Kritik nach Rosenmontagszug Festkomitee distanziert sich von Rassismus-Vorwürfen
Furore um Wagen beim Kölner Rosenmontagszug: Das Festkomitee wird scharf kritisiert, sieht seinen Wagen gegen Antisemitismus jedoch falsch verstanden.
Der Rosenmontagszug nahm auch in diesem Jahr mit 25 Persiflagewagen das lokale, nationale und internationale Zeitgeschehen aufs Korn: Satirisch befassten sich die Wagen unter anderem mit der Ampelregierung, der AfD, mit den Bauernprotesten, Putin und dem Krieg in der Ukraine. Doch ein Wagen polarisiert in diesem Jahr mehr als alle anderen: Ein Überraschungswagen mit dem Titel "Der Besuch der alten Dame", der erst beim Zug enthüllt worden war.
Der Wagen thematisiert laut Festkomitee den Antisemitismus in Deutschland. Er zeigt eine alte Dame mit einem Kufiya, auch als Palästinenser-Tuch bekannt, und einer Schärpe mit der Aufschrift "Antisemitismus". Sie führt die zwei zähnefletschenden Hunde "Hass" und "Gewalt" an der Leine, deren Halsbänder in den palästinensischen Farben gehalten sind. Ein blonder junger Mann küsst der Dame die Hand, auf seinem Rücken trägt er ein Schild: "Zurück in der Gesellschaft", steht auf diesem.
"Kommt den deutschen Antisemiten sehr gelegen"
In den Sozialen Medien hagelte es an der Darstellung scharfe Kritik, auch SPD-Politikerin Sawsan Chebli sprach in Bezug auf den Karnevalswagen von "offenem anti-palästinensischen Rassismus." Mehr dazu lesen Sie hier. Das Festkomitee veröffentlichte eine Erklärung des Wagens auf Instagram, distanzierte sich von den Vorwürfen. Doch der Shitstorm ebbte nicht ab: Unter dem Beitrag häufen sich Kommentare, dass der Wagen "menschenverachtend", "geschmacklos" und "Volksverhetzung" sei.
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Auf Anfrage von t-online betonte das Festkomitee am Aschermittwoch, dass der Wagen den Antisemitismus in Deutschland behandle. "Wir wollten auf den Punkt aufmerksam machen, dass es den deutschen rechten Antisemiten sehr gelegen kommt, wenn in den Medien unmittelbar nach dem Überfall der Hamas auf Israel Bilder von jubelnden Menschen in Berlin und anderswo gezeigt werden, die palästinensische Flaggen schwenken", so das Festkomitee gegenüber t-online.
Auf diese Weise bekomme "der in Deutschland auch nach Jahrhunderten immer noch vorhandene Antisemitismus ein palästinensisches Deckmäntelchen", was durch das Halstuch symbolisiert werden sollte, das die Dame auf dem Wagen trägt.
Keine "Ausgrenzung oder Beleidigungen von Volksgruppen"
Da der Rosenmontagszug stets nur "kurze satirische Momentaufnahmen" bieten könne, sei immer das Risiko gegeben, dass Inhalte anders verstanden würden, "als sie gemeint waren", so das Festkomitee weiter. "Wer den Zug als Ganzes und auch die Aktivitäten des Festkomitees insgesamt betrachtet, wird aber leicht feststellen, dass wir uns ganz sicher nicht an Ausgrenzung oder Beleidigungen von Volksgruppen beteiligen, sondern für ein friedliches Miteinander stehen."
Schließlich sei der Kölner Karneval "ein buntes Fest, das mit weit geöffneten Armen jeden" empfange. "Seit Jahren bemüht sich das Festkomitee, Toleranz und Vielfalt bei einem Fest, bei dem jeder willkommen ist, in den Vordergrund zu stellen", so das Festkomitee zu t-online. "Dies hat in den vergangenen Jahren immer mehr dazu geführt, dass wir uns auch öffentlich aktiv gegen jede Form von Ausgrenzung aussprechen. Zuletzt waren wir zum Beispiel mit einem Wagen, der auch im Rosenmontagszug 2024 zu sehen war, bei einer Kölner Demonstration gegen antidemokratische und rassistische Tendenzen in der AfD vor Ort vertreten."
- Anfrage beim Festkomitee Kölner Karneval
- Eigene Recherche