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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Wunschstürmer Selke trainiert ab Dienstag mit
Der 1. FC Köln hat Davie Selke verpflichtet. Steffen Baumgart setzt nicht nur auf sportliche Qualitäten beim Neuzugang. Kann der Stürmer von Hertha BSC dem FC helfen?
Davie Selke schaffte es nicht mehr rechtzeitig zum ersten Training des Jahres des 1. FC Köln. Der 27-Jährige absolvierte am Montagmorgen den Medizincheck in der MediaPark Klinik. Anschließend ging es ans Geißbockheim, wo der Mittelstürmer einen Vertrag bis 2024 unterschrieb.
Die genauen Konditionen sind nicht bekannt. Doch Selke soll deutlich über eine Million Euro Jahresgehalt kassieren, allerdings ablösefrei sein. Zumindest, bis der FC den Klassenerhalt für die Saison 2022/23 sicher hat. Dann, so war am Montag zu hören, könnte die Hertha einen Bonus vom FC kassieren.
Das sagt Baumgart über Selke
Selke soll mit seinen Toren zu Erreichen dieses Saisonziels beitragen. Dass er diese Tore in den letzten Jahren fast gar nicht mehr geschossen hat, beunruhigt beim FC zunächst niemand. Nur 16 Pflichtspiel-Tore in viereinhalb Jahren sind für einen Mittelstürmer eine überaus schwache Quote. Doch Steffen Baumgart sah das am Montag nach der ersten Trainingseinheit des neuen Jahres anders.
"Wenn Davie Chancen bekommt, und das haben wir letzte Saison bei einem anderen Stürmer gesehen, ist er in der Lage, Tore zu erzielen", sagte der FC-Trainer. "Er wird nicht alles reinmachen, er wird auch nicht alles verschießen. Aber er wird zu hundert Prozent alles für den FC raushauen."
Selke mit Modestes Rückennummer
Welchen "anderen Stürmer" Baumgart meinte, ist kein Geheimnis. Anthony Modeste hatte vor Baumgarts Wechsel zum FC auch länger kein Scheunentor mehr getroffen. Dann sorgte der FC-Coach für einen Flankenhagel von den Außenbahnen, und prompt fand Modeste zu seinen alten Knipser-Fähigkeiten zurück. Am Ende standen 20 Bundesliga-Tore in der Saison 2021/22 und sein Wechsel zu Borussia Dortmund.
Kann Selke nun also Ähnliches gelingen wie Modeste? Baumgart hofft, dass seine Mannschaft den Strafraumstürmer mit den nötigen Vorlagen versorgen wird. Für eine Besonderheit hat Selke schon selbst bei seiner Ankunft in Köln gesorgt. Beim FC wählte der Winter-Neuzugang ausgerechnet die Rückennummer 27. Jene Zahl, die ein gewisser Anthony Modeste sechs Jahre lang für den FC trug.
Erfahrung und Mentalität: "Er kann eklig sein"
Mit dem Modeste-Schatten und der Modeste-Nummer geht es für Selke also ab Dienstag im Mannschaftstraining los. Am 21. Januar kommt mit Werder Bremen direkt ein Ex-Klub Selkes zum Jahresauftakt nach Köln. Bis dahin will sich der 27-Jährige in seine neue Mannschaft integriert haben. "Was Anlaufverhalten, Mentalität und Charakter angeht, ist er ein Spieler, der sehr gut zu uns passt."
Doch auch auf der nicht-sportlichen Ebene soll Selke dem Team helfen. "Wir haben viele Jungs, die noch nicht die Erfahrung haben und, was Mentalität angeht, an so einem Spieler wachsen können", erklärte Baumgart. Selke blickt auf bislang 202 Bundesliga-Spiele zurück, ist U21-Europameister von 2017 und ein Spieler, wie Baumgart sagte, "den ich lieber in meiner Mannschaft habe als beim Gegner, weil er eklig und unangenehm sein kann".
Qualitäten, die der jungen und manchmal mitunter zu lieben Kölner Truppe tatsächlich fehlen. Daher erfüllte der FC seinem Trainer diesen Stürmer-Wunsch trotz der Ladehemmungen des Torjägers in den letzten vier Jahren gerne. "Davie hat vieles nicht verlernt, was er vielleicht in der letzten Zeit nicht abrufen konnte. Wir erhoffen uns, dass wir gemeinsam einen guten Weg gehen. Dann soll er uns so helfen, wie wir ihm."
- Reporter vor Ort