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1. FC Köln nach Hector-Aus: "Den Verlust kann keiner kompensieren"


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1. FC Köln
"Den Verlust von Jonas Hector kann keiner kompensieren"


09.06.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 1011100716Vergrößern des Bildes
Sportchef Christian Keller und der ehemalige FC-Kapitän Jonas Hector (Archivbild): Keller muss nun den Kader für die neue Saison aufstellen. (Quelle: IMAGO/Herbert Bucco)

Christian Keller plant den neuen Kader des 1. FC. Im Interview spricht der Sportchef der Kölner über die Herausforderungen auf dem Transfermarkt.

Herr Keller, eine lange Saison für den 1. FC Köln ist zu Ende gegangen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Christian Keller: Das Zentralste für die Bewertung ist die Leistung. Wir gehen nach dem Grundsatz: Leistung vor Ergebnis. Da bin ich zufrieden, wenn ich über den Saisonverlauf hinweg betrachte, was diese Mannschaft geleistet hat.

Und mit den Ergebnissen?

Mit den Ergebnissen bin ich nicht ganz zufrieden. Wir hätten ein paar Punkte mehr holen können. Wir sind manchmal aber daran gescheitert, dass uns die Effizienz im letzten Drittel gefehlt hat. Das ist allerdings etwas, was wir schon vor der Saison gewusst hatten.

Der FC war wieder die laufstärkste Mannschaft der Liga. Müsste man sich für diesen Aufwand nicht sogar noch häufiger belohnen?

Das sehe ich anders. Es gibt das Bestreben, physisch und mental immer an die 100 Prozent heranzukommen. Das müssen wir auch, denn es gibt Mannschaften, die individuell hochwertiger besetzt sind. Da muss man sich nur die Etats anschauen. Manche Teams investieren das Doppelte oder Dreifache oder sogar noch mehr als wir. Diese Unterschiede müssen wir mit anderen Waffen kompensieren. Wir kommen über das Kollektiv, eine klare Führung, eine gute Spielidee und mit einer herausragenden Physis. Die Bereitschaft alles zu geben, kann man der Mannschaft nie absprechen. Wenn der Gegner trotzdem besser war, was wollen wir dann kritisieren? Wir haben auch in dieser Saison gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner Punkte holen können.

Sie haben die individuelle Qualität angesprochen. Wie wollen Sie diese im Kader noch steigern?

Die Qualität wird sich automatisch erhöhen, indem sich die Spieler weiterentwickeln. Wir haben etliche Spieler, die vor einem Jahr noch keine Bundesliga-Spieler waren und sich nun zu solchen entwickelt haben. Nehmen wir unsere U21-Nationalspieler: Jan Thielmann hatte ein Seuchenjahr, aber er hat das Niveau schon nachgewiesen. Der Weg von Denis Huseinbasic spricht für sich. Und Eric Martel hat einen Riesensprung gemacht. Am Schluss hat er konstant sehr solides Bundesliga-Niveau gespielt.

Dennoch muss und will der FC personell nachlegen. Auf welchen Positionen?

Wir brauchen einen Torwart, der unser Quartett komplettiert, weil wir mit Jonas Urbig verlängern und ihn noch einmal verleihen wollen, um ihm Spielpraxis zu ermöglichen. Dann suchen wir nach einem Sechser, weil durch den Abgang von Ellyes Skhiri eine Vakanz entstanden ist. Dann unter Umständen einen Rechtsverteidiger. Das hängt aber von der Verlängerung eines Bestandsspielers ab.

Sie meinen Kingsley Schindler.

Genau. Er hat ein Vertragsangebot vorliegen. Es bleibt abzuwarten, ob er es annimmt.

Sie haben die Sechs schon angesprochen. Ellyes Skhiri ist nicht zu ersetzen. Müssen Sie daher auf einen dieser "fertigen" Spieler setzen, um seinen Verlust zu kompensieren?

Ja. Wir haben mit Ellyes und Jonas zwei überdurchschnittliche Bundesligaspieler verloren. Auf der Linksverteidiger-Position haben wir diese Lücke gut geschlossen. Leart Paqarada war der Benchmark-Spieler der Zweiten Liga, dem wir zutrauen, auch in der Bundesliga eine gute Rolle zu spielen. Den Verlust von Jonas kann trotzdem kein Spieler kompensieren, diese Erwartungshaltung haben wir aber auch nicht an Leart. Auf der Sechs werden wir versuchen, einen Spieler zu holen, der am besten direkt gutes Bundesliga-Niveau spielen kann.

Und in der Offensive? Benedict Hollerbach soll kommen, heißt es.

Er ist ein Spieler, den wir uns anschauen. Der Aufstieg hat aber maßgeblich etwas verändert, weil der Spieler dadurch einen gültigen Vertrag hat. Er ist sportlich für uns interessant. Das heißt aber nicht, dass wir ihn verpflichten werden.

Soll er der einzige Spieler für die Offensive bleiben?

Wir werden sicherlich noch einen Spieler verpflichten, der im Idealfall als Zehner und als hängende Spitze spielen kann.

Bleibt es dabei, dass der FC in diesem keine Leistungsträger verkaufen wird?

Wir sind nicht darauf angewiesen, Spieler abzugeben. Das ist anders als im Vorjahr, als es notwendig war, Transfers zu tätigen, um die Lücken im Haushalt zu schließen. Unsere Absicht ist deshalb, in diesem Sommer keine für uns zentralen Spieler abzugeben. Wenn ein Angebot käme und der Spieler darüber nachdenken sollte, würden wir uns offen austauschen – aber nur, sofern wir es sportlich kompensieren könnten.

Gab es schon solch lukrative Anfragen?

Nein.

Muss der FC seine Kosten weiter senken oder ist diese Arbeit nach der Saison und durch die zahlreichen Spieler mit hohen Gehältern, die den Klub verlassen, abgeschlossen?

Letzte Saison haben wir den Personaletat im Lizenzbereich um fast 25 Prozent reduziert. Das müssen wir jetzt nicht mehr tun. Wir können den Etat aber auch nicht wieder erhöhen.

Jonas Hector, Timo Horn, Ellyes Skhiri und Sebastian Andersson gehörten zu den Top-Verdienern. Die sind jetzt weg. Dadurch müsste doch automatisch mehr Geld für Transfers da sein.

Auf den Positionen, auf denen wir suchen, haben wir ja nicht nur Spieler aus der Regionalliga eingeplant. Da taucht vielleicht auch einer auf, den die Leute kennen, ohne ihn googeln zu müssen (lacht). Vielleicht kommt ein Spieler, von denen man dann sagt: Okay, interessant, dass der zum 1. FC Köln wechselt.

Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview erschien zuerst in vollständiger Fassung beim "Geissblog".

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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