Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Angstraum Appellhofplatz "Froh, wenn ich diesem Drecksloch den Rücken kehren kann"
Drogenkonsum, Fäkalien und allgemeine Verwahrlosung: An der U-Bahn-Station "Appellhofplatz" zeigt sich Köln von einer erschreckenden Seite.
Es riecht nach Urin, auf dem Boden ist ein riesiger Brandfleck zu sehen, Spitzen und Abfall liegen herum – wer das Pech hat, die U-Bahn-Haltestelle am Appellhofplatz nutzen zu müssen, muss sich auf einiges gefasst machen. Dabei ist die Haltestelle zentral gelegen und ein wichtiger Knotenpunkt für den Fahrplan der Kölner Verkehrsbetriebe. Schließlich halten hier die Linien 3, 4, 16, 18 und die 5.
Und besonders der Gleisbereich der Linie 5 ist kein Ort mit Wohlfühlfaktor. Das Gleis liegt fernab der anderen – um es zu erreichen, müssen die Passanten durch einen neonbeleuchteten Korridor, der eher einem Drogenkonsumraum gleicht, denn einer öffentlichen Haltestelle. Ein gesetzloses, unterirdisches Niemandsland, in dem die Verwahrlosung um sich greift, während an der Oberfläche der Shoppingtrubel herrscht.
Drogenkonsum wird offen praktiziert
"Als ich dort ausgestiegen bin, torkelte eine ganze Gruppe von Menschen umher, manche lagen auf dem Boden. Und einer hat sich gerade eine Heroinspritze gesetzt", schildert eine junge Frau eine jener "Horrorerfahrungen", die am Appellhofplatz längst zum Alltag gehören. Jede Kölnerin und jeder Kölner wird hier seine Anekdoten haben.
- Kölns desolates Stadtbild: Jeder trägt eine Mitschuld
Selbst auf Google kommt der Appellhofplatz nicht gut weg, wie sich an den Bewertungen von Besuchern erkennen lässt. Positive Rezensionen gibt es zu der Haltestelle zwar auch – doch die sind meist älter und beziehen sich auf den Bereich an der Breite Straße. Hier gibt es immerhin einen Kiosk und ein paar Geschäfte. Nicht unbedingt einladend, aber wenigstens nicht so einsam wie das Gleis der Linie 5.
"Eine der schlimmsten Ecken der ganzen Stadt"
"Ein heruntergekommenes Drecksloch. Eine der schlimmsten Ecken der ganzen Stadt", schreibt ein Google-Nutzer etwa zu der U-Bahn-Haltestelle. "Selten eine derart verwahrloste Station gesehen", meint ein anderer. Und es reißt nicht ab: "Schlimmster Bahnhof Kölns! Hier muss mehrmals die Woche wegen Suchtkranken die Polizei gerufen werden. Ich mache drei Kreuze, wenn ich diesem Drecksloch den Rücken kehren kann!"
"Vor allem am Gleis für die Linie 5 fühle ich mich jedes Mal sehr unsicher. Eine lange Unterführung führt in die hinterste Ecke des Bahnhofs, wo nur wenige Leute sind. Wenn einem dort etwas passiert, bekommt das wahrscheinlich niemand mit." Und ein weiterer Nutzer: "Von den Bahnsteigen der 5 aus hört man gut die Züge der anderen Linien um die Kurve quietschen, was dem Bedrängnisgefühl den letzten Schliff verleiht."
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind im Einsatz
Auf Anfrage von t-online erklärt die Stadt Köln, dass Mitarbeiter des Gesundheitsamtes regelmäßig am Appellhofplatz unterwegs seien. Das Personal des "aufsuchenden Suchtclearings" (ASC) würde dabei auch auf den Bahnsteigen Präsenz zeigen. "Die Mitarbeitenden des ASC sprechen die Klientinnen und Klienten an, klären den Hilfebedarf und weisen immer auch auf die Drogenkonsumräume am Neumarkt und am Hauptbahnhof hin", so die Stadt Köln weiter.
Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Sicherheitsgefühl der Kölnerinnen und Kölner zu stärken, bleibt fraglich – an der gespenstischen Atmosphäre, die die U-Bahn-Station erfüllt, und an dem renovierungsbedürftigen Gesamtbild ändert der Einsatz des Gesundheitsamtes zumindest nichts.
Und der Appellhofplatz ist nicht die einzige Baustelle in Sachen Sauberkeit und Sicherheit. Zuletzt hatte das Umfeld des Kölner Doms immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Noch ein zentraler Platz, der kein schönes Bild von Köln vermittelt.
- Eigene Beobachtungen
- Anfrage bei der Stadt Köln
- google.com: Appellhofplatz