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Köln: Katholische Geistliche segnen Homosexuelle bei "Liebe gewinnt"-Aktion


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Segnungsfeiern für Homosexuelle in Köln
"Wir als Kirche waren nie die Speerspitze bei Veränderungen"


11.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Pfarrer Thomas Frings vor der Regenbogenflagge an St. Michael.Vergrößern des Bildes
Pfarrer Thomas Frings vor der Regenbogenflagge an St. Michael. (Quelle: Stefan Rahmann)
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Deutschlandweit gab es am Montag katholische Gottesdienste für Homosexuelle – aus Protest gegen das Segnungsverbot des Vatikans. Auch in Köln öffneten zwei Kirchen ihre Türen.

Auf die Frage, ob er Sanktionen seitens der Bistumsleitung befürchte, reagiert der Pfarrer von St. Michael mit einem Lächeln, das gelassener kaum sein könnte: "Ich bin 60 Jahre alt. Ich habe keine Angst mehr", sagt Thomas Frings, der regelmäßig in der Kirche am Brüsseler Platz am Rand der Kölner Innenstadt die Messe liest. Natürlich ist seine Gemeinde aus dem quirligen Partyviertel bei der Aktion #liebegewinnt mit von der Partie.

Priester, Diakone und Ehrenamtliche haben die Initiative ins Leben gerufen, um dagegen zu protestieren, dass der Papst verbietet, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Auch Theologen und die katholische Reformbewegung Maria 2.0 unterstützen die Aktion. Das Motto "Liebe gewinnt" geht auf einen gleichnamigen Song der Kölner Band "Brings" zurück, die ebenfalls zu den Unterstützern gehört. Bundesweit wurden am 10. Mai Segnungsfeiern in katholischen Kirchen angeboten.

St. Michael ist an diesem Montag von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Das Pastoralteam steht für Gespräche zur Verfügung. "Wir wollen unsere offene und wertschätzende Haltung deutlich machen. Wir wollen Menschen kennenlernen und wenn dann der Wunsch nach Segen und Gebet da ist, kommen wir dem gerne individuell nach", erläutert Frings, Großneffe des gleichnamigen Kardinals, der in Köln immer noch Kultstatus genießt.

Der Segen wird an diesem Tag eher nicht nachgefragt, aber die Gespräche vor der Kirche sind lebhaft. "Als das Schreiben aus Rom mit dem Segnungsverbot kam, haben sich etliche deutsche Bischöfe dagegen ausgesprochen. Hätte man sich das vor zehn Jahren vorstellen können? Niemals. Da hat sich wirklich was getan. Und die Menschen hier im Viertel, die sich für Kirche interessieren, unterstützen das", fasst Frings die Stimmung im Veedel zusammen.

"Rom hat das gesagt, wir sagen etwas anderes"

2.000 Seelsorger hätten dem Papst in dieser Angelegenheit die Zustimmung verweigert. "Die sind ja nicht grundsätzlich gegen Rom. Die sagen: Rom hat das gesagt, wir sagen etwas anderes. Die Kirche zerbricht ja nicht daran, dass es unterschiedliche Meinungen gibt", fährt der Pfarrer fort. Im Übrigen sei die Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. "Wir als Kirche waren nie die Speerspitze bei Veränderungen. Aber wenn man mir jetzt vorwirft, ich würde nur dem Zeitgeist hinterherlaufen, ist das das übliche Killer-Argument. Die, die diese Vorwürfe erheben, laufen ja nur dem Zeitgeist der 50er-Jahre hinterher."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unterstützt das römische Segnungsverbot und erfährt deshalb harsche Kritik von der Basis. Zu der bundesweiten Aktion hüllt sich die Bistumsleitung bislang in Schweigen. "Die Seelsorger vor Ort genießen immer noch große Akzeptanz", sagt Frings. "Sie werden als glaubwürdig wahrgenommen. Wir in den Gemeinden fangen ja nicht mit der Messe an. Wir fangen mit den Menschen an."

Aber warum wollen sich Menschen in einer katholischen Kirche segnen lassen, wenn deren Leitung ihre Lebensform rundheraus ablehnt? "Die Menschen empfinden es als schön, wenn jemand ihnen die Hand auflegt und ein Gebet über ihnen spricht. Das fühlt sich gut an. Segnen hat etwas sehr Heilsames.“

Veränderung von innen

Juliana und Nini sind verheiratet und lassen sich segnen. "Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder treten wir aus oder wir engagieren uns für Veränderungen", erklärt Nini ihre Motivation. Sie hofft auf einen anderen Geist in der katholischen Kirche, der von den Laien ausgehen müsse. "Ich glaube schon, dass Menschen in der Kirche eine Heimat finden können und möchten."

Sollte sich allerdings nichts ändern, kann es sein, dass Juliana und Nini der Institution den Rücken kehren. Juliana dazu: "Das ist im Moment alles sehr wackelig." Die beiden nehmen teil an der "Segnungsfeier für alle liebenden Menschen" in der Kirche St. Johannes XXIII. der katholischen Hochschulgemeinde der Uni Köln. Organisiert hat die Feier die Politisch-theologische Aktionsgruppe Köln.

Neben Seelsorgerin Brigitte Schmidt ist auch Sarah Jane Lehmann von der Aktionsgruppe an der Segnungsfeier beteiligt. Sie spricht sich klar und deutlich gegen die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren aus. "Jesus Christus hat gesagt: 'Liebet einander, wie ich Euch geliebt habe.' Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe, sondern Angst. Es geht darum, die Liebe zu den Menschen in den Vordergrund zu stellen. Eine Liebe, die niemandem etwas wegnimmt."

Zehn gleichgeschlechtliche Paare versammeln sich kurz vor Ende der Segnungsfeier im Kreis um ein großes Textil-Herz, das auf dem Boden ausgelegt ist. Brigitte Schmidt spricht zu jedem Paar ein Gebet und legt die Hand auf. Ihr Verständnis von Liebe ist transzendental. "Für mich ist der Mensch ein offenes Gefäß für Gottes Liebe, mit deren Fülle er andere beschenken möchte."

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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