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Crack-Welle überrollt NRW – so groß ist das Problem wirklich


Drogen in NRW
Die Crack-Welle rollt über Nordrhein-Westfalen

Von t-online, fe

Aktualisiert am 07.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Drogenabhängige in der Elbestraße vor einem Konsumraum im Bahnhofsviertel (Symbolbild): David war lange ein Teil der Szene.Vergrößern des Bildes
Drogenabhängige (Archivbild): In NRW wird immer häufiger Crack konsumiert. (Quelle: brennweiteffm)
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Die Droge Crack erlebt in NRW einen enormen Aufwind. Besonders in den Großstädten des Bundeslandes steigt der Konsum rapide an. Ein Überblick zu einem wachsenden Problem.

Crack ist zurück und in Deutschland so weit verbreitet wie nie zuvor. In den 80er- und 90er-Jahren wütete in den USA eine regelrechte Crack-Epidemie, der viele Drogenkonsumenten zum Opfer fielen. Nun bahnt sich das Desaster auch in Deutschland an – ganz vorne mit dabei ist Nordrhein-Westfalen. Woraus Crack besteht und welche Gefahren der Konsum birgt, lesen Sie weiter unten.

In sämtlichen Großstädten des Bundeslandes steigt der Konsum der Droge rapide an. Köln, Dortmund, Düsseldorf und andere Städte scheinen von einer regelrechten Welle erfasst zu werden, die zahlreiche Probleme nach NRW zu spülen droht.

So oft wird Crack in Köln und Düsseldorf geraucht

Die Stadt Köln etwa hat bei der Katholischen Hochschule NRW (Katho) eine Studie in Auftrag gegeben, die die Konsumgewohnheiten der offenen Drogenszene untersuchen sollte. Zwar wird die Statistik noch immer von Heroin angeführt, doch ist auch in der Domstadt ein deutlicher Zuwachs an Crack-Konsumenten zu beobachten: 88 Prozent der befragten Drogenkonsumenten gaben an, schon einmal Crack geraucht zu haben. Wie Daniel Deimel von der Katho erklärt, sei die Droge seit 2016 in NRW auf dem Vormarsch.

"Mit dem Crack-Konsum werden häufig massive psychische Probleme berichtet", so Deimel. Häufig seien dabei paranoide Wahnvorstellungen bemerkbar. Das verschärfe zusätzlich die Situation der Konsumenten, die ohnehin überdurchschnittlich häufig obdachlos seien. Konsumfertiges Crack sei in Köln jedoch eher selten auf dem Schwarzmarkt anzutreffen – die Konsumenten müssten die Droge in der Regel noch selbst herstellen.

Anders als Kokain, das ebenfalls ein "massives Problem" darstelle, sei Crack aber noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sollten sich diese Punkte ändern, könnte das Problem laut Deimel noch weiter zunehmen.

Auch in Düsseldorf steige der Konsum des Rauschgiftes kontinuierlich an, wie unter anderem die "Neue Rhein Zeitung" (NRZ) berichtet. Wie das Blatt unter Berufung auf die Stadt Düsseldorf berichtet, verstärke der "Konsum von Crack die Probleme der oft langjährig abhängigen Menschen" weiter. So soll das Rauschmittel im Drogenkosumraum der Stadt Düsseldorf allein in diesem Jahr bereits 20.000 Mal geraucht worden sein, wie die "NRZ" berichtet.

Crack auch im Ruhrgebiet auf dem Vormarsch

In Dortmund befindet sich Deutschland größter Drogenkonsumraum. 23 Plätze stehen Drogenabhängigen im "Kick" zur Verfügung, die hier ihre Drogen in sicherer Umgebung zu sich nehmen können. Im Gespräch mit den "Ruhr Nachrichten" gaben die Betreiber an, dass es auch in Dortmund einen steigenden Konsum von Kokain und Crack gebe, was mit einer "zunehmenden Verelendung und Verwahrlosung" der Betroffenen einhergehe.

Die Stadt Dortmund will nun zusammen mit Polizei und Ordnungsamt einen Krisenstab einrichten, um der anrollenden Crack-Welle Herr zu werden, die insbesondere im Bereich des Stadtgartens um sich greift. Der Stab solle sich unter anderem der Prävention und der zunehmenden Belästigung der Bevölkerung durch Drogenkonsumenten widmen. Gleichzeitig betont Oberbürgermeister Thomas Westphal bei einer Pressekonferenz zum Thema, dass die Situation Anlass dazu gebe, "die klassische Verwaltungsarbeit zu erweitern."

Ebenso ist die Droge in den Ruhrgebietsstädten Essen und Duisburg im Kommen. In Duisburg war die Zahl der Drogentoten im Jahr 2022 zuletzt gestiegen, wie die Polizei im entsprechenden Kriminalitätsbericht öffentlich machte. Demnach starben 2022 46 Menschen infolge des Konsums harter Drogen. Die Tabelle der am häufigsten konsumierten Betäubungsmittel wird laut Radio Duisburg auch hier von Crack und Kokain angeführt.

Was ist Crack?

Der Grundstoff von Crack ist eine andere Droge: Kokain. Die pulverförmige Substanz, die schon im "Rohzustand" extrem abhängig machen kann, wird für die Gewinnung von Crack in Natriumhydrogencarbonat (Natron) und Wasser aufgekocht. Natron findet sich beispielsweise in Backpulver. Durch das gemeinsame Aufkochen verfestigt sich der Aggregatzustand der Substanzen und es entstehen kleine Steine, die in der Szene auch "Rocks" genannt werden.

Crack-Konsumenten rauchen diese Rocks in Pfeifen. Das Knistern beim Rauchen verleiht der Droge ihren Namen (engl. to crackle = knistern). Die Droge entfaltet ihre starke, euphorisierende Wirkung innerhalb von Sekunden, der Rausch hält jedoch nur für eine kurze Dauer an. Crack ist zudem sehr viel günstiger als Kokain, die Herstellung ist vergleichsweise sicher und mit einfachen Mitteln möglich.

Das alles begünstigt eine Abhängigkeit der Konsumenten, die in der Regel sehr schnell süchtig nach der Droge werden. "Crack ist die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial. Beim Konsum von Crack kann die körperliche und seelische Abhängigkeit sehr schnell eintreten", schreibt entsprechend auch die Ginko-Stiftung, die Landesfachstelle für Prävention der Suchtkooperation NRW.

Das sind die Gefahren des Crack-Konsums

Crack macht dabei nicht nur sehr schnell abhängig, sondern birgt auch ein großes Risiko für die geistige und körperliche Gesundheit. Zu den üblichen Nebenwirkungen des Crack-Konsums zählten Bluthochdruck, Dehydrierung, eine Verengung der Blutgefäße und ein Anstieg der Körpertemperatur. In hohen Dosen kann die Droge durch Atemlähmungen und Herzstillstand zum Tod führen.

Durch das hohe Suchtpotenzial vernachlässigen Konsumenten grundlegende Bedürfnisse wie die Ernährung und die Körperpflege, mitunter bleiben starke Konsumenten über mehrere Tage hinweg wach. Zu den Langzeitfolgen zählen Erkrankungen der Atemwege und des Herzens sowie Krampfanfälle.

Die Droge wirkt sich auch auf die Psyche aus: Kurz nach dem Konsum kann es zu depressiven und ängstlichen Verstimmungen, extremer Reizbarkeit und Schlafstörungen kommen. Das anhaltende Rauchen von Crack kann zu innerer Unruhe, Angstzuständen, Verwirrung wie auch zu Wahnvorstellungen und Psychosen führen. Ein oft beobachtetes Phänomen ist ein paranoider Verfolgungswahn.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Dr. Daniel Deimel
  • nrz.de: "Düsseldorf: Crack-Szene haust in Baugrube – nun droht Ärger"
  • ruhrnachrichten.de: "Extrem viele Drogentote in Dortmund: Die wirkliche Zahl liegt noch höher, sagt Jan Sosna"
  • aidshilfe-dortmund.de: "Drogentodesfälle in Dortmund"
  • Livestream der Pressekonferenz der Stadt Dortmund am 5. September 2023
  • duisburg.polizei.nrw: Kriminalitätsbericht 2022
  • radioduisburg.de: "Mehr Drogentote in Duisburg im Jahr 2022"
  • chemie.de: Crack (Droge)
  • ginko-stiftung.de: Crack: Akute Gefahren und langfristige Gesundheitsschäden
  • zdf.de: "Was Crack so gefährlich macht"
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