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Karlspreis für Selenskyj: Putin-Fans beschimpfen Ukrainer


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Karlspreis für Selenskyj
Putin-Fans beschimpfen Ukrainer als "Kriegstreiber"


14.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Demonstranten geraten aneinander: Schreiduelle sind die Folge. (Quelle: t-online)
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Die politischen Lager stehen sich unerbittlich gegenüber. Während Selenskyj den Karlspreis entgegen nimmt, kochen auf der Straße die Emotionen hoch.

Als Wolodymyr Selenskyj am Sonntagmorgen um 0.36 Uhr twittert, er sei endlich in Berlin angekommen, riegelt in Aachen schon die Polizei den Dom sowie den Katschhof ab. Dabei ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar, ob der ukrainische Präsident den Karlspreis wirklich persönlich entgegennehmen wird.

Wenige Stunden später, am Sonntagvormittag: Ununterbrochen kreisen Hubschrauber über der Stadt, zahlreiche Demonstrationen sind angemeldet. Die gegensätzlichen Lager versammeln sich.

Teilnehmer des großen Pro-Ukraine-Demonstrationszuges strömen auf den Vorplatz des Hauptbahnhofs, um hinter einem Transparent herzuziehen, auf dem "Aachen stands with Ukraine" steht. Angemeldet sind 1.000 Personen.

Gegendemonstrationen am Rande des Demonstrationszuges

Währenddessen treffen sich kleinere Grüppchen von Gegendemonstranten unter anderem im Friedenspark. Später werden sie Richtung Demonstrationszug ziehen und den dort Mitlaufenden, unter denen auch Kinder und Jugendliche sind, ihre Meinung entgegen brüllen. Doch wogegen demonstrieren sie überhaupt? Auf Schildern steht: "Schützt Kinder – Stoppt Waffenexporte." Oder: "Ich bin nicht im Krieg mit Russland."

Als die Demo vorbeizieht, schreien sie den Pro-Ukraine-Demonstrierenden "Nazis raus!" und "Russland! Russland! Russland!" entgegen. Aus dem Pulk heraus sticht vor allem Elena Kolbasnikova, die mit dem Verein "Brücke Freundschaft zwischen Russland und Deutschland" auf dem Theaterplatz steht, mit dabei Demonstrierende von Ex-AfD-Mitglied André Poggenburgs neuer Gruppierung "Aufbruch deutscher Patrioten".

"Wir demonstrieren für Frieden und gegen Faschismus", sagt Kolbasnikova. "Waffen bringen noch mehr Kriege, das darf nicht sein!" Aus diesem Grund habe sie sich dazu entschieden, gegen die Pro-Ukraine-Politik auf die Straße gehen, inklusive aller Nachteile, die damit anscheinend einhergingen. "Ich bin derzeit arbeitslos. Zweimal wurde ich schon gekündigt, seitdem ich mich hier engagiere", behauptet Kolbasnikova, "und das in diesem ach so demokratisch freien Land."

Vergleiche zwischen Selenskyj und Hitler

Sie wolle gegen die "einseitige Berichterstattung Russland gegenüber" demonstrieren und sei sich sicher, dass die "Wahrheit" irgendwann ans Licht kommen werde: "Muss ich daran erinnern, dass damals, als Hitler an die Macht kam, er auch von Europa unterstützt wurde?", fragt Kolbasnikova

In dieser Lesart will Russland der Ukraine helfen. Es gehe darum, das Land zu entnazifizieren, glaubt Kolbasnikova. Die USA und die Nato würden versuchen, Russland zu zerstören.

Teilung der Ukraine als "diplomatische Lösung"

Wenige Meter weiter, vor dem Kurpark, demonstriert ein Bündnis unter dem Banner "Einheit und Frieden in Europa". Hier steht unter anderem Klaus Peter Schleisiek, 77, der sich eine diplomatische Lösung wünscht. "Selenskyi! Vorsicht! Falsche Freunde wollen nur die Ukraine gegen Russland verheizen", steht auf seinem Schild.

Was er sich unter einer diplomatischen Lösung vorstellt? "Einfach die Menschen, die sich nicht leiden können, voneinander trennen", schlägt er vor. Eine Teilung der Ukraine könne den aktuellen Konflikt beenden.

"Kriegstreiber raus! Selenskyj raus!"

Wenig später lösen sich die verschiedenen Demonstrationszüge auf, die Teilnehmer aller Kundgebungen verteilen sich in der Stadt. Die Stimmung ist größtenteils ruhig, mit kleineren Ausreißern, die von der Polizei schnell unter Kontrolle gebracht werden. Menschen sitzen im Kurpark oder in den zahlreichen Cafés in der Innenstadt, genießen den Sonnenschein und lassen den Trubel an sich vorbeiziehen.

Aber dann heizt sich die Stimmung noch einmal auf, als sich die Menschen kurz vor Verleihung des Karlspreises rund um den Aachener Dom um die Absperrungen verteilen und die gegensätzlichen Lager direkt aufeinandertreffen.

Spannungen kommen wieder auf. Auf dem Hühnermarkt, in direkter Blickrichtung zum Dom, skandieren Demonstrierende: "Kriegstreiber raus! Selenskyj raus!"

Rentner schockiert von Hass auf das ukrainische Volk

Böse Wörter fallen, die Pro-Ukraine-Demonstranten werden wieder als Nazis bezeichnet. Die Wortführerin behauptet: "Ich bin für Frieden! Ich bin für Frieden!" Im nächsten Satz schreit sie einem ukrainischen Migranten hinterher, dass er als Migrant in Deutschland nichts zu sagen habe.

Bei so viel Hass gegenüber dem ukrainischen Volk bekommt Heinrich Kluck, 85, die Krise, wie er sagt. Er hatte sich gemeinsam mit seiner Frau bei den Pro-Ukraine-Demonstranten eingereiht, die sich gegen den von Putin begonnenen Angriffskrieg wandten und dafür von Putin-Unterstützern als Kriegstreiber beschimpft wurden. Ganz hinten liefen die beiden mit und schwenkten Europa-Fahnen.

"Ich habe alles erlebt", bricht es jetzt aus Kluck heraus. "Ich war selber bei der Bundeswehr, war Kriegskind, ich weiß, was es bedeutet, im Krieg zu sein", sagt er. "Und glaub mir, das will niemand. Wirklich niemand! Ich habe heute noch Alpträume!"

Auf einen gemeinsamen Nenner lassen sich die unterschiedlichen Parteien also immerhin herunterbrechen: Niemand will Krieg, alle wollen Frieden. Welcher Frieden allerdings der richtige ist – darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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