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Köln: Sozialer Brennpunkt Kölnberg – Grundschüler wollen Veränderungen


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"Dreckig und gruselig"
Brennpunkt Kölnberg – wie Schüler gegen die Verwahrlosung kämpfen


15.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Dreck und Müll liegt auf einer spärlich begrünten Wiese am Kölnberg: Dort aufzuwachsen ist besonders für Kinder nicht immer einfach.Vergrößern des Bildes
Dreck und Müll liegt auf einer spärlich begrünten Wiese am Kölnberg: Dort aufzuwachsen ist besonders für Kinder nicht immer einfach. (Quelle: Wächter)
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Es ist nicht schön, im bekanntesten Brennpunkt von Köln, dem Kölnberg, zu wohnen. Schon gar nicht als Kind. Schüler wollen das ändern.

Der Wind pfeift um die Häuserblocks. Nur wenige Menschen halten sich zwischen den Hochhäusern "An der Fuhr" am Kölnberg in Köln auf. Es fliegen Plastikfetzen über die Fläche, die eigentlich Grünanlage und Spielfläche sein soll. An den Rändern der Fassade liegen aufgeplatzte Tüten auf dem Boden, Essensreste, gebrauchte Windeln und anderer Unrat daneben.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes gefundenes Fressen für Ratten, die unter der Wiese ihre Höhlen gebaut haben. Riesige Löcher zeugen davon. Und wenn man genauer hinsieht, entdeckt man auch den einen oder anderen Rattenkadaver. Ratten leben zuhauf in der Siedlung, die in den 70er-Jahren einmal als Nobelobjekt mit Schwimmbad und Tennisplatz auf der grünen Wiese erbaut wurde.

Spritzen, Müll und dreckige Geschäfte

Weil offenbar niemand etwas dagegen tut, wurden nun Schüler aktiv. Die Grundschüler der Klasse 4d aus Meschenich haben dazu eine Mappe mit Fotos und erklärenden Texten zusammengestellt und den Bezirkspolitikern in Köln geschickt. Die Bilder zeigen auch gebrauchte Spritzen von Drogenabhängigen und Stellen auf der Grünfläche, an denen sich Prostituierte mit ihren Freiern treffen und dort ihren Geschäften nachgehen.

All das ist keine Momentaufnahme, sondern Dauerzustand. Und der Stadt seit Jahrzehnten bekannt. Eine Gefährdung der Kinder sieht die Stadt aber nicht, wie sie den Bezirksvertretern auf eine vergangene politische Anfrage schreibt. Und sie hält sich weitgehend aus dem Areal zurück, weil es sich um Privatgelände handelt, so eine immer wieder gehörte Argumentation.

Dabei hätte die Verwaltung die Möglichkeit, frei werdende Wohnungen dort zu kaufen. Auch hätte sie die mittlerweile leer stehenden Räume der früheren Kindertagesstätte für ein dringend benötigtes Bürgerzentrum erwerben können. Doch da besteht offenbar kein Interesse, wie ein Politiker aus dem Bezirk sagt und betont, dass die Stadt das so nie bestätigen würde – das würde wohl immer nur hinter vorgehaltener Hand zugegeben.

Studenten der Ecosign arbeiteten mit den Kindern

Immerhin die zuständigen Bezirkspolitiker reagierten auf das Kinderschreiben und organisierten einen Ortstermin mit den Kindern und Verwaltungsvertretern. Es kam Bewegung in die Sache. Nur wenige Wochen später erarbeitete ein Studententeam der privaten Designhochschule Ecosign aus Ehrenfeld mit den Kindern einen Slogan für ihre Aktion, die in Zusammenhang mit dem 30. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonventionen stand.

Sie entwarfen und bauten Rampen für eine Skateranlage, die auf dem nicht mehr genutzten Tennisplatz entstand. Die Bezirksvertreter aus Rodenkirchen stellten 50.000 Euro zur Verfügung und verschiedene Stiftungen stockten die Mittel auf. "Es müssten jetzt etwa 150.000 Euro zusammengekommen sein", sagt Lehrerin Martina Plum. Plum betreute die Aktion der Kinder vor einem Jahr.

Kinder für Ehrenamtspreis nominiert

Zwischenzeitlich gewannen die Grundschüler den dritten Platz beim Kinderrechtspreis des WDR und nun könnte der Deutsche Engagementpreis folgen, wenn genug Menschen für sie abstimmen. Denn für diesen Preis sind die Kinder wegen ihrer Aktion nun nominiert worden. "Die Kinder sind mächtig stolz darauf, dass ihre Aktion solche Wellen geschlagen hat", sagt Lehrerin Plum, die nun hofft, dass die Außenfläche am Kölnberg bald umgestaltet wird. Die Pläne dafür seien bereits in der Abstimmung.

Die elfjährige Hanna, die zwar nicht am Kölnberg lebt, sondern im "alten Dorf" wie die Meschenicher gern betonen, war eine von Plums Schülerinnen. Die Aktion mit den Studenten sei klasse gewesen, wie sie sagt. Auch, dass sie vom WDR einen Preis erhalten haben. Doch nun müsste noch mehr passieren, wie das Mädchen überzeugt sagt. Die Elfjährige trifft sich häufiger mit ihrer Freundin Sandy, die in den Hochhäusern lebt.

"Wir waren auch noch mal auf der Skateranlage, aber da wurden wir bespuckt und von anderen Kindern bedroht und sogar mit Bierflaschen beworfen. Jetzt gehen wir nicht mehr dorthin", erzählt das Mädchen, das mittlerweile die fünfte Klasse einer weiterführenden Schule im benachbarten Brühl besucht. Hanna empfindet die Fläche zwischen den Hochhäusern als "dreckig und auch ein bisschen gruselig". Die Konsequenz: "Wenn Sandy und ich uns treffen, kommt sie lieber zu mir nach Hause", sagt Hanna.

Verwendete Quellen
  • Ortstermin mit den Grundschülern
  • Gespräch mit der Lehrerin Martina Plum
  • Gespräch mit Schülerin Hanna
  • Unterlagen Bezirksvertretung Rodenkirchen
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