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Missbrauchsprozess in Köln: Ex-Partnerin sagt gegen angeklagten Fotografen aus


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"Acht Jahre kein richtiger Sex"
Kindesmissbrauch: Ex-Partnerin sagt gegen angeklagten Fotografen aus


11.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Der Angeklagte (r.) mit seiner Verteidigerin Denise Gerull vor Beginn der Verhandlung: Er soll mehrere Kinder sexuell missbraucht haben.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte (r.) mit seiner Verteidigerin Denise Gerull beim Prozessauftakt: Er soll mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. (Quelle: Johanna Tüntsch/t-online)
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Im Missbrauchsverfahren gegen einen Fotografen sagte nun die frühere Lebensgefährtin des Mannes aus. Ihr Sohn ist laut Anklage eines der Opfer.

Seit Ende Mai steht in Köln ein 53-jähriger Fotograf vor Gericht. Der Anklage zufolge soll der Mann, der gegenwärtig in Untersuchungshaft sitzt, zwischen 1999 und 2021 mehrere Jungen im Kindesalter sexuell missbraucht haben. Als Zeugin wurde nun eine frühere Lebensgefährtin gehört, deren Sohn Nebenkläger im Verfahren ist.

Das Verhalten ihres 15-jährigen Sohnes hatte die ausgebildete Erzieherin schon länger beunruhigt: "Manchmal fing er ohne erkennbaren Grund an zu weinen", so die 36-Jährige. "Ich sagte: Vielleicht sollten wir mal mit ihm zum Psychologen gehen."

Ihr Lebensgefährte, der im Laufe von acht Jahren die Vaterrolle für den Jungen übernommen habe, habe das mit dem Hinweis auf pubertäre Stimmungsschwankungen abgewehrt.

Nebenkläger bei Missbrauchsprozess in Köln: "Er ist pädophil"

Nach außen schien alles glamourös im Leben der drei: Eine exotische Fernreise folgte der nächsten, man hatte gerade erst ein Haus im Hahnwald bezogen, mit dessen Kauf der Fotograf seine Partnerin und ihren Sohn überrascht hatte, und auch für die Kosten der teuren Privatschule, die der Junge besuchte, kam der Mann teilweise auf.

Bei einem Spaziergang zu zweit habe der Jugendliche dann seiner Mutter unerwartet offenbart: "Er ist pädophil." Auf ihre Nachfrage hin habe der Junge bestätigt, dass es zu Missbrauchssituationen zwischen ihm und dem Ziehvater gekommen sei. Danach habe sich das Leben von einem Moment auf den anderen geändert.

Ex-Partnerin: "Ich dachte, er sei impotent – nicht pädophil"

"Wir wollten nur eine Runde gehen. Ich hatte meine Schlappen an und den Schlüssel dabei, aber danach gab es kein Zurück", beschrieb die Mutter. Sie habe ihrem Sohn sofort geglaubt. Seine Anschuldigung habe Sinn gemacht, da es zwischen ihr und dem Angeklagten während der Beziehung auffallend wenig Intimitäten gegeben habe.

"So viele Dinge haben sich erklärt; diese acht Jahre ohne richtigen Sex. Ich ging davon aus, dass er impotent wäre oder ein Problem hat, aber ich hatte nie den Eindruck, dass er pädophil sein könnte." Sie habe ihre Schwester angerufen, bei der sie die Nacht über untergekommen seien.

Der Sohn versuche, Stärke zu zeigen

Es folgten eine Anzeige, eine kurze Rückkehr ins Haus, um während einer polizeilichen Durchsuchung einige persönliche Dinge für sie und den Jungen zu holen, dann Monate, in denen sie bei der Familie von der Freundin des Jungen unterkamen, dann der Neustart in einer neuen Wohnung.

Über ihren Sohn sprach die Mutter im Zeugenstand weniger als über sich selbst. "Ich hatte kein Zuhause mehr, ich hatte meine Sachen nicht mehr, ich hatte meinen Partner als Bezugsperson nicht mehr. Es ging mir sehr, sehr schlecht", fasste sie zusammen. Details zum Missbrauch habe sie gar nicht wissen wollen, "es reichte mir schon."

Wohl deswegen versuche ihr Sohn, ihr gegenüber umso mehr Stärke zu zeigen. Wütend mache es sie, wenn unterstellt werde, der Junge könne sich die Anschuldigungen ausgedacht haben: "Warum sollte ein 15-Jähriger sich über sich selbst so beschämende Sachen ausdenken, die dann andere erfahren?"

Mutmaßliches Opfer erhielt Ekel-Nachrichten auf Instagram

Besonders schlimm sei es geworden, als der Fall durch einen umfangreichen Bericht in der Wochenzeitung "Die Zeit" öffentlich bekannt wurde. "Mein Sohn hat widerliche Nachrichten auf Instagram bekommen", schilderte die Mutter.

Obwohl keine Namen genannt worden seien, hätten Menschen aus ihrem Umfeld sofort den Zusammenhang herstellen können. Immerhin sei der Mann acht Jahre lang als Vater des Jungen aufgetreten. Der Kontakt zwischen dem Paar kam zustande, weil eine Mitarbeiterin des Mannes die Mutter bei einem Straßenfest darauf angesprochen habe, dass ihr Sohn als Fotomodell in Frage käme.

Der Vorsitzende Richter fragte die Mutter des mutmaßlichen Opfers, ob sie sich selbst Vorwürfe mache. "Habe ich am Anfang. Aber ich habe mit meiner Therapeutin darüber gesprochen. Ich weiß, dass ich mir keine Vorwürfe machen muss", antwortete diese.

"Wollte mich gewinnen, um an meinen Sohn heranzukommen."

Eine Recherche zu den Arbeiten des Fotografen habe sie überzeugt, er habe für seriöse Firmen gearbeitet. Anfangs sei es nur um die Foto-Shootings gegangen. Dann seien gemeinsame Urlaube und teure Geschenke gefolgt, und jeden Abend sei der Fotograf von Köln aus in das Dorf gefahren, in dem sie mit ihrem Kind damals lebte.

"Es war eine langsame, angenehme Annäherung. Er hat sich immer sehr um mich gekümmert, wollte, dass es mir gut geht. Wir haben sehr wenig gestritten. Jetzt denke ich, er wollte mich gewinnen, um an meinen Sohn heranzukommen." Das Verfahren wird fortgesetzt, zunächst steht jedoch eine dreiwöchige Pause an.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Gerichtsverhandlung
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