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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unterschiede bei Infektionszahlen Corona in Köln: Kinder aktuell am stärksten betroffen
Sinkende Infektionszahlen, steigende Impfzahlen: In Köln scheint sich die Corona-Lage deutlich zu entspannen. Doch vorbei ist die Pandemie noch nicht, mahnt der Krisenstab der Stadt.
Wenn die Sitzung vom Krisenstab nicht lange dauert, dann sei das ein gutes Zeichen, sagt Krisenstabsleiterin Andrea Blome. Und so stehen sie, Feuerwehrchef Christian Miller und Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen pünktlich um 13.30 Uhr vor den Mikros mit guten Nachrichten im Gepäck.
Blome spricht von "positivem Spirit". Die Inzidenz nähert sich in Köln der 50 an, was Blome als erneute Bestätigung für die harte Gangart der Stadt bei der Bekämpfung der Pandemie interpretiert, nicht ohne den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt für ihr Mitwirken zu danken: "Mein herzlicher Dank geht an alle Kölnerinnen und Kölner, die die Regeln eingehalten haben."
Durch die sinkenden Zahlen wird voraussichtlich ab Montag die Bundesnotbremse gelockert, die ab einer Inzidenz von 100 greift. Damit ist die nächtliche Ausgangsbeschränkung erst einmal passé. Ganz genau am 31. Mai um 00.00 Uhr soll sie fallen.
Alkohol- und Veweilverbote bleiben
An einzelnen Maßnahmen will die Stadtdirektorin dennoch festhalten: Das Alkohol- und Verweilverbot in bestimmten Grünanlagen, an den bekannten Hotspots und überall dort, wo eine Maskenpflicht besteht, bleiben in Kraft. Das selbstverständlich nicht innerhalb von Gastronomiebetrieben, die laut Allgemeinverfügung des Landes NRW bei Inzidenzen zwischen 50 und 100 unter Auflagen wieder öffnen dürfen. Auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen können demnach wieder Gäste empfangen.
Bei all den positiven Nachrichten warnt Blome aber, die Pandemie sei keineswegs überwunden und appelliert an die Bürger, sich weiterhin verantwortungsvoll zu verhalten. Auch Feuerwehrchef Christian Miller fordert die Menschen weiter dazu auf, Maske zu tragen, Abstand zu halten und Hygieneregeln einzuhalten. Der positive Trend zeigt sich auch an seinen Zahlen von den Intensivstationen. Dort gibt es nun wieder 13 freie Betten. Zwischen dem 18. und 28. Mai sei die Zahl der Menschen in stationärer Behandlung um 48 Prozent zurückgegangen.
Herdenimmunität im September?
Die positive Entwicklung führt Miller auch zurück auf die sehr weit fortgeschrittene Impfkampagne. Stand Donnerstag haben rund 493.000 Kölnerinnen und Kölner ihre erste Impfung bekommen. Im Laufe des Freitags solle sogar die halbe Million erreicht werden, sagt Andrea Blome. Beim Blick in die Zukunft sieht Miller einer Modellberechnung zufolge bis September eine Impfquote von 75 Prozent. Damit hätte die Stadt die Herdenimmunität erreicht.
Ob diese Modellberechnung aber auch in reale Zahlen umgesetzt werden kann, steht noch in den Sternen. Das Impftempo wird in der ersten Junihälfte gebremst, da Köln dann deutlich weniger Impfstoff vom Land geliefert bekommt. Dadurch können jetzt bis auf weiteres fast ausschließlich Zweitimpfungen durchgeführt werden. "Das wirft uns erst einmal zurück", sagt Miller.
Erfreulich dagegen sei die Tatsache, dass immer mehr Stadtteile eine Inzidenz von 0 aufwiesen. Vor allem Porz sticht da hervor: Gleich sechs Stadtteile lagen dort am Mittwoch bei keinen Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen.
Sonderimpfungen aktuell in Kalk
Die Schwerpunktimpfungen in den vulnerablen Sozialräumen gehen dagegen weiter. Hierfür standen Köln insgesamt 6.500 Impfdosen zur Verfügung. Gut 700 davon seien am Donnerstag in Köln-Kalk verimpft worden. Hier gab es bis zum Nachmittag eine nicht kürzer werdende Schlange von Impfwilligen. "Die Menschen haben dort anderthalb Stunden im strömenden Regen auf ihre Impfung gewartet", heißt es vom Feuerwehrchef, "sie sind absolut glücklich." In Kalk endet die Sonderaktion am Montag. Dann fährt der Impfbus weiter nach Vingst, wo ab Mittwoch geimpft wird.
Welchen Einfluss das Impfen auf die Ansteckungen in Köln hat, geht aus den Erläuterungen des Gesundheitsamtschefs Johannes Nießen hervor. Die Inzidenz geht insgesamt zurück, während sich in den Bevölkerungsgruppen, die bisher noch nicht geimpft werden konnten, die Menschen aktuell am häufigsten infizieren würden.
Kinder am stärksten betroffen
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung würden bei den Jüngsten die meisten Neuinfektionen festgestellt. In der Gruppe der 6-10-Jährigen liegt die Inzidenz bei 65, bei der Altersgruppe bis 18 sogar bei 71 – ein Argument für die Aufhebung der Impfpriorisierung ab 7. Juni und für die Freigabe des Impfstoffs für Kinder ab 12.
Über die Impfung von Kindern müsse sich die Stadt allerdings noch mit Experten beraten, so Nießen. Auf Nachfrage hieß es von der Stadt, dass man damit plane, 16- bis 18-Jährige im Impfzentrum zu impfen, die 12- bis 15-Jährigen hingegen beim Kinderarzt. Ausnahmsweise sollten auch Schulimpfungen ermöglicht werden. Auch nach der Zulassung des Impfstoffs von Biontech ab 12 Jahren müsse man eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission abwarten, bevor er verabreicht werden könne. Allerdings sei wohl mit keiner uneingeschränkten Impfempfehlung zu rechnen.
- Pressekonferenz des Krisenstabs am 28. Mai 2021
- Anfrage an die Stadt Köln