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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Machtkampf beim 1. FC Köln Vorstand unter Druck: Mitglieder erteilen Denkzettel
Der Vorstand des 1. FC Köln ist auf der Mitgliederversammlung des Zweitligisten nicht entlastet worden. So geht Präsident Werner Wolf mit dem Denkzettel um.
Es liegt mal wieder ein denkwürdiger Abend hinter dem 1. FC Köln. Rund 1.500 Mitglieder strömten am Dienstag zur Jahreshauptversammlung des Bundesliga-Absteigers in die Lanxess-Arena. Die Wahl des neuen Mitgliederrats, des größten Aufsichtsgremiums im Vereins, galt im Vorfeld als der wichtigste Tagesordnungspunkt der Veranstaltung. Sie geriet angesichts eines auf offener Bühne ausgetragenen Machtkampfes aber beinahe in den Hintergrund.
Ho-Yeon Kim, der Vorsitzende des bisherigen Mitgliederrates, übte in seinem Jahresbericht scharfe Kritik am Vorstand um Präsident Werner Wolf. Der 43-Jährige rügte das Führungstrio aufgrund mangelnder Kritikfähigkeit, zudem seien unbequeme Entscheidungen hinausgezögert worden, man habe sich von der öffentlichen Meinung treiben lassen. Diese und weitere Mängel führten zu Kims Fazit: "Wir können der Mitgliederversammlung die Entlastung des Vorstandes heute nicht empfehlen."
1. FC Köln: Mitglieder entlasten Vorstand nicht
Das Präsidium wiederum kämpfte darum, ein solches Votum zu vermeiden. Wolf zeigte während seines eigenen Jahresberichts viel Reue, bat die Mitglieder für den Abstieg sowie die Kölner Transfersperre um Verzeihung: "Ich ärgere mich immer noch, in der 2. Liga zu spielen. Ich möchte euch persönlich und im Namen des Vorstands um Entschuldigung bitten." Zudem widersprach Wolf den Vorwürfen des Mitgliederrats und machte auf die Verdienste des Präsidiums im Rahmen der Klub-Sanierung aufmerksam.
Doch es half nichts. Mit einem denkbar knappen Ergebnis wurden der Präsident sowie seine beiden Stellvertreter, Eckhard Sauren und Carsten Wettich, für die zurückliegende Saison 2023/24 nicht entlastet. 51,54 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmten hierfür.
Es gilt zu beachten: Die verweigerte Entlastung hat keine unmittelbaren, sondern nur haftungsrechtliche Konsequenzen – es ist nicht so, dass Wolf, Wettich und Sauren nun abgewählt sind. Aber: Die Abstimmung ist ein deutlicher Denkzettel. Bislang war erst einmal ein FC-Vorstand nicht entlastet worden, 2010 das Trio um Vereinslegende Wolfgang Overath.
So reagiert FC-Präsident Wolf
Wolf reagierte am Mittwoch kämpferisch auf diese Mitglieder-Ohrfeige. "Die Situation nach der Mitgliederversammlung gestern nehmen wir ernst", erklärte der 68-Jährige und bilanzierte: "Einen Teil unserer Mitglieder konnten wir abholen. Der andere Teil hat mit dem Votum nachvollziehbar seine Kritik nach dem Abstieg und der Transfersperre zum Ausdruck gebracht."
Er betonte: "Gleichzeitig ist es unser Ansporn, in den kommenden Wochen und Monaten diesen Mitgliedern unseren Weg noch besser zu vermitteln und ihr Vertrauen zurückzugewinnen.“ An einen Rücktritt denkt der Präsident folglich nicht. Ob dies auch für seine Mitstreiter gilt, bleibt abzuwarten.
"Unseren Weg der finanzwirtschaftlichen Konsolidierung und der Modernisierung des Geißbockheims werden wir weiter fortsetzen und wir wissen genauso, dass sportlicher Erfolg beziehungsweise der schnellstmögliche Wiederaufstieg unser wichtigstes Bestreben sein muss", blickte Wolf nach vorn. Man werde "weiterhin alles daran setzen, uns nachhaltig für Kontinuität und Ruhe am Geißbockheim einzusetzen".
Mitgliederrat schlägt Vorstandsteam für 2025 vor
Wolf, Wettich und Sauren sind – Stand jetzt – noch ein Jahr im Amt. Für die Mitgliederversammlung 2025 muss der am Dienstagabend neu gewählte Mitgliederrat ein Vorstandsteam vorschlagen. Dass sich das Gremium für den aktuellen Vorstand entscheidet, ist nach der Nicht-Entlastung kaum noch denkbar.
Auffällig: In den Mitgliederrat zogen mit Sarah Theisen, Stacy Krott, Joel Marx, Victor Robertz, Mario Valentino, Josef Derkum, Fritz Guckuk, Tim Blosze, Fabian Schwab, Johannes Hochstein, Oliver Stratmann und Ho-Yeon Kim genau jene zwölf von insgesamt 23 Kandidaten ein, deren Wahl zuvor der Südkurve 1. FC Köln e. V. empfohlen hatte. In diesem ist unter anderem die aktive Fanszene organisiert.
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