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Kölner Fotograf soll Kinder im Schlaf vergewaltigt haben


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Das jüngste Opfer war sieben
Kölner Fotograf soll Kinder im Schlaf missbraucht haben


Aktualisiert am 31.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Der Angeklagte (r.) mit seiner Verteidigerin Denise Gerull vor Beginn der Verhandlung: Er soll mehrere Kinder sexuell missbraucht haben.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte (r.) mit seiner Verteidigerin Denise Gerull vor Beginn der Verhandlung: Er soll mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. (Quelle: Johanna Tüntsch/t-online)

Ein 53-jähriger Kölner, der als Kinderfotograf weltweit bekannt ist, sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Zwischen 1999 und 2021 soll er mehrere Kinder missbraucht haben. Heute hat der Prozess begonnen.

Einem dreiköpfigen Team der Verteidigung saßen vier Anwälte der Nebenklage gegenüber, als am Dienstag vor dem Kölner Landgericht das Verfahren gegen einen 53-jährigen Kinderfotografen aus Köln begann.

Auch die Schöffen sind stärker vertreten als sonst: Neben den üblichen zwei Laienrichtern gibt es einen Ersatzschöffen, um für Ausfälle gerüstet zu sein. Es ist ein umfangreicher Prozess, für den 27 Verhandlungstage angesetzt sind.

Staatsanwaltschaft: Opfer biss sich vor Schmerz in die Hand

Angeklagt ist ein Mann, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, sich zwischen 1999 und 2021 an Kindern sexuell vergangen zu haben. Teilweise beschreibt die Anklageschrift schweren sexuellen Missbrauch an den Jungen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren.

Der 53-jährige Angeklagte gilt als weltweit erfolgreicher Kinderfotograf. Wie das "Zeit"-Magazin berichtet, zählten neben Zeitschriften wie dem "New York Magazine", "Marie Claire" und dem "SZ Magazin" auch das Modelabel Dolce & Gabbana sowie Ferrero zu seinen Auftraggebern. Die Werke des in Köln lebenden Fotografen wurden 70 Mal ausgezeichnet und weltweit ausgestellt.

In einigen Fällen sollen die Kinder während der Taten geschlafen und erst im Laufe der Handlungen wach geworden sein. In mindestens einer Situation soll ein mutmaßliches Opfer aber auch bewusst solche Schmerzen erlebt haben, dass es sich zur Ablenkung davon selbst in die Hand gebissen habe.

Mutmaßliche Opfer aus dem beruflichen Umfeld

Die Aneinanderreihung der Schauplätze klingt eher nach einem Urlaubskatalog als nach einer Strafakte: Disney World in Orlando, Sardinien, die Malediven und Gran Canaria werden genannt, außerdem die Wohnung des Angeklagten in Köln.

Der Angeklagte soll als Fotograf mit den Kindern beruflich zu tun gehabt und mit deren Eltern teilweise auch privat verkehrt haben. Mit der Mutter eines Jungen war er laut Staatsanwaltschaft liiert. Als Fotograf arbeitete der Angeklagte unter anderem für nationale und internationale Zeitschriften und lichtete hauptsächlich Kinder ab.

Verteidigung beklagt "suggestives Vorgehen"

Der Angeklagte selbst schwieg zu den Vorwürfen. Verteidiger Ulrich Sommer äußerte scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei. "Aus meiner Sicht ist dieses Verfahren manipuliert und korrumpiert worden", rügt Sommer in einem Eröffnungsplädoyer.

Die Polizei habe nicht ergebnisoffen ermittelt. Ein Polizist habe explizit niedergeschrieben: "Der Beschuldigte ist pädosexuell." Ermittlungen hätten dem Ziel gedient, diese These zu untermauern. Dafür hätten die Beamten Hunderte von Personen aus dem beruflichen Umfeld des Angeklagten angeschrieben.

In den Schreiben sollen sowohl die Tatvorwürfe als auch der Umstand, dass der Betreffende derzeit in Untersuchungshaft sitze, benannt worden sein. Dies sei keine neutrale Art der Ermittlung. Andere Strafverfahren, in denen die Polizei auf ähnliche Weise suggestiv vorgegangen sei, seien mit Freisprüchen zu Ende gegangen.

Polizei soll entlastende Aussage ignoriert haben

Außerdem empörte sich der Verteidiger über den polizeilichen Umgang mit der Aussage eines erwachsenen Mannes, der als Kind mit dem Angeklagten zu tun gehabt habe.

Nachdem dieser ausgesagt hatte, keine Missbrauchserfahrung gemacht zu haben, habe man sich an die Mutter des Mannes gewandt und ihr geschrieben, ihr Sohn "ist offenbar missbraucht worden". Von einer anderen Frau, die sich nun belastend geäußert habe, sei bekannt, dass sie früher einmal bei dem Angeklagten abgeblitzt sei.

Verteidigung nennt Zeugen "Manipulateure"

Der Anwalt sprach sich dafür aus, nicht zuerst mutmaßliche Opfer zu hören, sondern zunächst die frühere Mitarbeiterin, die Mütter der mutmaßlich betroffenen Kinder und einen Journalisten, der einen Vorbericht geschrieben habe, in dem er die Anschuldigungen als Fakten darstelle.

"Man sollte die Manipulateure zuerst hören", so Sommer. Ob die Kammer dieser Anregung folgt, bleibt abzuwarten. Der Vorsitzende äußerte, die Kammer habe sich veranlasst gesehen, aufgrund der Berichterstattung die Zeugenliste zu erweitern. Die Verhandlung soll am 14. Juni fortgesetzt werden.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Hauptverhandlung
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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