Kolonialvergangenheit Diese Kölner Straßen sollen umbenannt werden
In Köln wird intensiv über die Umbenennung von Straßen diskutiert, die historisch belastet sind. Im Fokus stehen Namen mit Verbindungen zur deutschen Kolonialgeschichte.
In Köln wird die Diskussion um die Umbenennung historisch belasteter Straßennamen immer intensiver. Aktuell steht die Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes im Fokus, doch sie ist nicht die einzige Straße in Köln, deren Name auf eine problematische Persönlichkeit der deutschen Kolonialgeschichte zurückgeht. Weitere Straßen wie die Wißmannstraße und Gravenreuthstraße in Ehrenfeld sowie die Mohrenstraße in der Innenstadt stehen ebenfalls im Mittelpunkt der Debatte.
Ehrenfeld: Diskussion über Wißmannstraße und Gravenreuthstraße
Die Wißmannstraße und die Gravenreuthstraße in Ehrenfeld tragen Namen von Männern, die durch ihre Rolle in der Kolonialzeit umstritten sind. Hermann von Wissmann und Karl Freiherr von Gravenreuth waren beide als Offiziere in Deutsch-Ostafrika tätig und trugen zur Unterdrückung und Ausbeutung der lokalen Bevölkerung bei.
Anwohner und Aktivisten fordern schon seit Jahren die Umbenennung dieser Straßen. In anderen Städten, wie etwa Berlin, wurden nach Wissmann benannte Straßen bereits umgewidmet. In Neukölln trägt die ehemalige Wissmannstraße nun den Namen Lucy-Lameck-Straße – nach der ersten Frau in einem tansanischen Regierungskabinett. Ein solcher Schritt wird auch für Köln diskutiert, stößt jedoch auf Widerstand bei einigen Anwohnern.
Auch die Taku-, Lans- und Iltisstraße in Neuehrenfeld sollen in Zukunft womöglich umbenannt werden. Ihre Namen gehen auf die Zeit des sogenannten "Boxeraufstands" in China zurück. Von 1899 bis 1901 kämpften in China westliche Kolonialmächte – darunter die USA und das Deutsche Reich – gegen nationale Bewegungen Chinas und die Armee des chinesischen Kaiserreichs.
Entscheidung getroffen: Mohrenstraße in der Altstadt wird umbenannt
Auch die Mohrenstraße in der Altstadt wird ab 2025 umbenannt. Der Name wird aufgrund seiner rassistischen Konnotation seit Jahren kritisiert. Die neue Bezeichnung lautet Gregorius-Maurus-Straße – ein Bezug auf den christlichen Märtyrer, dessen Reliquien in der Kirche St. Gereon ruhen. Die Entscheidung wurde trotz Protesten vieler Anwohner getroffen.
Ein besonderer Ansatz in diesem Fall: Der alte Name soll nicht vollständig verschwinden. Ein QR-Code an der Straße wird zukünftig über die historische Herkunft des Namens sowie die Gründe für die Umbenennung informieren. Diese Lösung soll dem Wunsch nach einem geschichtlichen Kontext gerecht werden, ohne diskriminierende Begriffe im Stadtbild zu belassen.
Tina-Turner-Straße? Musiker will Straße umbenennen
Der Musiker Chilly Gonzales hat zudem eine Petition ins Leben gerufen, die eine Umbenennung der Richard-Wagner-Straße zum Ziel hat. Gonzales möchte bewirken, dass diese in Tina-Turner Straße umbenannt wird – wegen antisemitischer Äußerungen des Komponisten Wagner.
Mit Stand vom 18. November 2024 haben mehr als 15.000 Menschen die Petition unterschrieben. Mehr dazu lesen Sie hier.
- spiegel.de: "Wir löschen die Geschichte nicht aus, wir machen sie erst sichtbar" abgerufen am 18. November 2024
- desintegration.ihaus.org: "Wißmannstraße" abgerufen am 18. November 2024