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Köln: Trotz Baustelle kein Verkehrskollaps an Mülheimer Brücke


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Beteiligte überrascht
Trotz Baustelle kein Verkehrskollaps an Mülheimer Brücke in Köln


31.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Blick auf die teilweise gesperrte Mülheimer Brücke in Köln.Vergrößern des Bildes
Blick auf die teilweise gesperrte Mülheimer Brücke in Köln: Trotz der Teil-Sperrung ist die Verkehrssituation nicht so schlimm wie erwartet. (Quelle: Dierk Himstedt)
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Als der Start der Sanierungsarbeiten an der Mülheimer Brücke kurz bevorstand, befürchteten viele Bürger sowie städtische Verkehrsexperten und Lokalpolitiker einen Verkehrskollaps. Zur Überraschung aller ist das bis heute nicht eingetreten.

Die Mülheimer Brücke ist einer der Hauptverbindungen zwischen dem rechts- und linksrheinischen Köln und wurde vor den Sanierungsarbeiten täglich von rund 40.000 bis 50.000 Fahrzeugen genutzt. Um diese hohe Zahl zu bewältigen, verfügt die Rheinbrücke über zwei Fahrbahnen in jede Richtung.

Seit Beginn der Arbeiten im Frühjahr dieses Jahres ist die Brücke nur noch einspurig befahrbar. Staus und lange Wartezeiten rund um Brücke waren eigentlich vorprogrammiert. Doch die Zahlen sprechen zur großen Überraschung vieler Bedenkenträger eine ganz andere Sprache.

Nach regelmäßigen Zählungen der Stadt hat die Zahl der Fahrzeuge auf der Mülheimer Brücke seit Beginn der Sanierungsarbeiten um 65 Prozent auf rund 14.250 Autos pro Tag abgenommen. Auf dem angrenzenden Clevischen Ring, einem der am meisten befahrenen Straßen in Köln, verringerte sich das Aufkommen immerhin noch um 35 Prozent von rund 53.650 auf knapp 35.000 Fahrzeuge pro Tag.

Auch die Anzahl der Lkw-Durchfahrten reduzierte sich enorm von vormals rund 5.850 auf nur noch auf rund 1.580. Die Zahlen sind bemerkenswert und helfen der Stadt auch bei der Umsetzung des von der Bezirksregierung am 1. April dieses Jahres erlassenen Luftreinhalteplans. Denn seit dem Sommer sind erstmals seit zehn Jahren die gesundheitsgefährdenden Stickoxidwerte an der Messstelle des Landesbundesamtes am Clevischen Ring dauerhaft unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter gesunken.

Stadt gab Ausweichrouten vor

Die Stadt hat im Vorfeld Ausweichempfehlungen gegeben – zum Beispiel sollen insbesondere die schweren Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen über die A3 und dann über die Zoobrücke über den Rhein fahren. Die Pendler weichen bisher kaum auf die benachbarten kleineren Straßen rund um die Mülheimer Brücke aus. Laut den Zählungen der Stadt gibt es zum Beispiel auf der möglichen Alternativroute über die Düsseldorfer Straße und Mülheimer Freiheit keine erwähnenswerten Erhöhungen des Fahrzeugaufkommens.

Auf dem Bergischen Ring, einer möglichen Route, wenn man über die Stadtteile Mülheim und Buchforst ausweichen will, hat der Verkehr sogar leicht abgenommen (um 8 Prozent). Für den Verkehrsexperten und stellvertretenden Sprecher der Initiative "Radschnellweg GL-K", Günter Hermkes, gibt es dafür vor allem eine Erklärung: "Seit die Lkw von der Brücke weg sind, hat der restliche Verkehr viel mehr Raum. Das sollte auch in Zukunft, wenn die Sanierungen abgeschlossen sind, unbedingt so bleiben."

Dass die Pendler mehr Fahrrad fahren wegen der Baumaßnahmen, sieht er aber eher nicht. "Das liegt wohl vor allem an dem aktuellen Trend. Interessant wird aber der Monat November werden, weil in dieser Zeit regelmäßig am meisten Verkehr ist", so Hermkes weiter. Wenn auch in den kommenden Wochen das Chaos ausbleibe, müsse man tatsächlich neu überlegen, zum Beispiel in Richtung einer zukünftigen Extra-Fahrradspur auf einer der Fahrbahnen der Mülheimer Brücke.

Einspurige Brücke als Dauerlösung?

Auch die Politik im Kölner Rat war von den Ergebnissen, die die Stadt präsentierte, überrascht. So kam es im September zu einer ungewöhnlichen Koalition: In einer gemeinsam an die Verwaltung gerichteten Anfrage wollten CDU, Grüne, SPD, Linke und die Ratsgruppe Gut wissen, ob der Verkehr nach Einschätzung der städtischen Verkehrsexperten auch nach der Sanierung weiter auf nur einer Spur für jede Fahrtrichtung über den Rhein geführt werden könne, um dem Fahrradverkehr mehr Raum zu geben.

Die Antwort ist mittlerweile erfolgt: Die Verwaltung spricht davon, bei der weiteren Radschnellwegplanung im nördlichen Gürtel von Nippes und Riehl die Mülheimer Brücke mit einzubeziehen und zu untersuchen, "in welchen Abschnitten Kfz-Fahrspuren zugunsten des Radverkehrs zurückgenommen werden können".

Die Grünen können sich eine Aufteilung von jeweils einer Spur für den Auto- und Radverkehr auf der Brücke vorstellen. "Es würde sich aber auch anbieten, nur auf der nördlichen Seite der Mülheimer Brücke eine Fahrbahn für die Fahrradfahrer in beide Richtungen zur Verfügung zu stellen, weil auf dieser Brückenseite erfahrungsgemäß der Verkehr besser abfließt. Das werden wir auch einfordern, wenn die Planungen soweit sind", sagt Lino Hammer, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Rat.

Sanierung der Brücke dauert noch Jahre

Denn eine Anbindung der Brücke an den im Rat beschlossenen Radschnellweg im nördlichen Gürtel würde diesen zusätzlich aufwerten und für Pendler aus dem rechtsrheinischen Köln attraktiver machen, so Hammer weiter. Auch die SPD kann sich eine dauerhafte Einspurigkeit für den Autoverkehr auf der Mülheimer Brücke vorstellen. "Wenn sich zeigt, dass dies dauerhaft funktioniert und gleichzeitig ein attraktives Angebot für den Radverkehr geschaffen wird, begrüßen wir das sehr", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Christian Joisten.


Fakt ist, dass die Generalsanierung der Mülheimer Brücke mindestens bis 2023, wahrscheinlich aber länger andauern wird. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich der Verkehr rund um die Großbaustelle weiter gestaltet und wie die Politik darauf reagieren wird.

Verwendete Quellen
  • Zählungen und Messergebnisse der Stadt Köln
  • Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Rat
  • Christian Joisten, SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat
  • Günter Hermkes von Bürgerinitiative "Radschnellweg GL-K"
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