Köln-Porz Säugling ausgesetzt: Drei Jahre Haft für Mutter

Eine Frau aus Köln verheimlicht erst ihre Schwangerschaft und setzt dann ihr Neugeborenes aus. Nun muss sie für drei Jahre ins Gefängnis.
Wegen versuchten Totschlags an ihrem neugeborenen Sohn hat das Kölner Landgericht eine Angeklagte am Freitag zu drei Jahren Haft verurteilt. Laut Urteil hatte sie den Säugling an einem Fußgängerweg ausgesetzt und dadurch seinen Tod billigend in Kauf genommen. Der Junge überlebte. Aufgrund einer unverhältnismäßig langen Verfahrensdauer wegen Überlastung der zuständigen Strafkammer gelten drei Monate der Strafe als bereits vollstreckt.
Nach Feststellung des Gerichts hatte die 36-Jährige ihre Schwangerschaft verheimlicht. Ihr damaliger Freund habe kein Baby gewollt. Im September 2018 brachte sie den Jungen dann eigenständig im Gäste-WC in der Wohnung ihres Vaters zur Welt. Sie wickelte das Kind in ein Betttuch und legte es an einem Fußgängerweg im Kölner Stadtteil Porz ab - bei einer Temperatur von etwa zehn Grad.
Junge lebt jetzt bei einer Pflegefamilie
Erst zwei Stunden später wurde der Säugling zufällig von einem Spaziergänger gefunden. Das stark unterkühlte Kind kam in ein Krankenhaus. Seine Körpertemperatur betrug laut Urteil nur noch 31,5 Grad, was einen "akut lebensbedrohlichen Zustand" dargestellt habe. Die deutsche Angeklagte hatte sich wenige Tage später der Polizei gestellt. Der Junge lebt heute bei einer Pflegefamilie.
Das Gericht erkannte bei der Mutter, die noch drei andere Kinder hat, zwar eine verminderte Steuerungs- und Schuldfähigkeit. Jedoch habe die Angeklagte "die Gefährlichkeit ihres Handelns" erkannt, sagte die Richterin. Strafschärfend wertete das Gericht, dass sich die Angeklagte trotz bereits mehrerer vorheriger ungewollter Schwangerschaften nie um Verhütung geschert habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
- Nachrichtenagentur dpa