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Köln I Public Viewing am Heumarkt: Frust bei den Anwohnern


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Infoveranstaltung am Montag
Public Viewing am Heumarkt: "Wohnen ist nicht mehr möglich"


28.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Public Viewing in einem Biergarten (Archivbild): In Hannover laden einige Biergärten zum Rudelgucken der Fußball-Europameisterschaft.Vergrößern des Bildes
Public Viewing in einem Biergarten (Archivbild): Am Montag informierte die Stadt im Historischen Rathaus Anwohner am Heumarkt über Pläne zur EM. (Quelle: Christoph Hardt/Future Image/imago-images-bilder)

Bei einer Veranstaltung im Historischen Rathaus informiert die Stadt über städtischen Aktionen rund um die EM 2024 in Köln. Die Anwohner äußern Kritik.

In etwas mehr als zwei Wochen startet die Fußball-Europameisterschaft 2024, die in Deutschland ausgetragen wird. Vier Vorrundenspiele und ein Achtelfinale finden in Köln statt, zudem soll es am Heumarkt und am Tanzbrunnen Public Viewings und weitere Aktionen für die Fans geben, die im Rahmen des Turniers anreisen werden. Das eigentlich für die Unterbringung von ausländischen Fans geplante Fan Camp im Kölner Jugendpark musste jedoch aufgrund schlechter Wetterprognosen abgesagt werden.

Massenandrang bei EM-Spielen

Bei den Spielen erhalten Fans aus den beteiligten Nationen jeweils 15.000 Tickets, doch es wird damit gerechnet, dass viele Fans auch ohne Ticket anreisen werden. So werden etwa 10.000 Ungarn und 12.000 Schweizer zusätzlich zu den Fans, die über Tickets verfügen, bei den Spielen ihrer Mannschaften erwartet. Den größten Ansturm erwartet die Stadt Köln von englischen und schottischen Fans. Schottland spielt am 19. Juni gegen die Schweiz, England am 25. Juni gegen Slowenien. Beide Spiele finden abends um 21 Uhr statt.

Um über die Beeinträchtigungen für Anwohnende aufzuklären, lud die Stadt Köln zu einer Informationsveranstaltung im Historischen Rathaus ein, bei der diese auch die Möglichkeit erhielten, Fragen zu stellen und Kritik zu äußern. Etwa 45 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil und folgten zunächst geduldig den Ausführungen der Vertreter der Stadt Köln. Diese erklärten, dass beim Public Viewing am Heumarkt Platz für bis zu 7.500 Besucher sei. Auf ein zusätzliches Bühnenprogramm sei bewusst verzichtet worden, um die Lärmbelästigung so weit wie möglich zu begrenzen. Für Spiele mit hohem Fanaufkommen sollen Ausweichflächen genutzt werden, wodurch Platz für bis zu 50.000 Fans sei. Es seien in der Spitze 700 Ordner und 1.200 Polizisten im Einsatz, um die Sicherheit im Rahmen des Turniers zu gewährleisten.

Verstärkte Videoüberwachung geplant

Es werde zusätzliche Videoüberwachung geben, die vor allem dazu dienen soll, die Besucherströme zu erfassen. Auch das Jan-von-Werth-Denkmal soll besonders geschützt werden. Bei der WM 2006 hatte es einen Zwischenfall gegeben, als ein englischer Fan auf das Denkmal am Alter Markt geklettert war, um die Flagge seines Landes zu hissen, dabei jedoch herunterfiel. Als Polizisten versucht hatten, ihm aufzuhelfen, waren diese von anderen Fans mit Flaschen beworfen worden.

Als die Fragerunde eröffnet wurde, ließen einige ihren Frust über den ständigen Lärm, die Verschmutzung und den Vandalismus raus, den die Anwohnenden nicht nur bei der EM, sondern auch im Rahmen anderer Massenveranstaltungen wie Karneval oder der CSD-Parade ertragen müssen. "Es ist ein Wohnmischgebiet und das Wohnen ist nicht mehr möglich", echauffierte sich Marianne Halm-Thönig, die bereits seit 50 Jahren am Heumarkt wohnt. Den städtischen Vertretern raunte sie zu: "Ich würde mir manchmal wünschen, dass Sie am Heumarkt wohnen müssten!"

Vorsitzender der Bürgergemeinschaft übt Kritik

Der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Altstadt, Dr. Joachim A. Groth, wies darauf hin, dass der Rat der Stadt Köln 2008 beschlossen habe, dass keine Public Viewings mehr in der Kölner Altstadt veranstaltet werden sollen. Die nötigen Kapazitäten seien dort nicht gegeben. "Dass man diesen Beschluss aufgeweicht hat, weil man unbedingt als EM-Standort fungieren wollte, ist eine Problematik, mit der die Stadt Köln leben muss", erklärte Groth im Anschluss der Veranstaltung gegenüber t-online.

Ein weiteres Thema, das sowohl Anwohnenden als auch Inhabern von Geschäften am Heumarkt auf dem Herzen lag, waren potenzielle Einschränkungen in Form von Absperrungen. Eine Therapeutin, die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, wollte beispielsweise wissen, ob und wie ihre Patienten im Zeitraum der EM zu ihrer Praxis kommen können. Immer wieder wurde auch die Sorge vor alkoholisierten, gewalttätigen oder übergriffigen Fans geäußert.

Zugangsberechtigung für Wohngebiet erforderlich

Ein weiteres Ärgernis: Um im Fall einer Absperrung dennoch Zutritt zu ihrem Wohngebiet oder ihrem Arbeitsplatz erlangen zu können, benötigen die Betroffenen eine Zugangsberechtigung. Das Vorzeigen des Personalausweises, auf dem der Wohnort ersichtlich ist, reicht demnach nicht aus. Bei Fragen und Beschwerden können sich die Betroffenen an em24-fussball-koeln@stadt-koeln.de wenden.

Überraschend versöhnlich klang Dr. Groth im Anschluss an die Veranstaltung. Diese bezeichnete er als "ausgesprochen konstruktiv" und ergänzte: "Wir haben authentische Meinungsäußerungen aus allen Bereichen gehört. Es wird sicherlich vielfältige Belastungen geben, aber am Ende des Tages müssen wir uns jetzt auf diese Situation einstellen und das Beste daraus machen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Artikel von t-online
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