"Vorgezogener Aprilscherz" Kölner Gastro-Vereinigung distanziert sich von Corona-Kodex
Am Mittwoch hat die Stadt gemeinsam mit zahlreichen Verbänden aus dem Einzelhandels- und Gastrobereich einen Kodex vorgestellt, der Öffnungen erleichtern soll. Von der Kölner Vereinigung "IG Gastro" gibt es jedoch Kritik.
"Wer hat das entworfen? Die Bären-Gruppe der Kita Südstadt?" und "Zurück in die Steinzeit": So lauten nur zwei der Reaktionen auf den "Köln Kodex" von den Mitgliedern der Vereinigung "IG Kölner Gastro". Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte den Kodex am Mittwoch gemeinsam mit zahlreichen Verbänden aus dem Einzelhandel und auch der Gastronomie vorgestellt. Dieser solle den Betrieben während der Corona-Pandemie unter die Arme greifen und mögliche Öffnungen erleichtern.
Bei der IG Gastro hält man von dem Maßnahmenpaket wenig, hält sich aber von offizieller Seite mit der Kritik etwas zurück, schließlich wolle man mit den Verfassern des Köln-Kodexes "auch in Zukunft gut zusammenarbeiten". Dennoch distanzierte sich die Vereinigung davon, er sei "nicht im Namen unserer Mitglieder verfasst worden".
Die Vereinigung ließ einige ihrer mehr als 200 Mitglieder zu Wort kommen – mit Zitaten aus einer Whatsapp-Gruppe. Darin wird klar, dass die meisten der Gastronomen nicht begeistert sind von dem Paket. Viel zu spät käme das mit Handreichungen, die man schon im letzten Frühjahr umgesetzt habe. Nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr sei man "binnen ein paar Wochen schon weiter als diese Verlautbarung" gewesen, schreibt jemand, ein anderer bezeichnet den Kodex als "vorgezogenen Aprilscherz".
Die Vereinsführung verlangte, dass die Stadt schnell mit ihnen sprechen solle, denn der Unmut wachse in "Sphären, die bald nicht mehr zu bändigen sind": "Wir bitten die Stadt Köln eindringlich, einen Krisengipfel mit der Gastronomie abzuhalten." Man möchte Ideen einfließen lassen, wie es besser funktionieren könne und wie die Gewerbetreibenden der Stadt wieder eine Perspektive bekämen. "Die Gastronomie hat es verdient, dass mit ihr gesprochen wird."
Auch die Kölner FDP übte am Freitag Kritik an dem Kodex. Die Erklärung bilde "längst geübte Selbstverständlichkeitn ab", das zur Verfügung gestellte Material unterschreite gar "längst eingeführte Standards". So seien zur Kontaktverfolgung lediglich Listenvordrucke zur Verfügung gestellt worden – das komme nach einem Jahr der Pandemie reichlich spät. Mittlerweile wurde der Vordruck wieder offline genommen.
Lorenz Deutsch, Vorsitzender der FDP Köln, sagte, die Allgemeinheit des Köln-Kodex und die Unzulänglichkeiten des zur Verfügung gestellten Materials erscheine den Betroffenen wie Hohn. Dass Material nun schon wieder offline genommen wurde sei "einfach nur peinlich und dilettantisch".
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