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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ramadan in Köln "Corona bringt mein Fasten durcheinander"
Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan geben Kölner Musliminnen und Muslime Einblick, wie sie diese Zeit erleben. Diesmal: Diplom-Juristin Rehana Akhtar.
Einen Monat Verzicht: Bis zum 12. Mai fasten gläubige Muslime – aus Verbundenheit zu Gott, und um Körper und Seele zu reinigen. Wir haben Fastende aus Köln gebeten, uns an ihrem Ramadan teilhaben zu lassen. In Teil sechs erzählt die 43-jährige Diplom-Juristin und Mutter von drei Kindern Rehana Akhtar. Kürzlich erkrankte sie an Corona: Das hat den Ramadan-Ablauf für sie verändert.
Rehana Akhtar: "Man schmeckt und empfindet alles intensiver"
Dieses Jahr ist für mich der Ablauf des Ramadan durcheinander geraten, denn vor ein paar Tagen wurde ich Corona-positiv getestet. Weil ich Halsschmerzen und Fieber hatte, habe ich in dieser Zeit nicht gefastet, denn die erste Voraussetzung für das Fasten ist, dass man nicht krank ist.
Wegen der Halsbeschwerden muss ich viel Tee und Wasser trinken, außerdem braucht der Körper Nahrung, um wieder zu Kräften zu kommen. Diese versäumte Zeit werde ich im Laufe des Jahres nachholen. Auch das ist ein Gebot, denn das Fasten ist gut für den Menschen, sowohl spirituell als auch körperlich: Es tut dem Körper gut, wenn man den Verdauungsorganen einmal den Tag über Ruhe gönnt.
Im Mittelpunkt des Fastens steht aber ohnehin nicht der Verzicht auf Essen und Trinken, sondern anderes: sich auf die Gegenwart Gottes zu besinnen, nicht zu streiten, sich daran zu erinnern, was man unterlassen sollte, viel zu beten und im Koran zu lesen. Auf diese Aspekte konnte ich trotz der Erkrankung meinen Fokus legen und habe das auch getan.
Kein Zufall, sondern ein Zeichen Gottes
Bemerkenswert für mich war folgende Begebenheit: Zum Ramadan gehört auch das Spenden, und weil ich krank geworden bin, hat meine Familie umso mehr gespendet. Meine Schwester hat Geld nach Pakistan geschickt, das durch Bekannte an eine Familie übergeben wurde, die so arm war, dass sie an dem fraglichen Tag ohne die Spende nichts gehabt hätte, um das Fasten zu brechen.
Meine Erkrankung war also indirekt der Grund dafür, dass jemand Essen bekommen hat! Die Geschichte geht aber noch weiter: Die Übergabe der Spende überschnitt sich zeitlich damit, dass mein Fieber nachließ und ich meiner Schwester die Nachricht schickte: "Es geht mir schon besser." Für mich ist das kein Zufall, sondern ein Zeichen Gottes.
Meine drei Kinder, die alle noch zu jung zum Fasten sind, machen über die Jugendorganisationen unserer Gemeinde während des Ramadan Challenges. Jeden Tag können sie online ein Türchen öffnen. Da gibt es dann Aufgaben: Zum Beispiel sollen sie jemandem etwas Gutes tun, ein Gebet lernen, ein gesundes Rezept zubereiten oder beim Tischdecken helfen. Da ich drei Kinder habe, habe ich in den Zeiten der Schwangerschaft und Stillzeit einige Jahre lang nicht gefastet.
Einige Frauen fasten auch in dieser Zeit, aber das finde ich verkehrt, da es für Schwangere und Stillende ja explizit erlassen wurde, und man kann die Gnade Gottes nicht erzwingen, indem man mehr tut als geboten. Im Koran heißt es doch: Gott wünscht euch erleichtert und nicht beschwert.
Gnade kann man nicht erzwingen
Als ich nach meiner mehrjährigen Kinderpause wieder angefangen habe zu fasten, fiel es mir leicht, weil ich denke: Alles im Leben ist eine Kopfsache. Wenn man nur an seinen knurrenden Magen denkt und glaubt, dass man es nicht schafft, dann redet man sich selbst klein. Aber wenn man sich sagt: "Du schaffst das!", dann schafft man es auch.
Ich bin sogar dankbar, wenn ich Hunger verspüre, denn dadurch merke ich zum einen, was ich überhaupt habe, und die Solidarität mit den Armen ist durch den Hunger auch noch stärker. Auch am Abend, beim Fastenbrechen, geht es nicht darum, sich den Bauch vollzuschlagen – das ist nicht der Sinn der Sache. Man braucht nach einem Fastentag auch gar nicht so viel Essen, weil man alles intensiver schmeckt und empfindet.
- Gesprächsprotokoll: Johanna Tüntsch