UN-Klimaverhandlungen in Bonn Greta Thunberg mahnt: "Frage von Leben und Tod"
Die 20-jährige Klimaaktivistin findet in Bonn deutliche Worte für Politiker und Unternehmen.
Bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zu einer Kehrtwende von Wirtschaft und Politik im Kampf gegen die Erderwärmung aufgerufen. "Das ist eine Frage von Leben und Tod!", sagte die 20-Jährige in Bonn. Nötig sei ein schneller Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Denn noch immer liege der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase auf einem Allzeithoch, sagte sie.
In Bonn laufen bis zum Wochenende Zwischenverhandlungen für die nächste UN-Klimakonferenz in Dubai, die Ende November beginnt. Thunberg hatte vor fünf Jahren mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" die weltweit aktive Bewegung "Fridays for Future" gestartet. Am Montag protestierte sie bereits mit anderen Klimaaktivisten vor dem Post-Tower in Bonn, wenige Meter vom UN-Gebäude entfernt. Die Demonstranten forderten dort den Stopp des Baus einer großen Öl-Pipeline in Ostafrika, der laut den Aktivisten auch durch die Postbank finanziert werde.
Thunberg sagte, die kommenden Monate und Jahre seien entscheidend dafür, wie die Zukunft der Menschheit aussehe. Wenn in der Klimapolitik nicht umgesteuert werde, sei dies das "Todesurteil für unzählige Menschen" – wobei schon jetzt in vielen Weltregionen an der "Frontlinie der Klimakrise" menschliches Leben stark gefährdet sei.
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Greta Thunberg: "Politischer Wille nirgends zu sehen"
Das Ausmaß der Klimakrise sei wissenschaftlich belegt und die Instrumente seien bekannt, sagte Thunberg. "Aber der politische Wille ist nirgends zu sehen." Die Wissenschaftler hätten seit Jahrzehnten vor der drohenden Klimakatastrophe gewarnt. "Aber ihre Warnungen wurden ertränkt – in Greenwashing und Lügen der Mächtigen." Diese suchten nur nach Schlupflöchern, um ihr "Business as usual" am Leben zu erhalten. Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten als besonders umweltfreundlich darstellen.
Umweltschützer hoffen darauf, dass die UN-Klimakonferenz in Dubai ein zügiges Ausdimmen fossiler Energieträger wie Öl und Gas beschließt, doch geht der Trend eher in die Gegenrichtung. Trotz bedrückender Alarmsignale wie immer mehr Dürren, Waldbrände und Stürme steigen die weltweiten Investitionen in Öl, Gas und Kohle seit Jahren an – auf inzwischen mehr als eine Billion US-Dollar in diesem Jahr, wie die Internationale Energie-Agentur schätzt.
Schon jetzt hat sich die Welt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um etwa 1,1 Grad erwärmt. Die Jahre 2015 bis 2022 waren nach Berechnungen der Weltwetterorganisation WMO die acht wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1850er Jahren.
- Nachrichtenagentur dpa