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Tinyhaus in Köln: Wie es sich auf 20 Quadratmetern lebt


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Minimalistisches Wohnen
So lebt es sich in der einzigen Tinyhaus-Siedlung von Köln


Aktualisiert am 07.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Blick auf den Wiesenhaus Campingplatz in Köln: Dort stehen einige Tinyhäuser (wie links oben in der Ecke), die für ihre Bewohner trotz beengten Platzverhältnissen oft pure Freiheit bedeuten.Vergrößern des Bildes
Blick auf den Wiesenhaus Campingplatz in Köln: Dort stehen einige Tinyhäuser (wie links oben in der Ecke), die für ihre Bewohner trotz beengten Platzverhältnissen oft pure Freiheit bedeuten. (Quelle: Wächter)
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Ballast über Bord werfen, auf wenig Raum und im Einklang mit der Natur leben – Beweggründe in einem Minihaus zu wohnen, gibt es viele. Ein Ortsbesuch in Kölns einziger Tinyhaus-Siedlung.

Leise wirft der Rhein kleine Wellen an den Kieselstrand. Isabella, Anja, Torsten und Meike sitzen vor ihrem Haus an einem kleinen Tisch auf der Wiese und genießen die herbstlichen Sonnenstrahlen mit Blick auf den Rhein in Köln. Ihre Nachnamen möchten die vier nicht so gern nennen. Sie würden eh schon überrannt von Neugierigen auf dem Platz, der bislang Kölns einzige Möglichkeit ist, im Minihaus zu leben. Eine Grauzone. Erstwohnsitz dürfen die Bewohner auf dem Wiesenhaus Campingplatz anmelden. Aber so richtig offiziell ist das Wohnen auf einem Campingplatz nicht.

Seit dem 16. September leben die freiberufliche Fitnesstrainerin Isabella und Lehrerin Anja in ihrem eigenen Tinyhaus. Knapp über 20 Quadratmeter stehen den beiden Frauen zur Verfügung, rechnet man die oberen Ebenen mit. Küche, Bad, Schlaf- und Wohnraum, sogar eine Arbeitsebene ist vorhanden. "Das ist genug Platz für uns", sagt Isabella lachend. "Auch wenn das Wetter mal schlecht ist", fügt sie hinzu, weil sie weiß, dass genau diese Frage folgen wird. "Alle stellen sie uns", so die Mitte 30-Jährige.

Von 100 Quadratmetern ins Tinyhaus

Isabella und Anja wohnten zuvor in einer 100 Quadratmeter großen Wohnung in Lindenthal. Zu groß, fanden sie und suchten eine kleinere Bleibe. "Das war gar nicht so einfach", sagt Anja. Die Wohnungen, die sich angeschaut hätten, wären gerade mal 100 Euro billiger als ihre vorhandene gewesen. Ein Umzug unter diesen Vorzeichen kam für die beiden Frauen so nicht in Frage. Dann erfuhren sie vom Wiesenhaus. Einen Monat gaben sie sich Zeit, schauten sich Minihäuser an und entschieden sich dann für eines der Kölner Tinyhaus Manufaktur.

Isabella und Anja ließen schlüsselfertig bauen. 75.000 Euro zahlten sie für ihren Traum vom eigenen Haus im Grünen. Durch das Solarpanel auf dem Dach können sie einen Teil ihres Stromverbrauchs selbst produzieren. Und auch sonst war den beiden Frauen wichtig, ökologisch zu wohnen. Im Bad haben sie sich für eine Trockentoilette entschieden, da ihr Haus nicht an die Abwasserkanäle angeschlossen ist.

Und auch Frischwasser erhalten sie nur über Wassertanks, die sie regelmäßig auffüllen müssen. Ansonsten ist es komplett eingerichtet mit Elektrogeräten und allem, was man zum Wohnen benötigt. Auch wenn dies sehr nach Reduzierung klingt, es ist genau das, was sie wollten.

Minihaus statt Hausboot

Ähnlich sehen es die beiden Nachbarn Torsten und Meike. Zurzeit leben die beiden noch im Wohnwagen. Doch im Frühjahr wollen auch sie ihr Tinyhaus fertiggestellt haben. Torsten ist Architekt und baut das Haus selbst. Meike lebte zuvor in der Südstadt. Als ihr Sohn mit dem Studium begann, hat sie die Möglichkeit ergriffen, sich zu verkleinern. Die selbstständige Yogalehrerin interessiert sich schon lange für alternatives Wohnen. "Eigentlich wollte ich in einem Hausboot leben, doch das ist in Köln noch schwieriger als einen Stellplatz für ein Tinyhaus zu finden", sagt die 52-Jährige.

Auch Stephan wird Ende November auf den Wiesenhaus Campingplatz ziehen. Sein Haus steht schon an Ort und Stelle. Inklusive Trailer misst es gerade mal 7,20 Meter, ist 3,50 Meter hoch und 2,55 Meter breit. Damit kommt er auf knapp 16 Quadratmeter Lebensraum. "Ich bin kleines Wohnen gewohnt", sagt der Erzieher, der fast sein gesamtes Leben schon mit weniger als 30 Quadratmeter auskommt.

Noch stapeln sich die Umzugskartons in seinem Haus und seine Wohnung in Hennef ist noch nicht ganz ausgeräumt. Das muss er jetzt in den dunklen Herbsttagen zu Ende bringen. "Meine Vermieterin lässt mir noch bis Ende November Zeit", sagt der 51-Jährige.

Sieben Jahre im Wohnwagen gelebt

Es werden mehr Tinyhausbewohner auf dem Platz. Einige, so wie Arno Lichtenscheidt, leben schon länger auf dem Platz – im Wohnwagen. "Das ist aber keine Dauerlösung", sagt der Anfang 60-Jährige und zeigt seine Tinyhaus-Entwürfe. Im Frühjahr 2021 will auch er vom Wohnwagen ins Tiny umziehen. Seit sieben Jahren lebt Lichtenscheidt auf dem Wiesenhaus Campingplatz. Etwa 20 Quadratmeter misst sein Wohnwagen samt winterfestem Vorzelt.

"Mein Tiny wird wohl etwas kleiner werden, dafür aber besser unterteilt", sagt er mit Blick auf seine Bleistiftzeichnung, die von Architektin Wibke Schaeffer und dem Designer Moritz Zielke, bekannt als Momo aus der Lindenstraße, umgesetzt werden. Die beiden sind Partner der Wiesenhaus GmbH, die im Herbst 2019 die Fläche gekauft hat. Sie wollen viel verändern. Ökologische fahrbare Häuser bauen, ökologisches Gärtnern nach Permakulturregeln etablieren und Ausflugsziel für Radfahrer und Spaziergänger werden.

Letzteres haben sie schon in diesem Sommer umsetzen können. Das Wiesenhaus mit seinem Café ist schon längst beliebtes Ziel für Erholungssuchende geworden. Und der Rest wird sich im Laufe der Zeit ergeben.

Verwendete Quellen
  • Besuch auf dem Wiesenhaus Campingplatz
  • Interviews mit Bewohnern
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