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Kölner Karneval: Mottowagen gegen Antisemitismus erntet Kritik


Nach dem Rosenmontagszug
Mottowagen gegen Antisemitismus polarisiert

Von t-online, snh, fe

Aktualisiert am 14.02.2024Lesedauer: 2 Min.
Einer der beiden Geheimwagen des Festkomitees Kölner Karneval: Im Anschluss an den Rosenmontagszug sorgte der Wagen teilweise für Unmut.Vergrößern des Bildes
Einer der beiden Geheimwagen des Festkomitees Kölner Karneval: Im Anschluss an den Rosenmontagszug entfachte der Wagen kontroverse Diskussionen. (Quelle: Forian Eßer)

Ein Überraschungswagen des Kölner Rosenmontagszugs, der Antisemitismus thematisiert, erhitzt die Gemüter. Nun äußert sich das Festkomitee.

Beim Kölner Karneval gibt es in jedem Jahr - zusätzlich zu den Persiflagewagen, die kurz vor Rosenmontag vorgestellt werden - auch sogenannte Geheimwagen. Diese werden erst während des Zuges selbst gezeigt. Einer von ihnen hat im Anschluss an den diesjährigen Rosenmontagszug für kontroverse Diskussionen gesorgt.

Konkret geht es um den Wagen mit dem Titel "Der Besuch der alten Dame", frei nach dem Stück von Friedrich Dürrenmatt, dessen zentrales Thema Gerechtigkeit, Schuld und Rache ist. Der Wagen zeigt eine alte Frau mit Kufiya, umgangssprachlich auch Palästinensertuch genannt, und einer Schärpe, auf der "Antisemitismus" zu lesen ist. An der Leine hält sie zwei Hunde, die mit "Hass" und "Gewalt" betitelt sind und Halsbänder in den Farben der Palästina-Flagge tragen. Ihre Hand wird dabei von einem jüngeren blonden Mann geküsst, der ein Schild mit der Aufschrift "Zurück in der Gesellschaft" hinter dem Rücken hält und ihr den Hof macht.

Kritik auch von Sawsan Chebli

Viele Zuschauer des Zuges wussten den Wagen erst gar nicht zu deuten, wie t-online-Reporter vor Ort berichteten. Reaktionen gab es erst am Tag danach. Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen erntete das Kölner Festkomitee viel Kritik für den Wagen. Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb auf der Plattform "X", der Wagen thematisiere Antisemitismus "durch die Verbreitung von offenem anti-palästinensischen Rassismus".

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Auf Instagram sind ähnliche Kommentare zu lesen: "(...) Wie auch immer das interpretiert werden soll. Hier werden Palästinenser und solche, die sich mit ihnen (Zivilbevölkerung, nicht Hamas!) solidarisieren, verteufelt und alleinig für Antisemitismus in Deutschland verantwortlich gemacht. Das sollte dringend aufgeklärt werden. Viele Menschen sind entsetzt davon – zu Recht".

Neben Entsetzen gab es jedoch auch Zustimmung: "Ich finde, dass dieser Wagen durchaus ein Problem in der Gesellschaft aufzeigt", heißt es etwa unter dem Beitrag von Sawsan Chebli. Ein weiterer User kommentiert: "Die Karikatur trifft den Nagel auf den Kopf. Rassismus sehe ich hier keinen, sondern eine schlichte Tatsachenbeschreibung. Sollte man Satire und Fakten etwa verbieten?"

Präsident des jüdischen Karnevalsvereins froh über Positionierung

Aaron Knappstein, Präsident der jüdischen Karnevalsgesellschaft "Kölsche Kippa Köpp", überrascht die Kritik an dem Wagen nicht: "Egal, wie man es darstellt. Irgendjemand fühlt sich immer gestört." Im Gespräch mit t-online erklärt er, dass er von dem Wagen nichts wusste und erst nach dem Zug davon erfahren hat. "Ich bin froh, dass sich Christoph Kuckelkorn und das Festkomitee so klar positioniert haben", so Knappstein weiter.

Er betonte: "Es ist wichtig, das Thema zu benennen. Wie, bleibt dem Festkomitee überlassen. Es ist schließlich kein Medium, welches sich an bestimmte Herangehensweisen halten muss".

Festkomitee veröffentlicht Erklärung zum Wagen

Inzwischen hat auch das Festkomitee Kölner Karneval eine Erklärung zu dem Wagen veröffentlicht. Die alte Dame und der junge Mann stünden demnach "für die alte deutsche Geschichte und die neue deutsche Rechte", wie das Festkomitee auf Instagram mitteilt. "Antisemitismus ist in Deutschland schon lange tief verwurzelt, doch nun wird er zu einem rein palästinensischen Problem gemacht", so das Festkomitee weiter. "Unter diesem Deckmantel breiten sich Hass und Hetze weiter aus – und die deutsche Rechte freut sich."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Aaron Knappstein
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