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Köln | Gutachten empfiehlt Umbenennung der Mohrenstraße: "Rassistisch"


Kommt die Umbenennung?
Gutachten zum Namen der Mohrenstraße: "Rassistisch und diskriminierend"


18.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Das Straßenschild der Mohrenstraße (Archivbild): Das Schild wurde in der Vergangenheit bereits zum Ziel von Aktivisten. (Quelle: Christoph Hardt via www.imago-images.de)

Wird die Mohrenstraße in der Kölner Innenstadt bald umbenannt? Ein Gutachten rät dazu – doch letztendlich muss die Bezirksvertretung darüber entscheiden.

Die Mohrenstraße in der Kölner Innenstadt könnte in Zukunft einen anderen Namen tragen – denn seit nunmehr einigen Jahren wird darüber gestritten, ob der Name der Straße diskriminierend ist. Zu diesem Schluss kommt auch Marianne Bechhaus-Gerst, Professorin für Afrikanistik an der Universität zu Köln und Mitglied des historischen Beirats der Stadt Köln. Bechhaus-Gerst hat ein Gutachten zu dem Sachverhalt angefertigt und plädiert in diesem für eine Umbenennung der Mohrenstraße.

Sie kommt zu dem Schluss, dass der Begriff "Mohr" als "rassistisch und diskriminierend gewertet werden muss." Gleichzeitig macht die Professorin deutlich, dass es sich bei der Mohrenstraße um einen "Sonderfall" handle.

Der Name der Straße geht nämlich auf den katholischen Heiligen Gregorius Maurus zurück, dessen Gebeine laut Überlieferung in der benachbarten Kirche St. Gereon aufgebahrt sind. Der Heilige, so Bechhaus-Gerst, sei "spätestens seit dem 11. Jahrhundert, der Zeit der ersten Kreuzzüge" häufig als Mann schwarzer Hautfarbe dargestellt worden. Das Wort "Mohr" ist eine Abwandlung des Lateinischen "Maurus", mit dem bereits die Römer Bewohner der nordafrikanischen Provinzen des Römischen Reichs bezeichneten. Später wurde der Begriff "Mohr" synonym für alle Menschen dunkler Hautfarbe verwendet.

Name der Mohrenstraße sei "nicht haltbar"

Wie Bechhaus-Gerst erläutert, sei "das Schwarzsein und damit die schwarze Hautfarbe schon im Mittelalter negativ konnotiert" gewesen. "Mit dem äußeren Erscheinungsbild des Afrikaners verband man langgehegte Vorstellungen von Aussehen und Wesen des Teufels", heißt es in dem Gutachten weiter. "Auch eine nur kurze Betrachtung von Begriffs- und Geistesgeschichte macht deutlich, dass die Bezeichnung 'Mohr' nie neutral war", schreibt Bechhaus-Gerst in ihrem Fazit.

"Zwar wird der Begriff im Mittelalter als eine durchaus positiv konnotierte Bezeichnung von afrikanischen – Schwarzen – Heiligen verwendet, gleichzeitig gibt es aber auch schon die Konnotation 'teuflisch', 'sündig', 'wild' etc.", heißt es weiter. Daher kommt Bechhaus-Gerst zu dem Schluss, dass der Name der Mohrenstraße der Kategorie "schwer belastet/nicht haltbar" zuzuordnen sei – eine Umbenennung sei daher der richtige Schritt.

Bezirksvertretung entscheidet über Umbenennung

Das Gutachten allein reicht jedoch nicht aus, um die Umbenennung der Straße zu forcieren. Auf Anfrage von t-online erklären die Kölner Grünen, die mit Andreas Hupke den Bezirksbürgermeister für die Innenstadt stellen, dass nun weitere Schritte erfolgen müssen. "Gemäß den Richtlinien des Rates für die Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen" müsse so nun zunächst eine Befragung der Anwohner erfolgen.

"Gutachten und Ergebnis der Befragung werden dann der Bezirksvertretung vorgelegt", erklärt Elisabeth Huther, Pressesprecherin der Kölner Grünen. "Die Entscheidung trifft anschließend die Bezirksvertretung." Dies könnte womöglich bereits in der Novembersitzung der Bezirksvertretung Innenstadt erfolgen.

Die "Mohrenstraße" ist dabei nicht die einzige Straße Kölns mit einem umstrittenen Namen. Zahlreiche Straßen, wie etwa die "Takustraße" in Neuehrenfeld oder die "Tangastraße" in Nippes, weisen Namen auf, die sich etwa auf die deutsche Kolonialgeschichte zurückführen lassen. Umstrittene Straßennamen gibt es aber nicht nur in Köln – in Berlin etwa existiert ebenfalls eine Mohrenstraße, die Gegenstand einer gleichgelagerten Debatte ist. Im Falle der Berliner Mohrenstraße hat ein Gericht entschieden, dass der Name geändert werden darf. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Köln
  • ratsinformationssystem.stadt-koeln.de: Projekt "Überprüfung der Kölner Straßennamen auf Zusammenhänge mit Kolonialismus oder Nationalsozialismus"
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