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Köln: Teich in Porz trocknet aus, Fische werden getötet – Umsiedlung gescheitert


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See trocknet aus
Unzählige Fische getötet – Behörde hatte Umsiedlung verhindert


02.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Der Scheuermühlenteich trocknet jedes Jahr im Sommer aus, im Herbst kommt das Wasser zurück.Vergrößern des Bildes
Der Scheuermühlenteich trocknet jedes Jahr im Sommer aus: Bisher konnten Bürger die Fische darin immer retten. (Quelle: Judith Tausendfreund)

Ein Teich in Köln-Porz verschwindet langsam – Folge der anhaltenden Trockenheit. Das Nachsehen haben die Fische.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Scheuermühlenteich in Köln-Porz am Rande der Austrocknung steht. Für die Fische ist das eigentlich ein Todesurteil. In den letzten Jahren hatten kommunale Politiker mit Unterstützung der Flughafenfeuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) Porz aber immer dafür gesorgt, dass der Teich Jahr für Jahr von Hand wieder aufgefüllt wurde.

Die Fische waren gerettet – bis jetzt. Denn in diesem Jahr entschieden sich die Verantwortlichen dagegen. Was kaum jemand versteht: Warum hat man die Fische nicht weiterhin mit Wasser versorgt, sondern getötet und entsorgt? Bei den Porzern sorgt das Vorgehen für Unmut.

Köln: Porzer können das Vorgehen der Stadt nicht verstehen

Uschi Rhiem ist gebürtige Porzerin und war erschüttert, als sie davon erfuhr: "Wir haben uns sehr aufgeregt, weil die Fische zu ersticken drohten", sagt sie. Auch der Angelsportverein habe sich aufgeregt, der sei aber nicht involviert gewesen.

"Man müsste mal fragen, wer die Fische überhaupt in das bekanntermaßen vergiftete Wasser gesetzt hat", fordert Rhiem. Auch die Rolle des Bürgervereins sei fragwürdig, da dieser behauptet habe, die Fische seien gerettet.

Auch in den sozialen Medien ist das Thema mittlerweile angekommen. "Es ist wirklich unglaublich, wie die Leute hier angelogen werden", schreibt eine Anwohnerin. Sehr viele Bürger seien empört, traurig und wütend über die Entscheidung. Die Anwohner verlangen Aufklärung, wie es um den Teich steht.

Verwirrende Zuständigkeiten, kaum Kommunikation

Um den ausgetrockneten Teich gibt es nämlich ein Kommunikationsproblem – und das ergibt sich aus den vielen Zuständigkeiten. Listet man auf, wer sich hier alles um was zu kümmern hat, wird schnell klar, dass am Ende zwar irgendwie gehandelt wird. Bürger und Anwohner können aber kaum verstehen, was passiert – eine übergeordnete Information fehlt bislang.

Im Grunde geht es um zwei Teiche: den unteren und den oberen Scheuermühlenteich. Beide Gewässer werden durch den Bundesforst, einen Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), betreut. Speziell ist der Bundesforstbetrieb Rhein-Weser zuständig. Rein örtlich gehört jedoch der untere Teich zum Stadtgebiet von Köln, der obere hingegen zum Rhein-Sieg-Kreis.

Außerdem gibt es da den Bürgerverein Wahn-Wahnheide-Lind, der sich seit 1995 als Pächter um den Scheuermühlenteich und seine grüne Umgebung kümmert, aber auch für die Verkehrssicherungspflicht vor Ort zuständig ist – auf eine Anfrage von t-online hatte sich der Verein nicht zurückgemeldet. Und dann gibt es noch die Stadt Köln mit der unteren Fischereibehörde und das städtische Veterinäramt.

Karpfen waren mit Gift belastet

Auch die Angler wollen mitreden. Die hatten einst Karpfen in den Teich gesetzt – allerdings ist der Verzehr der Fische aufgrund der seit Jahren bekannten Belastung mit giftigem PFT verboten. Das Land und die Stadt schieben sich bei Presseanfragen gegenseitig die Bälle zu. Letztere verweist wieder zurück ans BImA. Fakt ist: Niemand fühlt sich wirklich zuständig für den Zustand des Scheuermühlenteichs.

Nur die RheinEnergie – zuständig fürs Grundwasser – teilt auf Anfrage mit, dass der Scheuermühlenteich weit außerhalb der Wasserschutzzonen und der Grundwassereinzugsgebiete für die Kölner Wasserversorgung liege. "Somit ist definitiv ausgeschlossen, dass es von dort irgendwelche Rückwirkungen auf die Kölner Trinkwasserversorgung gibt", so der Pressesprecher.

Das ist gut für die Kölner, hilft den Fischen aber nicht. Die Anwohner fühlen sich schlecht informiert und auf den Arm genommen.

Warum war die Umsiedlung der Fische keine Option?

Mit Blick auf die Tötung der etwa 250 Kilogramm Fische bleiben Fragen offen: Die untere Fischereibehörde Köln hatte laut BImA einer Umsiedlung dieses Fischbesatzes nicht zugestimmt. Die von Anwohnern angesprochene Alternative, die Fische in den oberen Scheuermühlenteich umzusiedeln, habe sich nicht realisieren lassen.

Dort würden bereits Fische verschiedener heimischer Arten leben. "Daher wäre eine Umsiedlung der Fische aus dem unteren Scheuermühlenteich auch aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht nicht sinnvoll", so die Auskunft des BImA. Die Fische seien aufgrund ihrer Belastung mit PFT entsorgt worden. Das wiederum habe die Veterinärbehörde in Köln angeordnet.

Doch wie kann es mit dem Teich nun weitergehen – und was ist im Sinne des Naturschutzes überhaupt sinnvoll? Holger Sticht, Landesvorsitzender vom BUND NRW, plädiert in Anbetracht der Debatte für Sachlichkeit. Seiner Einschätzung nach kommen die Karpfen von Natur aus in solchen Gewässern nicht vor. "Dynamische Wasserstandsschwankungen sind natürlich und ein Segen für die biologische Vielfalt des Naturschutzgebiets der Wahner Heide", erklärt er.

Dabei sei es auch natürlich, dass beim Austrocknen von Stillgewässern Fische verenden. "Das ist für das einzelne Tier tragisch, aber Teil unserer natürlichen Kreisläufe, die Fische werden zur Nahrungsgrundlage für viele andere Organismen", so Sticht. Er weist auch darauf hin, dass das Areal als Naturschutzgebiet für gefährdete Pflanzengesellschaften ausgewiesen worden sei und diese das periodische Austrocknen sogar benötigten. Ähnlich sieht es in diesem Jahr im Rhein aus. Auch der Fluss hat extremes Niedrigwasser und könnte laut Experten in den nächsten Jahren austrocknen.

Experte: Problem wurde zu lange aufgeschoben

Also Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Denn in Anbetracht der seit Jahren stattfindenden Krise am Scheuermühlenteich hätte man die Fische im Grunde schon vor Jahren umsiedeln müssen. Stattdessen wurde Jahr für Jahr Wasser nachgefüllt, was man nun in Anbetracht des immer deutlicheren Klimawandels und einer gewissen Sinnlosigkeit der Maßnahme nicht mehr so fortführen wollte.

Auch Sticht bestätigt, was die Kölner Bürger in jedem Sommer merken. Er spricht von in den letzten fünf Jahren signifikant gesunkenen Niederschlägen im Sommerhalbjahr. Insofern war es nun wahrlich keine Überraschung, dass auch in diesem Jahr der Teich wieder austrocknet – doch offensichtlich hatte niemand der Verantwortlichen eine Idee, was man statt einer Tötung mit den Tieren hätte machen können.

Das sollte sich dringend ändern: "Das zunehmend trockene und heiße Klima mit zu wenig Niederschlag könnte zur Folge haben, dass wir mit solchen Umständen zukünftig noch öfter konfrontiert werden", wie es auch die Pressestelle des BImA einschätzt.

Verwendete Quellen
  • Stadt Köln: "Was sind Polyfluorierte Chemikalien?"
  • Anfragen beim BImA, der RheinEnergie und der Stadt Köln
  • Gespräche mit Holger Sticht und Uschi Rhiem
  • Reaktionen in den sozialen Medien
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