Viel genutzte Pendlerroute So viele Züge kommen auf der Strecke Köln-Bonn zu spät
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fahrgäste in NRW verzweifeln regelmäßig an verspäteten Zügen. Zu den besonders betroffenen Abschnitten gehört die Strecke zwischen Köln und Bonn. Aktuelle Zahlen zeigen, wie schlimm die Situation wirklich ist.
Die Regionalbahn RB26 ist noch nicht von ihrem Startbahnhof Köln Messe/Deutz abgefahren, da hat sie bereits 20 Minuten Verspätung angesammelt. Aus dem Cockpit meldet sich der Zugführer mit einer sarkastischen und resignierten Durchsage: "Ich habe so ein bisschen den Glauben an unsere Zugfahrt und die Wichtigkeit verloren." Als die RB26 im Fahrtverlauf einen weiteren Zug vorlassen muss, kommentiert ein Fahrgast spitz: "Die Bahnfahrt hier ist anstrengender als mein gesamtes Wochenende."
So wie der Fahrgast fühlen sich viele Reisende im Raum Köln-Bonn. Denn vor allem in jüngster Zeit gibt es massive Verspätungen. Das gilt für beide Eisenbahnverkehrsunternehmen, die die Strecke mit Regionalbahnen bedienen – National Express mit dem RE5 und der RB48 und Trans Regio mit der RB26.
Verspätungen vor allem am Kölner Hauptbahnhof
Wie schlimm ist es wirklich auf den Gleisen? t-online hat bei beiden Eisenbahnverkehrsunternehmen nachgehakt und ernüchternde Antworten bekommen. Laut Trans Regio sind die eigenen Züge zu etwa 45 Prozent verspätet. Ein Hauptgrund sei die Überlastung der Route, sagt ein Sprecher. "Generell ist die Strecke von Mainz bis Köln sehr hoch frequentiert. Sie wird nicht nur vom Regionalverkehr befahren, sondern auch vom Fern-und Güterverkehr. Hierdurch kommt es zu Überholungen."
Besonders am Kölner Hauptbahnhof sei die Verkehrsdichte hoch, daher häuften sich dort die Verspätungen, so der Sprecher weiter. Ein weiterer Grund: Im Raum Köln-Bonn komme es "immer wieder zu Baustellensituationen durch DB InfraGO", das Streckenbau-Unternehmen der Deutschen Bahn.
45 Prozent aller Regionalbahnen verspätet
Ähnlich sieht es bei National Express aus. Auf der Strecke zwischen Köln und Bonn liegt die Verspätungsquote der Regionalzüge ebenfalls bei etwa 45 Prozent. Das habe verschiedene Gründe, sagt eine Sprecherin. Über 60 Prozent der Verspätungen entstünden demnach, weil es zu wenig Gleise gebe und Regionalbahnen Fernzüge vorbeilassen müssten. "Knapp 19 Prozent der Verspätungen sind infrastrukturbedingt, hervorgerufen durch Stellwerkstörungen, Weichenstörungen, Oberleitungsstörungen, Bauarbeiten und ähnliche Faktoren", sagt die Sprecherin.
Etwa zehn Prozent der Verspätungen entstünden durch externe Einflüsse wie Streckensperrungen und Personen im Gleis, erklärt die Sprecherin weiter. "Knapp neun Prozent der Störungen sind durch die Eisenbahnverkehrsunternehmen verschuldet, beispielsweise durch Fahrzeugstörungen oder verspätetes Personal."
Verspätungen erst ab vier Minuten erfasst
Gerade an großen Knotenpunkten wie Köln mit vielen Gleisen und einer hohen Anzahl von ein- und ausfahrenden Zügen komme es schnell zu Verzögerungen, sagt die Sprecherin. "Dies geschieht insbesondere dann, wenn Gleise noch durch andere verspätete Züge besetzt sind und eine dichte Zugfolge herrscht."
Gemäß dem NRW-Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gelten Bahnen übrigens erst als verspätet, wenn sie mehr als drei Minuten später abfahren. Würde man also ganz genau hinschauen, fielen die Zahlen noch schlechter aus.
Wichtige Pendlerroute
Wie wichtig die Route Köln-Bonn ist, zeigen zwei Statistiken. Laut IT.NRW, dem Statistischen Landesamt des Landes Nordrhein-Westfalen, pendelten 2022 täglich knapp 15.000 Menschen von Bonn nach Köln. Von Köln nach Bonn sind es sogar noch mehr, knapp 16.000 Menschen. Genaue Angaben, wie viel Prozent dieser Fahrgäste die Strecke mit der Bahn gefahren sind, gibt es allerdings nicht. Alleine Trans Regio hat 2023 rund 13 Millionen Fahrgäste zwischen Köln, Bonn und Mainz transportiert. National Express wollte sich auf Anfrage nicht zu Fahrgastzahlen äußern, das habe "Wettbewerbsgründe".
- Anfrage bei National Express
- Anfrage bei Trans Regio
- it.nrw:de: "4,9 Millionen Menschen pendelten in NRW 2022 zur Arbeit über ihre Gemeindegrenze"
- Reporter vor Ort