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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln So viel verdiente ein FC-Star vor 60 Jahren in der Bundesliga
Der ehemalige FC-Präsident Wolfgang Overath schoss das erste Tor der Bundesliga-Geschichte für Köln. Nun hat er verraten, was ihm der FC damals monatlich zahlte.
Der 1. FC Köln hat nun auch offiziell 130.000 Mitglieder. Die Geißböcke kämpfen damit mit Eintracht Frankfurt um den zwölften Platz der mitgliederstärksten Sportvereine der Welt. Pünktlich zu Beginn der 60. Bundesliga-Saison hat der FC diese Marke als fünfter Fußballklub in Deutschland (nach dem FC Bayern, dem BVB, Schalke 04 und eben Frankfurt) geknackt.
Eines der größten Idole in der FC-Geschichte ist Wolfgang Overath. Der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler war 1962 als 18-Jähriger vom Siegburger SV zu den Geißböcken gewechselt. Er blieb seine gesamte Profikarriere über beim FC, beendete 1977 seine Karriere und lehnte dafür auch ein Angebot der Chicago Stings ab. "Ich hätte ohne Familie in die USA gehen müssen und habe deshalb abgesagt. Zu Hause ist man zu Hause."
1.200 D-Mark und ein Sportwagen
Overath spricht im aktuellen DFL-Magazin zum 60-jährigen Jubiläum der Bundesliga über seinen FC. Die Profiliga wurde 1963 gegründet, der FC gehörte zu den Gründungsmitgliedern – und Overath schrieb damals direkt Geschichte. Am 24. August 1963 traf er am ersten Spieltag beim 1. FC Saarbrücken in der 22. Minute zum Kölner 1:0 und trug sich damit als erster Bundesliga-Torschütze in die Geschichtsbücher des FC ein.
Warum aber war er überhaupt zum FC gewechselt? "Ohne Franz Kremer wäre ich vielleicht gar nicht zum FC gekommen", sagt der heute 79-Jährige. Als das FC-Angebot gekommen sei, seien alle anderen Angebote uninteressant geworden. Overath erinnert sich sogar noch an seinen ersten Vertrag. "1.200 D-Mark monatliches Grundgehalt, was damals viel Geld war, 250 Mark Siegprämie, dazu gab es 5.000 Mark und einen alten Karmann-Ghia."
Das Milliardengeschäft kam erst Jahrzehnte später
Im heutigen Milliardengeschäft Fußball klingen diese Summen wie aus einer anderen Welt, und sicher war es eine andere Zeit. Während heute Saudi-Arabien die Weltstars mit absurden Gehältern lockt, freute sich Overath damals über den Sportwagen von VW als Bonus zu seinem Gehalt.
Allerdings weiß Overath das einzuordnen. Der Fußball hat sich in 60 Jahren Bundesliga verändert, die Professionalisierung zeigte sich anfänglich in den Trainingsmöglichkeiten, darin, dass die Spieler überhaupt von ihren Gehältern leben konnten, ohne einen Zweitjob zu haben. Dennoch machten viele Spieler trotzdem nebenher eine Ausbildung. Der finanzielle Quantensprung folgte erst Jahrzehnte später.
Was Overath und Hector verbindet
Und damit auch eine Erkenntnis, die Overath heute noch bewegt. "Früher ist man zu einem Verein gegangen, den man liebt und über den man sagte: Das ist mein Verein", sagt Overath. "Das ist heute inzwischen leider nicht mehr so. Heute ist Fußballprofi eher wie ein Job in anderen Berufen. Das ist überhaupt nicht negativ gemeint, gar kein Vorwurf an die jetzige Spielergeneration. Es ist einfach der Lauf der Zeit."
Jonas Hector ist daher fraglos eine Ausnahme. Der FC-Kapitän der letzten Jahre beendete im Mai seine Karriere, nachdem er – wie Overath, der in einem Monat 80 Jahre alt wird – für keinen anderen Profiverein jemals spielte. Am Samstag gegen den VfL Wolfsburg werden beide – Hector und Overath – im Rheinenergiestadion erwartet.
- DFL Magazin, Ausgabe 3-2023