24. September anberaumt.
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