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Weihnachtsessen des 1. FC Köln – "Die Schicksale berühren mich"


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Gans und Rotkohl
1. FC Köln verteilt Weihnachtsessen an Bedürftige – auch im Krisenjahr

Von Susanne Wächter

Aktualisiert am 19.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Melanie Kraus: Sie hilft beim Weihnachtsessen des 1. FC Köln aus.Vergrößern des Bildes
Melanie Kraus: Sie hilft beim Weihnachtsessen des 1. FC Köln aus. (Quelle: Susanne Wächter)
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Auch beim traditionellen Weihnachtsessen des 1. FC Köln für Bedürftige lief in diesem Jahr vieles anders als gewohnt. Gans und Rotkohl gab es trotzdem. t-online war vor Ort und hat mit Betroffenen und Helfern gesprochen.

Gans und Rotkohl auf der Domtreppe: Vieles läuft wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr anders. Auch das Weihnachtsessen für Bedürftige, das der 1. FC Köln veranstaltet. Der Traditionsverein lud etwa 200 Menschen zum Alten Wartesaal am Hauptbahnhof ein und verteilte weihnachtliche Menüs in To-go-Behältern.

Normalerweise sitzen die Gäste der Wohltätigkeitsaktion alle an einer langen Tafel im Rhein-Energie-Stadion, doch diesmal mussten sie ihr Essen am Eingang des Alten Wartesaals abholen. Durch die Corona-Pandemie gehe das leider nicht anders, teilte die Sprecherin des 1. FC Köln, Lil Zercher, mit.

Der Eingang des Alten Wartesaals war dennoch festlich geschmückt – der Besucherandrang Pandemie-bedingt streng geregelt – durch vorgegebene Zeiten und Drängelgitter. Ehrenamtliche Helfer der Vereine "Freunde der Kölner Straßen und ihre Bewohner" und "Care4cologne" standen bereit, kontrollierten die Essenskarten, die zuvor vergeben wurden, sorgten für genügend Abstand zwischen den Gästen und standen für Fragen und Small Talk zur Verfügung.

Lockdown schmälert Essensangebot für Obdachlose

"Hallo, einen wunderschönen guten Abend", begrüßt Melanie Kraus jeden Gast an diesem Abend mit einem freundlichen Lächeln. In den Händen hält sie eine Flasche Desinfektionsmittel. Die strengen Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Wer keinen ausreichenden Abstand hält, wird freundlich ein Stückchen zurückgewiesen.

Für den 41-jährigen Torsten und seinen 18 Jahre jüngeren Bekannten, den er durch das Leben auf der Straße kennengelernt hat, ist es eine willkommene Abwechslung, an dem Essen teilnehmen zu dürfen. "Wir müssen gucken, wo wir etwas zu essen herbekommen", sagt der jüngere von beiden. Jetzt, wo die Gastronomiebetriebe geschlossen haben, ist es auch für ihn und seine "Kumpels", wie er sagt, schwieriger geworden. Gott sei Dank seien jetzt sehr viele Initiativen aktiv und verteilen mehr Mahlzeiten als sonst. Nach den Festtagen aber ebbe das langsam wieder ab und der Alltag auf der Straße kehre ein.

Alltag – das heißt für Menschen wie Torsten, in der Kälte sitzen und schlafen zu müssen. "Früher", erzählt Torsten, während er sein Menü entgegennimmt, "konnten wir uns in den Arkaden in Kalk oder kurz auch im Hauptbahnhof aufwärmen. Das aber ist jetzt alles nicht möglich". Übergeben von FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat sich Torsten für Gänsekeule, Rotkraut und Klöße entschieden.

An den Treppen, die zum Dom hinaufführen, lässt Torsten sich mit seinen Freunden nieder. "Gemütlich sei zwar anders, aber das Essen sei sehr lecker", sagt er und steckt sich eine Gabel voll Rotkraut in den Mund.

FC arbeitet mit anderen Wohltätigkeitsorganisationen zusammen

Der FC ist nicht erst seit der Corona-Pandemie in der Obdachlosen- und Armenhilfe aktiv. Seit 2018 lädt die Stiftung des Fußballclubs zum Weihnachtsessen ins Stadion, besucht Lebensmittelausgaben und verteilt Geschenke für deren Kunden und ist seit dem ersten Lockdown im März auch für die Menschen auf der Straße aktiv. Hierzu arbeitet die Stiftung unter anderem eng mit den Freunden der Kölner Straßen und ihrer Bewohner zusammen.

Seit drei Jahren ist Melanie Kraus für den Verein, der auch den Kältebus betreibt, aktiv. Warum sie das mache? Auf die Frage findet sie so spontan keine Antwort. "Ich engagiere mich sozial seit ich 19 Jahre alt bin. Zuerst machte ich ein freiwilliges soziales Jahr, dann habe ich mich den Freunden der Kölner Straßen und ihrer Freunde angeschlossen", erzählt sie. Sie hilft viel, in den Wintermonaten mehr als im Sommer.

"Wenn es kalt wird, ist es einfach noch dringender, zu unterstützen. Wir verteilen Schlafsäcke, dicke Socken und Hygieneartikel", so Kraus. Sie mag ihr Ehrenamt, auch weil sie mittlerweile viele Menschen kennengelernt und von ihren Geschichten erfahren hat, warum sie auf der Straße leben. "Die Schicksale berühren mich", sagt sie und begrüßt den nächsten Gast, der schon darauf wartet, eine Geschenktüte mit warmen Socken und Handschuhen sowie Schal –und sein Essen in Empfang zu nehmen.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Essensverteilung
  • Gespräche mit der FC Pressesprecherin, Wohnungslosen und Ehrenamtlern
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