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Autobahnbrücke steht seit 46 Jahren im Nirgendwo: "So-da-Brücke"


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Bei Euskirchen
Diese Autobahnbrücke steht seit 46 Jahren sinnlos auf einem Feld


Aktualisiert am 17.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Die sogenannte "So-Da-Brücke" bei Euskirchen: Seit 46 Jahren hat die Brücke keine Funktion.Vergrößern des Bildes
Die sogenannte "So-da-Brücke" bei Euskirchen: Seit 46 Jahren hat die Brücke keine Funktion. (Quelle: Martin Henning)
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Einsam und verlassen steht sie an der A1 zwischen Elsig und Frauenberg: die "So-da-Brücke" von Euskirchen. Eine Funktion hat sie nicht, finanziert werden muss sie vom Steuerzahler trotzdem.

Bei Sonnenschein sieht die acht Meter hohe "So-da-Brücke" von Euskirchen fast wie die Skulptur eines Künstlers aus. Rund um die Pfeiler hat sich die Natur ihr Terrain bereits zurückerobert. Zwischen Bäumen und Büschen hat ein Unbekannter einen Gartenstuhl hinterlassen. Sieht man über den vereinzelten Müll hinweg, kann man hier im Sommer bestimmt gut entspannen. Und das fast ungestört, denn rund um die Brücke befinden sich nur Felder und, ein paar Hundert Meter Luftlinie entfernt, die A1.

Doch natürlich ist die "So-da-Brücke" nicht zu diesem Zweck errichtet worden. Als sie am 11. März 1977 abgenommen wurde, sollte sie der Auftakt zu einem größeren Projekt sein: dem Bau der A56, die als südliche Umgehung des Kölner Rings geplant war.

A56 bei Euskirchen: erst Klage, dann Projektende

Allerdings stand das Vorhaben unter keinem guten Stern. Ein Hauseigentümer klagte gegen den Streckenverlauf der Autobahn. Zu nah am Euskirchener Stadtrand, lautete seine Begründung. Und dann wurde die A56 vom Bund auch noch zur Bundesstraße B56 zurückgestuft. Die Planungsgrundlage war dahin, das Projekt wurde gestoppt. Von der ursprünglich erdachten A56 sind nur drei Kilometer gebaut worden. Der Abschnitt befindet sich in Bonn und ist heute Teil der A562.

Der Begriff der "So-da-Brücke"

Die "So-da-Brücke" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Brücke, die keine Funktion erfüllt, also einfach nur "so da" ist. Meist hat sie gar keine Zufahrten und ist daher unbenutzbar. "So-da-Brücken" entstehen zu einem großen Teil, wenn Bauprojekte nicht mehr finanziert werden können und abgebrochen werden. Weil sie sich wegen ihres Gewichtes noch absenken können, werden Brücken errichtet, bevor die eigentliche Fahrbahn gebaut wird. Daher kann es bei Fehlplanungen zu solchen Investitionsruinen kommen. Weitere "So-da-Brücken" stehen unter anderem in Karlsruhe, in Saarbrücken und bei Beckum im Münsterland.

"So-da-Brücke" kostet jedes Jahr bis zu 1.200 Euro

Über 46 Jahre ist die Fertigstellung der Autobahnbrücke her. Die Kosten damals: 460.724,95 D-Mark. Einen Zweck hat sie immer noch nicht – außer Feuerwehr, THW und Rettungsorganisationen zu Übungszwecken zu dienen und Geocacher aus ganz Deutschland anzulocken. Kosten verursacht sie trotzdem. "Pro Jahr schätzen wir zurzeit die Unterhaltungskosten auf etwa 800 bis 1.200 Euro, je nach Aufwand", sagt ein Sprecher von Straßen.NRW auf Anfrage von t-online. "Die Instandhaltung beschränkt sich auf Grünschnitt und äußerliche Pflegearbeiten sowie alle drei Jahre die gesetzliche Bauwerksprüfung."

Diese Prüfung müsse aus Sicherheitsgründen geschehen, denn: "Unter der Brücke befindet sich ein öffentlicher Wirtschaftsweg, der von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und auch Fußgängern benutzt wird."

Euskirchener "So-da-Brücke" landete auf BAP-Cover

Am Brückensockel hängt seit einigen Jahren eine Tafel mit der Aufschrift: "Denkmal für alles Seltsame, Unvollständige, Widersprüchliche, Zweifelhafte und Wunderbare." Eine Art Denkmal ist das Bauwerk tatsächlich – es ist wohl das meistgenannte Beispiel für "So-da-Brücken" in Deutschland.

Zusätzliche Aufmerksamkeit bekam das Bauwerk im Jahr 2001 als Plattencover für das Album "Aff un zo" der Kölschrockband BAP. Die Musiker spielten dort am 15. Juni 2001 auch ein Konzert vor rund 1.500 Fans.

Gibt es ein Happy End für die "So-da-Brücke"?

Bleibt die "So-da-Brücke" also für immer ein Bauwerk ohne Zweck, eine Steuergeldverschwendung bis zum Abriss? Es gibt noch eine kleine Hoffnung. Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2030 ist die B56n vorgesehen: eine Umgehungsstraße, die den Verkehr in Euskirchen entlasten soll. Die Brücke könnte ein Teil der Strecke sein.

Der Sprecher von Straßen.NRW sagt dazu: "Die ‚So-da-Brücke‘ kann für die Trassenführung der B56n-Ortsumgehung Euskirchen berücksichtigt werden, wenn die Ortsumgehung Euskirchen im Bundesverkehrswegeplan von Seiten der politischen Entscheidungsträger wieder höher priorisiert wird und Straßen.NRW dadurch einen Planungsauftrag zum Weiterplanen der B56n bekommt." Dafür müsste zunächst aber geprüft werden, ob die fast fünf Jahrzehnte alte Brücke dem Gewicht der heutigen Lkw standhalten kann.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Anfrage bei Straßen.NRW
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