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Köln-Marienburg: Im Kiosk "Büdchen" gibt es Pizza und Champagner


Marienburgs einziges Büdchen
In diesem Kiosk gibt es Champagner und frische Pizza


15.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Pizza im Kiosk: Koch Thiago bereitet die Kreationen frisch zu.Vergrößern des Bildes
Pizza im Kiosk: Koch Thiago bereitet die Kreationen frisch zu. (Quelle: Martin Henning)

Marienburg ist einer der vornehmsten Stadtteile Kölns. Vor Kurzem hat dort ein neuer Kiosk eröffnet – er ist der einzige im Veedel und setzt auf ein besonderes Konzept.

Im Kiosk am Südpark geht es geschäftig zu. Auf den überdachten Sitzbänken diskutiert eine junge Frau mit ihrer Oma. Eine Mutter mit Kleinkind atmet bei einem Kaffee durch. Und direkt gegenüber, an der Endhaltestelle der Linie 106, kommt ein Bus zum Stehen. Der Fahrer hat ein paar Minuten Pause bis zur nächsten Fahrt. Da bleibt Zeit für ein Getränk und einen kurzen Plausch.

"Wenn es regnet, ist hier natürlich etwas weniger los. Aber wenn das Wetter schön ist, dann knallt's", sagt Anton Jurina. Gemeinsam mit seinen Freunden Sven-Oliver Pink und Ben Ruedinger hat er im vergangenen September den Kiosk übernommen. Nach einigen Monaten Umgestaltung feierten sie im Mai die offizielle Einweihung. Ihr Kiosk heißt schlicht "Büdchen".

"Hier sind alle gleich"

Die Freunde wagten den Sprung ins kalte Wasser ohne jegliche Vorerfahrung. Anton Jurina ist Modeunternehmer, Sven-Oliver Pink hat ein Unternehmen für Schulrucksäcke und Ben Ruedinger arbeitet als Immobilienmakler. Den Kiosk betreiben sie nebenberuflich. "Sven und ich wohnen mit unseren Familien direkt um die Ecke. Ben lebt ebenfalls in der Gegend. Marienburg ist eher ein verschlafener Ort, in dem es nicht so viele Angebote gibt", sagt Jurina. "Als Sven hörte, dass ein neuer Betreiber gesucht wird und mich fragte, ob wir das zusammen machen wollen, war ich sofort Feuer und Flamme."

Neben dem üblichen Angebot aus belegten Brötchen, Kaffee, Kuchen, Süßigkeiten und kalten Getränken gibt es auch Besonderheiten. Schon mal einen Pilzkaffee probiert? Dabei wird normaler Kaffee mit gesundheitsfördernden Pilzen versetzt. Auch Champagner wird im "Büdchen" verkauft – allerdings nur eine Sorte (59 Euro pro Flasche). Betreiber Anton Jurina sagt: "Es kann sein, dass mehr Champagner gut laufen würde, aber uns ist es wichtig, dass der Kiosk ein inklusiver Ort ist. Hier sind Handwerker, hier gehen die Jungs von der KVB hin, Hausmeister, Familien. Hier sind alle gleich."

Marienburger "Büdchen" verkauft 100 Pizzen pro Tag

Viel Aufmerksamkeit, vor allem über die sozialen Medien, hat dem Kiosk sein Gastro-Konzept eingebracht: Dienstags bis sonntags von 12 bis 20 Uhr verkauft das "Büdchen" original neapolitanische Pizza. Die Pizzen werden vor Ort im 450 Grad heißen Ofen gebacken. "Sven ist auf die Idee gekommen, weil sein Kumpel Dominik vor ein paar Jahren Europameister im Pizzabacken geworden ist", erzählt Anton Jurina.

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Die drei Betreiber, Kumpel Dominik und Mitarbeiter Thiago reisten nach Neapel, um sich die Backkunst vor Ort anzuschauen und Lieferanten zu besuchen. Ob Zitronen, Fior-di-Latte-Käse oder Cherrytomaten: Fast alle Zutaten kommen von der Amalfiküste. Kumpel Dominik hat die Pizzarezepte zusammengestellt und kümmert sich um die Sortimentsplanung. Koch Thiago bereitet die Pizza im Kiosk zu. Er sagt: "Wir verkaufen täglich 100 Pizzen und könnten sogar noch mehr an den Mann bringen."

Neapel-Besuch öffnete die Augen

Ein Dutzend Sorten hat das "Büdchen" im Angebot. Am besten laufe die Pizza Margherita, sagen die Betreiber. Knapp dahinter: die Pizza Bianca, bei der auf die Tomatensauce verzichtet wird. Den selbstgemachten Teig rollt er behutsam per Hand aus. Darauf kommen der Fior-di-Latte-Käse, eingelegte gelbe Cherry-Tomaten, Pistazien, wilder Oregano, Rosmarin sowie Pfeffer und Salz. Das Ganze wandert für zwei Minuten in den Ofen. Fertig gebacken, kommen noch frischer Basilikum, Zitronenzeste und Honig dazu.

Thiago ist gelernter Koch, vor seinem Job im Kiosk hatte er aber keine Erfahrung mit Pizza. Sein Besuch in Neapel habe ihm die Augen geöffnet, sagt der gebürtige Brasilianer. "Jetzt habe ich massiven Respekt für alle Pizzaiolos", sagt er. So heißen in Italien die Köche, die sich auf die Zubereitung des Nationalgerichts spezialisiert haben.

Kiosk hat besondere Hausnummer

Das "Büdchen" unterscheidet sich nicht nur durch sein Angebot von anderen Kiosken. Sofort fällt der container-artige Look auf. Das liegt daran, dass der Kiosk früher ein KVB-Häuschen war. Bis 2002 fuhr die Straßenbahnlinie 6 zur Endhaltestelle Marienburg Südpark, dann wurde sie mangels Nachfrage eingestellt. Vermutlich hat das dem "Büdchen" seine besondere Adresse verschafft: Am Südpark 0. "Das finden wir auch witzig", sagt Anton Jurina und lächelt. "Es fragen ganz viele Kunden nach, warum wir diese Hausnummer haben."

Ein Kiosk im Nobelviertel – das ist einzigartig und bleibt es auch. Die Einwohner Marienburgs haben ein im Grundbuch eingetragenes Recht auf Ruhe. Deswegen schließt das "Büdchen" jeden Tag um 20 Uhr. "Bis zur Nachtruhe um 22 Uhr haben wir so genug Spielraum", erklärt Jurina. "Wir passen da natürlich auf. Spätestens um 21 Uhr ist es hier still."

Das Betreiberteam macht es stolz, dass der Kiosk auch über die Kölner Grenzen hinaus bekannt ist. Vor Kurzem sei eine Familie extra 50 Kilometer aus Jülich angereist, um den Kiosk zu testen – "mitten unter der Woche", erzählt Anton Jurina. Mit dem "Büdchen" Geld zu verdienen, sei nur ein untergeordnetes Ziel. "Wir sind auf jeden Fall glücklich, wenn die ganzen Renovierungskosten wieder drin sind", sagt Jurina und lacht. "Vor allem wollen wir aber einen schönen, energetischen Ort haben, an dem sich alle wohlfühlen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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